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[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.

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Daß schon dein muntrer Knecht die Räder hat geschmiert/
Damit du desto eh'/ mit den geliebten Deinen/
Auff meinem Meyerhof/ am Freytag kanst erscheinen.
Fort Gelben! biß der Trab euch das Gebiß beschäumt/
Euch ist schon Kripp und Stall beyzeiten ausgeräumt.
Seyd stoltz/ weil ihr vielleicht noch nicht in einem Wagen/
So viel vom edlen Blut der - - - habt getragen/
Schickt euch zur stillen Ruh/ und einem kutzen Lauff/
Und haltet länger nicht den Wirth zu Blumberg auf.
Denn wenn er einen Hund von weiten bellen höret/
Ein freudiges Gesicht nach seinen Gästen kehret.
Ihr dürfft nicht nach dem Schritt der andern Rosse sehn/
Denn jene läßt mit Fleiß ihr Herr so langsam gehn/
Daß ihn das Tugend-Bild/ das mit so holden Blicken
Ihm an der Seiten strahlt/ noch länger sol entzücken.
Doch glaubt mir/ wenn er ihr nur das geringste sagt/
Dadurch ihr Helden-Muht ins Harnisch wird gejagt/
Wird nach dem ersten Blitz der zornigen Geberden/
Er selbst von Schrecken stumm/ die Braune rasend werden.
Zuletzt ersuch ich dich/ daß meiner Grillen Tand/
Herr Bruder dir allein/ nicht Fremden sey bekandt.
Ein Lied daß ich nur dir/ und keinem andern singe/
Das ist kein Ständgen nicht/ das ich der Strasse bringe/
Ein Kuß der Marck und Bein in Keuschheit zittern macht/
Wird/ wenn es niemand sieht/ zum besten angebracht.
Ich habe guten Fug ein solches zu begehren/
Drum wirst du als ein Freund/ es deinen Freund ge-
wehren;

Sonst zieh ich meinen Kopf als wie die Schnecken ein/
Und werde weniger/ als sonst dein Diener seyn.
Mit den Satyren selbst/ die in den Wäldern hüpffen/
Werd ich auff solchen Fall/ mich wider dich verknüpffen/
Und schreyen daß es weit durch Berg und Thäler gällt/
Daß auch der beste Freund nicht Treu und Glauben
hält.
Gedan-
Daß ſchon dein muntreꝛ Knecht die Raͤder hat geſchmiert/
Damit du deſto eh’/ mit den geliebten Deinen/
Auff meinem Meyerhof/ am Freytag kanſt erſcheinen.
Fort Gelben! biß der Trab euch das Gebiß beſchaͤumt/
Euch iſt ſchon Kripp und Stall beyzeiten ausgeraͤumt.
Seyd ſtoltz/ weil ihr vielleicht noch nicht in einem Wagen/
So viel vom edlen Blut der - - - habt getragen/
Schickt euch zur ſtillen Ruh/ und einem kutzen Lauff/
Und haltet laͤnger nicht den Wirth zu Blumberg auf.
Denn wenn er einen Hund von weiten bellen hoͤret/
Ein freudiges Geſicht nach ſeinen Gaͤſten kehret.
Ihr duͤrfft nicht nach dem Schritt der andern Roſſe ſehn/
Denn jene laͤßt mit Fleiß ihr Herr ſo langſam gehn/
Daß ihn das Tugend-Bild/ das mit ſo holden Blicken
Ihm an der Seiten ſtrahlt/ noch laͤnger ſol entzuͤcken.
Doch glaubt mir/ wenn er ihr nur das geringſte ſagt/
Dadurch ihr Helden-Muht ins Harniſch wird gejagt/
Wird nach dem erſten Blitz der zornigen Geberden/
Er ſelbſt von Schrecken ſtum̃/ die Braune raſend werden.
Zuletzt erſuch ich dich/ daß meiner Grillen Tand/
Herr Bruder dir allein/ nicht Fremden ſey bekandt.
Ein Lied daß ich nur dir/ und keinem andern ſinge/
Das iſt kein Staͤndgen nicht/ das ich der Straſſe bringe/
Ein Kuß der Marck und Bein in Keuſchheit zittern macht/
Wird/ wenn es niemand ſieht/ zum beſten angebracht.
Ich habe guten Fug ein ſolches zu begehren/
Drum wirſt du als ein Freund/ es deinen Freund ge-
wehren;

Sonſt zieh ich meinen Kopf als wie die Schnecken ein/
Und werde weniger/ als ſonſt dein Diener ſeyn.
Mit den Satyren ſelbſt/ die in den Waͤldern huͤpffen/
Werd ich auff ſolchen Fall/ mich wider dich verknuͤpffen/
Und ſchreyen daß es weit durch Berg und Thaͤler gaͤllt/
Daß auch der beſte Freund nicht Treu und Glauben
haͤlt.
Gedan-
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[40/0053] Daß ſchon dein muntreꝛ Knecht die Raͤder hat geſchmiert/ Damit du deſto eh’/ mit den geliebten Deinen/ Auff meinem Meyerhof/ am Freytag kanſt erſcheinen. Fort Gelben! biß der Trab euch das Gebiß beſchaͤumt/ Euch iſt ſchon Kripp und Stall beyzeiten ausgeraͤumt. Seyd ſtoltz/ weil ihr vielleicht noch nicht in einem Wagen/ So viel vom edlen Blut der - - - habt getragen/ Schickt euch zur ſtillen Ruh/ und einem kutzen Lauff/ Und haltet laͤnger nicht den Wirth zu Blumberg auf. Denn wenn er einen Hund von weiten bellen hoͤret/ Ein freudiges Geſicht nach ſeinen Gaͤſten kehret. Ihr duͤrfft nicht nach dem Schritt der andern Roſſe ſehn/ Denn jene laͤßt mit Fleiß ihr Herr ſo langſam gehn/ Daß ihn das Tugend-Bild/ das mit ſo holden Blicken Ihm an der Seiten ſtrahlt/ noch laͤnger ſol entzuͤcken. Doch glaubt mir/ wenn er ihr nur das geringſte ſagt/ Dadurch ihr Helden-Muht ins Harniſch wird gejagt/ Wird nach dem erſten Blitz der zornigen Geberden/ Er ſelbſt von Schrecken ſtum̃/ die Braune raſend werden. Zuletzt erſuch ich dich/ daß meiner Grillen Tand/ Herr Bruder dir allein/ nicht Fremden ſey bekandt. Ein Lied daß ich nur dir/ und keinem andern ſinge/ Das iſt kein Staͤndgen nicht/ das ich der Straſſe bringe/ Ein Kuß der Marck und Bein in Keuſchheit zittern macht/ Wird/ wenn es niemand ſieht/ zum beſten angebracht. Ich habe guten Fug ein ſolches zu begehren/ Drum wirſt du als ein Freund/ es deinen Freund ge- wehren; Sonſt zieh ich meinen Kopf als wie die Schnecken ein/ Und werde weniger/ als ſonſt dein Diener ſeyn. Mit den Satyren ſelbſt/ die in den Waͤldern huͤpffen/ Werd ich auff ſolchen Fall/ mich wider dich verknuͤpffen/ Und ſchreyen daß es weit durch Berg und Thaͤler gaͤllt/ Daß auch der beſte Freund nicht Treu und Glauben haͤlt. Gedan-

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Zitationshilfe: [Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/53>, abgerufen am 23.11.2024.