[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.Als den Abend vorher am Buß-Tage drey Maßqvirte Damen sich bey Hofe eingefunden. ALs gestern unsre Stadt/ wie ehmahls Ninive/ Im Sack und Asche lag/ und ihre Fasten hielte/ Geschah' es bey der Nacht/ daß zwischen Ach und Weh/ Das schon betrübte Volck ein neues Schrecken fühlte. Drey Maßqven liessen sich in fremdem Zierrath sehn/ Ich weiß nicht ob sie uns vielleicht zum Trost erschienen. Sie sahen denen gleich/ die hin zum Paris gehn/ Durch seinen Richter-Spruch den Apffel zu verdienen. Propheteten die ihr sonst die Geister prüfen könnt/ Und ob es solche sind die GOtt den HErren loben/ Ihr die ihr jedes Ding bey seinen Nahmen nennt Sagt kamen diese drey von unten oder oben! Danck-Schreiben. VErgönnt mir Schönsten/ daß ich mag Durch diesen Brieff die Hände küssen/ Die gestern einen gantzen Tag Zu meinem Dienst sich regen müssen; Und daß ich meine Danckbarkeit/ Zu der ich euch verbunden lebe/ Bey dieser frühen Morgen-Zeit/ Gehorsamst zu erkennen gebe. Denn daß die liebe Dorilis Vielleicht nicht meiner gantz vergessen/ Das hab' ich keinem sonst gewiß Als eurer Arbeit beyzumessen. Ich sehe noch in meinem Sinn Die zarten Fingerchen spatziren/ Am diese/ der ich eigen bin/ Mit hundert Schleiffen auszuzieren. So
Als den Abend vorher am Buß-Tage drey Maßqvirte Damen ſich bey Hofe eingefunden. ALs geſtern unſre Stadt/ wie ehmahls Ninive/ Im Sack und Aſche lag/ und ihre Faſten hielte/ Geſchah’ es bey der Nacht/ daß zwiſchen Ach und Weh/ Das ſchon betruͤbte Volck ein neues Schrecken fuͤhlte. Drey Maßqven lieſſen ſich in fremdem Zierrath ſehn/ Ich weiß nicht ob ſie uns vielleicht zum Troſt erſchienẽ. Sie ſahen denen gleich/ die hin zum Paris gehn/ Durch ſeinen Richter-Spruch den Apffel zu verdienen. Propheteten die ihr ſonſt die Geiſter pruͤfen koͤnnt/ Und ob es ſolche ſind die GOtt den HErren loben/ Ihr die ihr jedes Ding bey ſeinen Nahmen nennt Sagt kamen dieſe drey von unten oder oben! Danck-Schreiben. VErgoͤnnt mir Schoͤnſten/ daß ich mag Durch dieſen Brieff die Haͤnde kuͤſſen/ Die geſtern einen gantzen Tag Zu meinem Dienſt ſich regen muͤſſen; Und daß ich meine Danckbarkeit/ Zu der ich euch verbunden lebe/ Bey dieſer fruͤhen Morgen-Zeit/ Gehorſamſt zu erkennen gebe. Denn daß die liebe Dorilis Vielleicht nicht meiner gantz vergeſſen/ Das hab’ ich keinem ſonſt gewiß Als eurer Arbeit beyzumeſſen. Ich ſehe noch in meinem Sinn Die zarten Fingerchen ſpatziren/ Am dieſe/ der ich eigen bin/ Mit hundert Schleiffen auszuzieren. So
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Als den Abend vorher am Buß-Tage
drey Maßqvirte Damen ſich bey Hofe
eingefunden.
ALs geſtern unſre Stadt/ wie ehmahls Ninive/
Im Sack und Aſche lag/ und ihre Faſten hielte/
Geſchah’ es bey der Nacht/ daß zwiſchen Ach und Weh/
Das ſchon betruͤbte Volck ein neues Schrecken fuͤhlte.
Drey Maßqven lieſſen ſich in fremdem Zierrath ſehn/
Ich weiß nicht ob ſie uns vielleicht zum Troſt erſchienẽ.
Sie ſahen denen gleich/ die hin zum Paris gehn/
Durch ſeinen Richter-Spruch den Apffel zu verdienen.
Propheteten die ihr ſonſt die Geiſter pruͤfen koͤnnt/
Und ob es ſolche ſind die GOtt den HErren loben/
Ihr die ihr jedes Ding bey ſeinen Nahmen nennt
Sagt kamen dieſe drey von unten oder oben!
Danck-Schreiben.
VErgoͤnnt mir Schoͤnſten/ daß ich mag
Durch dieſen Brieff die Haͤnde kuͤſſen/
Die geſtern einen gantzen Tag
Zu meinem Dienſt ſich regen muͤſſen;
Und daß ich meine Danckbarkeit/
Zu der ich euch verbunden lebe/
Bey dieſer fruͤhen Morgen-Zeit/
Gehorſamſt zu erkennen gebe.
Denn daß die liebe Dorilis
Vielleicht nicht meiner gantz vergeſſen/
Das hab’ ich keinem ſonſt gewiß
Als eurer Arbeit beyzumeſſen.
Ich ſehe noch in meinem Sinn
Die zarten Fingerchen ſpatziren/
Am dieſe/ der ich eigen bin/
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Zitationshilfe: | [Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/56>, abgerufen am 16.02.2025. |