Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Römer bey dem Spiel/ ist wie du weist vermählt/
Der aber bleibet dein/ der itzund nach dir freyet/
Stünd er dir auch nicht an/ scheint doch dis ungefehlt/
Daß er etwas aus Rom dir künfftig propheceyet.
Antwort.
ALs jener Römer mich zur Römerin erwehlte/
Den seine Tapferkeit mehr als sein Purpur
schmückt/

Da dacht ich/ weil mir nichts an Ehr und Freude fehlte/
Ich wäre dieses Jahr vollkommen schon beglückt.
Drum laß ich wie im Traum das angenehme Schreiben/
Durch welches mir ein Printz/ den Cron und Zepter ziert/
Aus Ernst/ und nicht im Spiel/ um ewig mein zu bleiben/
Und zwar von werther Hand/ ward gestern zugeführt.
Ich hab ihn willig auf- und danckbar angenommen/
Und glaube daß mein Glück nunmehr am höchsten ist
Was könte sonst aus Rom für mich mehr gutes kom-
men?

Doch komme was da wil/ nur nicht der Antichrist.
Auf den seeligen Tod des Autoris
erster Gemahlin.
1.
SOl ich meine Doris missen?
Hat Sie mir der Tod entrissen?
Oder bringt die Phantasey
Mir vielleicht ein Schrecken bey?
Lebt Sie? Nein Sie ist verschwunden;
Meine Doris deckt ein Grab;
Schneid/ Verhängniß meinen Stunden
Ungesäumt den Faden ab!
2. Solt
F 2
Der Roͤmer bey dem Spiel/ iſt wie du weiſt vermaͤhlt/
Der aber bleibet dein/ der itzund nach dir freyet/
Stuͤnd er dir auch nicht an/ ſcheint doch dis ungefehlt/
Daß er etwas aus Rom dir kuͤnfftig propheceyet.
Antwort.
ALs jener Roͤmer mich zur Roͤmerin erwehlte/
Den ſeine Tapferkeit mehr als ſein Purpur
ſchmuͤckt/

Da dacht ich/ weil mir nichts an Ehr und Freude fehlte/
Ich waͤre dieſes Jahr vollkommen ſchon begluͤckt.
Drum laß ich wie im Traum das angenehme Schreiben/
Durch welches mir ein Printz/ den Cron und Zepter ziert/
Aus Ernſt/ und nicht im Spiel/ um ewig mein zu bleiben/
Und zwar von werther Hand/ ward geſtern zugefuͤhrt.
Ich hab ihn willig auf- und danckbar angenommen/
Und glaube daß mein Gluͤck nunmehr am hoͤchſten iſt
Was koͤnte ſonſt aus Rom fuͤr mich mehr gutes kom-
men?

Doch komme was da wil/ nur nicht der Antichriſt.
Auf den ſeeligen Tod des Autoris
erſter Gemahlin.
1.
SOl ich meine Doris miſſen?
Hat Sie mir der Tod entriſſen?
Oder bringt die Phantaſey
Mir vielleicht ein Schrecken bey?
Lebt Sie? Nein Sie iſt verſchwunden;
Meine Doris deckt ein Grab;
Schneid/ Verhaͤngniß meinen Stunden
Ungeſaͤumt den Faden ab!
2. Solt
F 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0096" n="83"/>
          <l>Der Ro&#x0364;mer bey dem Spiel/ i&#x017F;t wie du wei&#x017F;t verma&#x0364;hlt/</l><lb/>
          <l>Der aber bleibet dein/ der itzund nach dir freyet/</l><lb/>
          <l>Stu&#x0364;nd er dir auch nicht an/ &#x017F;cheint doch dis ungefehlt/</l><lb/>
          <l>Daß er etwas aus Rom dir ku&#x0364;nfftig propheceyet.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Antwort.</hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">A</hi>Ls jener Ro&#x0364;mer mich zur Ro&#x0364;merin erwehlte/</l><lb/>
            <l>Den &#x017F;eine Tapferkeit mehr als &#x017F;ein Purpur<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chmu&#x0364;ckt/</hi></l><lb/>
            <l>Da dacht ich/ weil mir nichts an Ehr und Freude fehlte/</l><lb/>
            <l>Ich wa&#x0364;re die&#x017F;es Jahr vollkommen &#x017F;chon beglu&#x0364;ckt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Drum laß ich wie im Traum das angenehme Schreiben/</l><lb/>
            <l>Durch welches mir ein Printz/ den Cron und Zepter ziert/</l><lb/>
            <l>Aus Ern&#x017F;t/ und nicht im Spiel/ um ewig mein zu bleiben/</l><lb/>
            <l>Und zwar von werther Hand/ ward ge&#x017F;tern zugefu&#x0364;hrt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Ich hab ihn willig auf- und danckbar angenommen/</l><lb/>
            <l>Und glaube daß mein Glu&#x0364;ck nunmehr am ho&#x0364;ch&#x017F;ten i&#x017F;t</l><lb/>
            <l>Was ko&#x0364;nte &#x017F;on&#x017F;t aus Rom fu&#x0364;r mich mehr gutes kom-<lb/><hi rendition="#et">men?</hi></l><lb/>
            <l>Doch komme was da wil/ nur nicht der Antichri&#x017F;t.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Auf den &#x017F;eeligen Tod des Autoris<lb/>
er&#x017F;ter Gemahlin.</hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <head> <hi rendition="#c">1.</hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">S</hi>Ol ich meine Doris mi&#x017F;&#x017F;en?</l><lb/>
            <l>Hat Sie mir der Tod entri&#x017F;&#x017F;en?</l><lb/>
            <l>Oder bringt die Phanta&#x017F;ey</l><lb/>
            <l>Mir vielleicht ein Schrecken bey?</l><lb/>
            <l>Lebt Sie? Nein Sie i&#x017F;t ver&#x017F;chwunden;</l><lb/>
            <l>Meine Doris deckt ein Grab;</l><lb/>
            <l>Schneid/ Verha&#x0364;ngniß meinen Stunden</l><lb/>
            <l>Unge&#x017F;a&#x0364;umt den Faden ab!</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">F 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">2. Solt</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0096] Der Roͤmer bey dem Spiel/ iſt wie du weiſt vermaͤhlt/ Der aber bleibet dein/ der itzund nach dir freyet/ Stuͤnd er dir auch nicht an/ ſcheint doch dis ungefehlt/ Daß er etwas aus Rom dir kuͤnfftig propheceyet. Antwort. ALs jener Roͤmer mich zur Roͤmerin erwehlte/ Den ſeine Tapferkeit mehr als ſein Purpur ſchmuͤckt/ Da dacht ich/ weil mir nichts an Ehr und Freude fehlte/ Ich waͤre dieſes Jahr vollkommen ſchon begluͤckt. Drum laß ich wie im Traum das angenehme Schreiben/ Durch welches mir ein Printz/ den Cron und Zepter ziert/ Aus Ernſt/ und nicht im Spiel/ um ewig mein zu bleiben/ Und zwar von werther Hand/ ward geſtern zugefuͤhrt. Ich hab ihn willig auf- und danckbar angenommen/ Und glaube daß mein Gluͤck nunmehr am hoͤchſten iſt Was koͤnte ſonſt aus Rom fuͤr mich mehr gutes kom- men? Doch komme was da wil/ nur nicht der Antichriſt. Auf den ſeeligen Tod des Autoris erſter Gemahlin. 1. SOl ich meine Doris miſſen? Hat Sie mir der Tod entriſſen? Oder bringt die Phantaſey Mir vielleicht ein Schrecken bey? Lebt Sie? Nein Sie iſt verſchwunden; Meine Doris deckt ein Grab; Schneid/ Verhaͤngniß meinen Stunden Ungeſaͤumt den Faden ab! 2. Solt F 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/96
Zitationshilfe: [Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/96>, abgerufen am 23.11.2024.