Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.Zwischenreich bedacht, vorher die asiatischen Sachen in Ordnung zu bringen, ehe er seine Ent-schließung, Musa abzusetzen, öffentlich bekannt machte. Nämlich, sint Temurlenkjs Feldzuge, da Asien durch die Tatarn sehr geschwächet worden, waren so vielerley und so starke Banden Räuber daselbst eingefallen, und hatten dasselbe durch unauf- hörliche Streifereyen dergestalt mitgenommen, daß seine vorigen Wunden auf keinerley Weise heil werden konnten. Diese Plünderer nun griff Muhämmed Tschelebi beherzt an, trieb sie in die Flucht, brachte sie theils um und nahm die übrigen gefangen, und stellete solchergestalt mit großem Ruhme die Ruhe in Asien wieder her. 3. Als die Zeitung von den Thaten desselben nach Adrianopel kam: so 4. Um auch seinem Bruder allen Argwohn zu benehmen, kehrete derselbe 2 Ungarn] Philipp Lonicer (und mit ihm fast alle christlichen Schriftsteller) schrei- bet diesen Feldzug Cyricelebi oder Sülejman zu (im 1 Bande, 28 S.). Er erzählet uns, Cyricelebi habe so viel Mannschaft zusammen- gebracht, daß er damit den benachbarten Bulgarn, Serviern und Macedoniern durch unordentliche Einfälle und Streifereyen leicht vielen Schaden hätte zufügen können. Die- ses sein Vorhaben zu hintertreiben, habe Siegmund, der König in Ungarn, mit Beyhülfe der Ungarn und Böhmen, ein zahl- reiches Kriegesheer gegen ihn ins Feld ge- [Spaltenumbruch] führet, und ihn bey Columbacium, einer Stadt in Servien nahe bey Samandria, nicht weit von dem Ister gelegen, zu einer blutigen Schlacht genöthiget, welches im Jahre Christi 1409 geschehen sey. Die Türken setzen diese Schlacht in das Jahr der Hidschret 815, und der Geburt Christi 1412. Da aber die türki- schen Jahrbücher diesen Feldzug ausdrücklich Musa Tschelebi beylegen: so scheinet dieser Irrthum aus Verwirrung der Namen ent- standen zu seyn. 3 einen großen Tempel] Dieses be- 5. Durch
Zwiſchenreich bedacht, vorher die aſiatiſchen Sachen in Ordnung zu bringen, ehe er ſeine Ent-ſchließung, Muſa abzuſetzen, oͤffentlich bekannt machte. Naͤmlich, ſint Temurlenkjs Feldzuge, da Aſien durch die Tatarn ſehr geſchwaͤchet worden, waren ſo vielerley und ſo ſtarke Banden Raͤuber daſelbſt eingefallen, und hatten daſſelbe durch unauf- hoͤrliche Streifereyen dergeſtalt mitgenommen, daß ſeine vorigen Wunden auf keinerley Weiſe heil werden konnten. Dieſe Pluͤnderer nun griff Muhaͤmmed Tſchelebi beherzt an, trieb ſie in die Flucht, brachte ſie theils um und nahm die uͤbrigen gefangen, und ſtellete ſolchergeſtalt mit großem Ruhme die Ruhe in Aſien wieder her. 3. Als die Zeitung von den Thaten deſſelben nach Adrianopel kam: ſo 4. Um auch ſeinem Bruder allen Argwohn zu benehmen, kehrete derſelbe 2 Ungarn] Philipp Lonicer (und mit ihm faſt alle chriſtlichen Schriftſteller) ſchrei- bet dieſen Feldzug Cyricelebi oder Suͤlejman zu (im 1 Bande, 28 S.). Er erzaͤhlet uns, Cyricelebi habe ſo viel Mannſchaft zuſammen- gebracht, daß er damit den benachbarten Bulgarn, Serviern und Macedoniern durch unordentliche Einfaͤlle und Streifereyen leicht vielen Schaden haͤtte zufuͤgen koͤnnen. Die- ſes ſein Vorhaben zu hintertreiben, habe Siegmund, der Koͤnig in Ungarn, mit Beyhuͤlfe der Ungarn und Boͤhmen, ein zahl- reiches Kriegesheer gegen ihn ins Feld ge- [Spaltenumbruch] fuͤhret, und ihn bey Columbacium, einer Stadt in Servien nahe bey Samandria, nicht weit von dem Iſter gelegen, zu einer blutigen Schlacht genoͤthiget, welches im Jahre Chriſti 1409 geſchehen ſey. Die Tuͤrken ſetzen dieſe Schlacht in das Jahr der Hidſchret 815, und der Geburt Chriſti 1412. Da aber die tuͤrki- ſchen Jahrbuͤcher dieſen Feldzug ausdruͤcklich Muſa Tſchelebi beylegen: ſo ſcheinet dieſer Irrthum aus Verwirrung der Namen ent- ſtanden zu ſeyn. 3 einen großen Tempel] Dieſes be- 5. Durch
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Zwiſchenreich
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Feldzuge, da Aſien durch die Tatarn ſehr geſchwaͤchet worden, waren ſo vielerley
und ſo ſtarke Banden Raͤuber daſelbſt eingefallen, und hatten daſſelbe durch unauf-
hoͤrliche Streifereyen dergeſtalt mitgenommen, daß ſeine vorigen Wunden auf
keinerley Weiſe heil werden konnten. Dieſe Pluͤnderer nun griff Muhaͤmmed
Tſchelebi beherzt an, trieb ſie in die Flucht, brachte ſie theils um und nahm die
uͤbrigen gefangen, und ſtellete ſolchergeſtalt mit großem Ruhme die Ruhe in
Aſien wieder her.
3. Als die Zeitung von den Thaten deſſelben nach Adrianopel kam: ſo
wurde Muſa Tſchelebi dadurch in ſolches Schrecken geſetzt, daß er, an ſtatt auf
das ganze Reich ſeines Vaters Anſpruch zu machen, wie er wol vorher willens
war, nunmehr beſorgte, dasjenige, das er davon beſaß, zu verlieren, und ſich
nicht getrauete, mit ſeinem Bruder darum zu ſtreiten. Damit er alſo Mu-
haͤmmed von allen Gedanken, ſeines Bruders Ermordung zu raͤchen, abbringen
moͤchte: ſo ließ er demſelben durch abgeſchickte Geſandten anbieten, ihm ganz
Aſien abzutreten, und zugleich verſprechen, daß er ſich an den europaͤiſchen Land-
ſchaften begnuͤgen wollte.
4. Um auch ſeinem Bruder allen Argwohn zu benehmen, kehrete derſelbe
im Jahre 814 ſeine Waffen gegen die Chriſten; und weil er das Kriegesgluͤck,
das er bisher ſo ſehr geſcheuet hatte, itzo fuͤr ſich guͤnſtiger fand: ſo nahm er in
Morea die Staͤdte Perawerd und Matrune ein, ließ Beſatzungen darinnen
zuruͤck, und ſchickte ſeine Truppen in das Winterlager.
H. 814.
J. C. 1411.
5. Durch
² Ungarn] Philipp Lonicer (und mit
ihm faſt alle chriſtlichen Schriftſteller) ſchrei-
bet dieſen Feldzug Cyricelebi oder Suͤlejman
zu (im 1 Bande, 28 S.). Er erzaͤhlet uns,
Cyricelebi habe ſo viel Mannſchaft zuſammen-
gebracht, daß er damit den benachbarten
Bulgarn, Serviern und Macedoniern durch
unordentliche Einfaͤlle und Streifereyen leicht
vielen Schaden haͤtte zufuͤgen koͤnnen. Die-
ſes ſein Vorhaben zu hintertreiben, habe
Siegmund, der Koͤnig in Ungarn, mit
Beyhuͤlfe der Ungarn und Boͤhmen, ein zahl-
reiches Kriegesheer gegen ihn ins Feld ge-
fuͤhret, und ihn bey Columbacium, einer
Stadt in Servien nahe bey Samandria, nicht
weit von dem Iſter gelegen, zu einer blutigen
Schlacht genoͤthiget, welches im Jahre Chriſti
1409 geſchehen ſey. Die Tuͤrken ſetzen dieſe
Schlacht in das Jahr der Hidſchret 815, und
der Geburt Chriſti 1412. Da aber die tuͤrki-
ſchen Jahrbuͤcher dieſen Feldzug ausdruͤcklich
Muſa Tſchelebi beylegen: ſo ſcheinet dieſer
Irrthum aus Verwirrung der Namen ent-
ſtanden zu ſeyn.
³ einen großen Tempel] Dieſes be-
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