"davon die Schuld einzig und allein deiner Hartnäckigkeit und Verstockung "mit Recht beyzumessen seyn würde), uns deine Hauptstadt auf solche Be- "dingungen einzuräumen, als du selbst verlangen kannst. Wenn du aber "dich dessen weigerst: so sind wir versichert, du wirst es gewiß, wann es zu "spät ist, und alsdann vergebens, bereuen, daß du unsere Ermahnungen ver- "worfen hast." So viel hielte das Schreiben in sich: den Gesandten aber gab derselbe Befehl, im Falle, daß sie die Griechen sehr abgeneigt finden sollten, die Stadt zu übergeben, ihre Begehren zu mildern und unter der Bedingung eines jährlichen Tributs einen Frieden zu schließen.
9.
Als die Gesandten in die Stadt kamen: so überreichten sie Paläolo-und ein Stille- stand unter der Bedingung ei- nes jährlichen Tributs ge- schlossen. gus das Schreiben. Dieser befand sich in größerem Schrecken, als es hätte seyn sollen, und willigte gar gerne in Bajeßids Forderungen ein, was die Er- haltung der Stadt und des Reiches betraf. Es wird daher ein Stillestand auf zehen Jahre unter folgenden Bedingungen geschlossen. Paläologus soll jährlich zehen tausend Füluri Altun 12 als einen Tribut bezahlen. Den Os- manen soll vergönnet seyn, in Constantinopel einen Dschami und Mähkjeme zu bauen, und einen Kaßi zu bestellen, dessen Gerichtbarkeit in folgenden Gren- zen eingeschlossen seyn soll. Wenn ein Christ zu Constantinopel einen Streit mit einem Müsülman hat; so soll derselbe von dem constantinopelischen Patri- archen entschieden werden: wenn aber ein Muhämmedischer mit einem andern Muhämmedischen in Streit geräth; so soll ihr eigener Kaßi denselben schlichten. Auf gleiche Weise, wenn zu Adrianopel zwischen Christen Streitigkeiten entste- hen; so sollen sie durch den Metropoliten selbiger Stadt beygeleget werden: wenn aber der Streit zwischen einem Christen und einem Müsülman ist; so soll Edrene Mewlasi 13 darinnen Richter seyn.
[Spaltenumbruch]
aber hat seinen Ursprung von dem gemeinen griechischen Worte [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt].
13 Edrene Mewlasi] oder der geistliche Richter zu Adrianopel. Denn Edrene ist Adrianopel; Mewla* aber ein geistlicher Richter, dessen Würde gleich nach dem Istam- bol Efendi und dem Kaßijüläskjer ist: si hat die Bedeutung des Artikels [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] (der), als wenn man sagte, [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] [Spaltenumbruch] [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] (Jeng- itscheriler Agasi). Die Mewla haben an verschiedenen Orten ihren Sitz: keiner aber, als der zu Constantinopel, führet den Titel Efendi, wegen des Vorzugs der Stadt. Die übrigen haben nur den Titel Mewla allein: als Misr Mewlasi, der Mewla von Aegypten; Bürusä Mewlasi, der Mewla von Prusa; Häleb Mewlasi, der Mewla von Aleppo.
10. Nachdem
* insgemein Mela.
K
4. Bajeßid der I
“davon die Schuld einzig und allein deiner Hartnaͤckigkeit und Verſtockung “mit Recht beyzumeſſen ſeyn wuͤrde), uns deine Hauptſtadt auf ſolche Be- “dingungen einzuraͤumen, als du ſelbſt verlangen kannſt. Wenn du aber “dich deſſen weigerſt: ſo ſind wir verſichert, du wirſt es gewiß, wann es zu “ſpaͤt iſt, und alsdann vergebens, bereuen, daß du unſere Ermahnungen ver- “worfen haſt.„ So viel hielte das Schreiben in ſich: den Geſandten aber gab derſelbe Befehl, im Falle, daß ſie die Griechen ſehr abgeneigt finden ſollten, die Stadt zu uͤbergeben, ihre Begehren zu mildern und unter der Bedingung eines jaͤhrlichen Tributs einen Frieden zu ſchließen.
9.
Als die Geſandten in die Stadt kamen: ſo uͤberreichten ſie Palaͤolo-und ein Stille- ſtand unter der Bedingung ei- nes jaͤhrlichen Tributs ge- ſchloſſen. gus das Schreiben. Dieſer befand ſich in groͤßerem Schrecken, als es haͤtte ſeyn ſollen, und willigte gar gerne in Bajeßids Forderungen ein, was die Er- haltung der Stadt und des Reiches betraf. Es wird daher ein Stilleſtand auf zehen Jahre unter folgenden Bedingungen geſchloſſen. Palaͤologus ſoll jaͤhrlich zehen tauſend Fuͤluri Altun 12 als einen Tribut bezahlen. Den Os- manen ſoll vergoͤnnet ſeyn, in Conſtantinopel einen Dſchami und Maͤhkjeme zu bauen, und einen Kaßi zu beſtellen, deſſen Gerichtbarkeit in folgenden Gren- zen eingeſchloſſen ſeyn ſoll. Wenn ein Chriſt zu Conſtantinopel einen Streit mit einem Muͤſuͤlman hat; ſo ſoll derſelbe von dem conſtantinopeliſchen Patri- archen entſchieden werden: wenn aber ein Muhaͤmmediſcher mit einem andern Muhaͤmmediſchen in Streit geraͤth; ſo ſoll ihr eigener Kaßi denſelben ſchlichten. Auf gleiche Weiſe, wenn zu Adrianopel zwiſchen Chriſten Streitigkeiten entſte- hen; ſo ſollen ſie durch den Metropoliten ſelbiger Stadt beygeleget werden: wenn aber der Streit zwiſchen einem Chriſten und einem Muͤſuͤlman iſt; ſo ſoll Edrene Mewlaſi 13 darinnen Richter ſeyn.
[Spaltenumbruch]
aber hat ſeinen Urſprung von dem gemeinen griechiſchen Worte [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt].
13 Edrene Mewlaſi] oder der geiſtliche Richter zu Adrianopel. Denn Edrene iſt Adrianopel; Mewla* aber ein geiſtlicher Richter, deſſen Wuͤrde gleich nach dem Iſtam- bol Efendi und dem Kaßijuͤlaͤskjer iſt: ſi hat die Bedeutung des Artikels [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] (der), als wenn man ſagte, [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] [Spaltenumbruch] [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] (Jeng- itſcheriler Agaſi). Die Mewla haben an verſchiedenen Orten ihren Sitz: keiner aber, als der zu Conſtantinopel, fuͤhret den Titel Efendi, wegen des Vorzugs der Stadt. Die uͤbrigen haben nur den Titel Mewla allein: als Miſr Mewlaſi, der Mewla von Aegypten; Buͤruſaͤ Mewlaſi, der Mewla von Pruſa; Haͤleb Mewlaſi, der Mewla von Aleppo.
10. Nachdem
* insgemein Mela.
K
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4. Bajeßid der I
“davon die Schuld einzig und allein deiner Hartnaͤckigkeit und Verſtockung
“mit Recht beyzumeſſen ſeyn wuͤrde), uns deine Hauptſtadt auf ſolche Be-
“dingungen einzuraͤumen, als du ſelbſt verlangen kannſt. Wenn du aber
“dich deſſen weigerſt: ſo ſind wir verſichert, du wirſt es gewiß, wann es zu
“ſpaͤt iſt, und alsdann vergebens, bereuen, daß du unſere Ermahnungen ver-
“worfen haſt.„ So viel hielte das Schreiben in ſich: den Geſandten aber
gab derſelbe Befehl, im Falle, daß ſie die Griechen ſehr abgeneigt finden ſollten,
die Stadt zu uͤbergeben, ihre Begehren zu mildern und unter der Bedingung
eines jaͤhrlichen Tributs einen Frieden zu ſchließen.
9. Als die Geſandten in die Stadt kamen: ſo uͤberreichten ſie Palaͤolo-
gus das Schreiben. Dieſer befand ſich in groͤßerem Schrecken, als es haͤtte
ſeyn ſollen, und willigte gar gerne in Bajeßids Forderungen ein, was die Er-
haltung der Stadt und des Reiches betraf. Es wird daher ein Stilleſtand
auf zehen Jahre unter folgenden Bedingungen geſchloſſen. Palaͤologus ſoll
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als einen Tribut bezahlen. Den Os-
manen ſoll vergoͤnnet ſeyn, in Conſtantinopel einen Dſchami und Maͤhkjeme
zu bauen, und einen Kaßi zu beſtellen, deſſen Gerichtbarkeit in folgenden Gren-
zen eingeſchloſſen ſeyn ſoll. Wenn ein Chriſt zu Conſtantinopel einen Streit
mit einem Muͤſuͤlman hat; ſo ſoll derſelbe von dem conſtantinopeliſchen Patri-
archen entſchieden werden: wenn aber ein Muhaͤmmediſcher mit einem andern
Muhaͤmmediſchen in Streit geraͤth; ſo ſoll ihr eigener Kaßi denſelben ſchlichten.
Auf gleiche Weiſe, wenn zu Adrianopel zwiſchen Chriſten Streitigkeiten entſte-
hen; ſo ſollen ſie durch den Metropoliten ſelbiger Stadt beygeleget werden:
wenn aber der Streit zwiſchen einem Chriſten und einem Muͤſuͤlman iſt; ſo
ſoll Edrene Mewlaſi
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darinnen Richter ſeyn.
und ein Stille-
ſtand unter der
Bedingung ei-
nes jaͤhrlichen
Tributs ge-
ſchloſſen.
10. Nachdem
aber hat ſeinen Urſprung von dem gemeinen
griechiſchen Worte _ .
¹³ Edrene Mewlaſi] oder der geiſtliche
Richter zu Adrianopel. Denn Edrene iſt
Adrianopel; Mewla * aber ein geiſtlicher
Richter, deſſen Wuͤrde gleich nach dem Iſtam-
bol Efendi und dem Kaßijuͤlaͤskjer iſt: ſi hat
die Bedeutung des Artikels _ (der), als
wenn man ſagte, _
_ (Jeng-
itſcheriler Agaſi). Die Mewla haben an
verſchiedenen Orten ihren Sitz: keiner aber,
als der zu Conſtantinopel, fuͤhret den Titel
Efendi, wegen des Vorzugs der Stadt. Die
uͤbrigen haben nur den Titel Mewla allein:
als Miſr Mewlaſi, der Mewla von Aegypten;
Buͤruſaͤ Mewlaſi, der Mewla von Pruſa;
Haͤleb Mewlaſi, der Mewla von Aleppo.
* insgemein Mela.
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/151>, abgerufen am 22.07.2024.
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