[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.12. Die Grabschrifft hat er ihm mit eignem Blut geschrieben/Ein Werck das ewig währt! Er ist im Sturm geblieben/ Wo GOtt mit Mahomet um seinen Ruhm gekampfft; Und endlich obgesiegt/ im Beyseyn vieler Helden/ Die in der halben Weit den frühen Fall vermelden. Der Neid beklaget selbst/ daß ihn der Tod gedämpfft; Der Neid der insgemein den Stachel zu beblümen/ Die Tugend in dem Sarg' am liebsten pflegt zu rühmen. 13. Genug mein Freund ich muß nunmehr von hinnen eilen/Nim an zu guter letzt die schlechte Trauer-Zeilen/ Die wahrer Freundschafft Pflicht an diesem Ort ent- warff. Ich schwere bey dem Glantz mit dem du bist umgeben/ Daß dein Gedächtniß sol in mir so lange leben Und gleichsam heilig seyn/ biß daß ich folgen darff. Ich setze das hinzu: Seit dem du mich verlassen/ Hab' ich nur halbe Müh die Eitelkeit zu hassen. Von der Poesie. AUf! säume nicht mein Sinn ein gutes Werck zu wa-gen/ Und aller Tichterey auf ewig abzusagen; Gib weiter kein Gehör/ wenn die Syrene singt/ Und such ein ander Spiel/ das bessern Nutzen bringt. Wie? sprichst du/ soll ich schon ein Zeitvertreib verschwe- ren/ Dadurch ich bin gewohnt die Grillen abzukehren/ Das mir in Sicherheit bißher die Stunden kürtzt/ An statt daß mancher sich aus Lust in Unlust stürtzt/ Der/ weil ein schwartzer Punct im Würffeln aus geblie- ben/ Zuletzt aus dem Besitz der Güter wir getrieben. Ich
12. Die Grabſchrifft hat er ihm mit eignem Blut geſchrieben/Ein Werck das ewig waͤhrt! Er iſt im Sturm geblieben/ Wo GOtt mit Mahomet um ſeinen Ruhm gekampfft; Und endlich obgeſiegt/ im Beyſeyn vieler Helden/ Die in der halben Weit den fruͤhen Fall vermelden. Der Neid beklaget ſelbſt/ daß ihn der Tod gedaͤmpfft; Der Neid der insgemein den Stachel zu bebluͤmen/ Die Tugend in dem Sarg’ am liebſten pflegt zu ruͤhmen. 13. Genug mein Freund ich muß nunmehr von hinnen eilen/Nim an zu guter letzt die ſchlechte Trauer-Zeilen/ Die wahrer Freundſchafft Pflicht an dieſem Ort ent- warff. Ich ſchwere bey dem Glantz mit dem du biſt umgeben/ Daß dein Gedaͤchtniß ſol in mir ſo lange leben Und gleichſam heilig ſeyn/ biß daß ich folgen darff. Ich ſetze das hinzu: Seit dem du mich verlaſſen/ Hab’ ich nur halbe Muͤh die Eitelkeit zu haſſen. Von der Poeſie. AUf! ſaͤume nicht mein Sinn ein gutes Werck zu wa-gen/ Und aller Tichterey auf ewig abzuſagen; Gib weiter kein Gehoͤr/ wenn die Syrene ſingt/ Und ſuch ein ander Spiel/ das beſſern Nutzen bringt. Wie? ſprichſt du/ ſoll ich ſchon ein Zeitvertreib verſchwe- ren/ Dadurch ich bin gewohnt die Grillen abzukehren/ Das mir in Sicherheit bißher die Stunden kuͤrtzt/ An ſtatt daß mancher ſich aus Luſt in Unluſt ſtuͤrtzt/ Der/ weil ein ſchwartzer Punct im Wuͤrffeln aus geblie- ben/ Zuletzt aus dem Beſitz der Guͤter wir getrieben. Ich
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12.
Die Grabſchrifft hat er ihm mit eignem Blut geſchrieben/
Ein Werck das ewig waͤhrt! Er iſt im Sturm geblieben/
Wo GOtt mit Mahomet um ſeinen Ruhm gekampfft;
Und endlich obgeſiegt/ im Beyſeyn vieler Helden/
Die in der halben Weit den fruͤhen Fall vermelden.
Der Neid beklaget ſelbſt/ daß ihn der Tod gedaͤmpfft;
Der Neid der insgemein den Stachel zu bebluͤmen/
Die Tugend in dem Sarg’ am liebſten pflegt zu ruͤhmen.
13.
Genug mein Freund ich muß nunmehr von hinnen eilen/
Nim an zu guter letzt die ſchlechte Trauer-Zeilen/
Die wahrer Freundſchafft Pflicht an dieſem Ort ent-
warff.
Ich ſchwere bey dem Glantz mit dem du biſt umgeben/
Daß dein Gedaͤchtniß ſol in mir ſo lange leben
Und gleichſam heilig ſeyn/ biß daß ich folgen darff.
Ich ſetze das hinzu: Seit dem du mich verlaſſen/
Hab’ ich nur halbe Muͤh die Eitelkeit zu haſſen.
Von der Poeſie.
AUf! ſaͤume nicht mein Sinn ein gutes Werck zu wa-
gen/
Und aller Tichterey auf ewig abzuſagen;
Gib weiter kein Gehoͤr/ wenn die Syrene ſingt/
Und ſuch ein ander Spiel/ das beſſern Nutzen bringt.
Wie? ſprichſt du/ ſoll ich ſchon ein Zeitvertreib verſchwe-
ren/
Dadurch ich bin gewohnt die Grillen abzukehren/
Das mir in Sicherheit bißher die Stunden kuͤrtzt/
An ſtatt daß mancher ſich aus Luſt in Unluſt ſtuͤrtzt/
Der/ weil ein ſchwartzer Punct im Wuͤrffeln aus geblie-
ben/
Zuletzt aus dem Beſitz der Guͤter wir getrieben.
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