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[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.

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Gratulation an einen guten Freund.
VErgönne mir mein Freund/ daß ich dir etwas stiffte/
Das länger dauren sol/ als Ertz und Marmelstein.
Mich freut dein Wohlergehn/ drum fahr ich durch die
Klüffte/

Die zwischen dir und mir nunmehr befestigt seyn.
Du wirst des Fürsten Raht im allerhöchsten Orden/
Da dieser Name sich bey mir im Schatten weist/
Und bist im rechtem Ernst zur Excellentz geworden/
Da mich mein Bauer kaum gestrenger Juncker heißt.
Getrost! ein gleicher Blick wird auch auf diese Zeilen
Und meine Niedrigkeit von deinem Gipffel gehn/
Als du dich nicht geschämt/ den Brieffen zu ertheilen/
Die dir von Wort zu Wort noch im Gedächtniß stehn.
Du hast dich nimmer nicht/ noch andre so vergessen/
Daß man Veränderung an dir befürchten kan/
Noch nach der Aemter Maaß die Freundschafft abge-
messen/

Du sahst die Redlichkeit und nicht den Purpur an.
So ist ein jeder froh/ daß Fridrich dich erhoben/
Daß endlich dich das Glück erwischet bey der Hand/
Und gleichsam mit Gewalt auf einen Ort geschoben/
Den dir Verdienst und Wunsch hat lange zuerkant.
Denn mit der Mutter-Milch hast du den Trieb gesogen/
Den deines Bruders Zucht vollkommener gemacht/
Des Bruders/ dessen Lob Europa durch geflogen/
Der euren Sieben-Stern zum Vorschein hat gebracht.
Wie rühmlich du die Zeit auf Schulen angeleget/
Das gab uns zuverstehn das tief-gelehrte Blat/
Dadurch Arminius ward in der Grufft beweget/
So bald der munter - - auf den Catheder trat;
Hernach nahmst du den Weg nach weit entlegnen Orten/
Und ludest da dein Schiff mit solchem Zeuge voll/
Das dir den Grund gelegt zu einer Ehren-Pforten/
An der die späte Welt dein Denckmahl lesen soll.
Die
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Gratulation an einen guten Freund.
VErgoͤnne mir mein Freund/ daß ich dir etwas ſtiffte/
Das laͤnger dauren ſol/ als Ertz und Marmelſtein.
Mich freut dein Wohlergehn/ drum fahr ich durch die
Kluͤffte/

Die zwiſchen dir und mir nunmehr befeſtigt ſeyn.
Du wirſt des Fuͤrſten Raht im allerhoͤchſten Orden/
Da dieſer Name ſich bey mir im Schatten weiſt/
Und biſt im rechtem Ernſt zur Excellentz geworden/
Da mich mein Bauer kaum geſtrenger Juncker heißt.
Getroſt! ein gleicher Blick wird auch auf dieſe Zeilen
Und meine Niedrigkeit von deinem Gipffel gehn/
Als du dich nicht geſchaͤmt/ den Brieffen zu ertheilen/
Die dir von Wort zu Wort noch im Gedaͤchtniß ſtehn.
Du haſt dich nimmer nicht/ noch andre ſo vergeſſen/
Daß man Veraͤnderung an dir befuͤrchten kan/
Noch nach der Aemter Maaß die Freundſchafft abge-
meſſen/

Du ſahſt die Redlichkeit und nicht den Purpur an.
So iſt ein jeder froh/ daß Fridrich dich erhoben/
Daß endlich dich das Gluͤck erwiſchet bey der Hand/
Und gleichſam mit Gewalt auf einen Ort geſchoben/
Den dir Verdienſt und Wunſch hat lange zuerkant.
Denn mit der Mutter-Milch haſt du den Trieb geſogen/
Den deines Bruders Zucht vollkommener gemacht/
Des Bruders/ deſſen Lob Europa durch geflogen/
Der euren Sieben-Stern zum Vorſchein hat gebracht.
Wie ruͤhmlich du die Zeit auf Schulen angeleget/
Das gab uns zuverſtehn das tief-gelehrte Blat/
Dadurch Arminius ward in der Grufft beweget/
So bald der munter - - auf den Catheder trat;
Hernach nahmſt du den Weg nach weit entlegnen Orten/
Und ludeſt da dein Schiff mit ſolchem Zeuge voll/
Das dir den Grund gelegt zu einer Ehren-Pforten/
An der die ſpaͤte Welt dein Denckmahl leſen ſoll.
Die
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[33/0046] Gratulation an einen guten Freund. VErgoͤnne mir mein Freund/ daß ich dir etwas ſtiffte/ Das laͤnger dauren ſol/ als Ertz und Marmelſtein. Mich freut dein Wohlergehn/ drum fahr ich durch die Kluͤffte/ Die zwiſchen dir und mir nunmehr befeſtigt ſeyn. Du wirſt des Fuͤrſten Raht im allerhoͤchſten Orden/ Da dieſer Name ſich bey mir im Schatten weiſt/ Und biſt im rechtem Ernſt zur Excellentz geworden/ Da mich mein Bauer kaum geſtrenger Juncker heißt. Getroſt! ein gleicher Blick wird auch auf dieſe Zeilen Und meine Niedrigkeit von deinem Gipffel gehn/ Als du dich nicht geſchaͤmt/ den Brieffen zu ertheilen/ Die dir von Wort zu Wort noch im Gedaͤchtniß ſtehn. Du haſt dich nimmer nicht/ noch andre ſo vergeſſen/ Daß man Veraͤnderung an dir befuͤrchten kan/ Noch nach der Aemter Maaß die Freundſchafft abge- meſſen/ Du ſahſt die Redlichkeit und nicht den Purpur an. So iſt ein jeder froh/ daß Fridrich dich erhoben/ Daß endlich dich das Gluͤck erwiſchet bey der Hand/ Und gleichſam mit Gewalt auf einen Ort geſchoben/ Den dir Verdienſt und Wunſch hat lange zuerkant. Denn mit der Mutter-Milch haſt du den Trieb geſogen/ Den deines Bruders Zucht vollkommener gemacht/ Des Bruders/ deſſen Lob Europa durch geflogen/ Der euren Sieben-Stern zum Vorſchein hat gebracht. Wie ruͤhmlich du die Zeit auf Schulen angeleget/ Das gab uns zuverſtehn das tief-gelehrte Blat/ Dadurch Arminius ward in der Grufft beweget/ So bald der munter - - auf den Catheder trat; Hernach nahmſt du den Weg nach weit entlegnen Orten/ Und ludeſt da dein Schiff mit ſolchem Zeuge voll/ Das dir den Grund gelegt zu einer Ehren-Pforten/ An der die ſpaͤte Welt dein Denckmahl leſen ſoll. Die C

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Zitationshilfe: [Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/46>, abgerufen am 23.11.2024.