[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.8. So lobet GOtt ihr seines Thrones Helden/Die ihr bemüht seyd seine Macht zu melden/ Ihr die ihr euch habt seinem Dienst ergeben/ Auf! helfft das Lob des HErren hoch erheben. Die Creatur auf Erden und dort oben/ Auch Seele du: Es soll Ihn alles loben! Der 139. Psalm. 1. HERR du erforschest mich. Mein Ruhen und Be-wegen/ Ist besser dir als mir bewust. Du siehst es/ wenn in meiner Brust/ So wie der Wellen Sturm/ sich meine Lüste regen. Eh' mir ein Wort entfährt/ ist dir es schon [b]ekandt/ Und was ich denck' und thu'/ das steht in deiner Hand. 2. O Allmacht! die kein Mensch auf Erden kan verstehen/Wo ist der Ort der mich versteckt/ Den nicht sofort dein Geist entdenckt? Könt' ich mich schwingen auf zu den gestirnten Höhen/ Mein GOtt so bist du da. Führ ich zur Höllen Grund/ Da machest du dich auch mit Schreck und Rache kund. 3. Könt' ich der Sonne gleich/ den Himmels-Creiß durch-streichen/ Und folgen/ biß sie ihre Gluth Löscht in des letzten Meeres-Fluth; So würde mich auch dort dein starcker Arm erreichen. Der Schatten finstrer Nacht deckt meine Sünde nicht/ Weil deiner Augen Blitz durch alle Winckel bricht. 4. Und HErr wie solte dir mein Wandel seyn verborgen?Der du/ eh' ich das Licht geschaut/ Den Cörper den du mir gebaut/ Mit lebendigem Geist hast wollen selbst versorgen; Der
8. So lobet GOtt ihr ſeines Thrones Helden/Die ihr bemuͤht ſeyd ſeine Macht zu melden/ Ihr die ihr euch habt ſeinem Dienſt ergeben/ Auf! helfft das Lob des HErren hoch erheben. Die Creatur auf Erden und dort oben/ Auch Seele du: Es ſoll Ihn alles loben! Der 139. Pſalm. 1. HERR du erforſcheſt mich. Mein Ruhen und Be-wegen/ Iſt beſſer dir als mir bewuſt. Du ſiehſt es/ wenn in meiner Bruſt/ So wie der Wellen Sturm/ ſich meine Luͤſte regen. Eh’ mir ein Wort entfaͤhrt/ iſt dir es ſchon [b]ekandt/ Und was ich denck’ und thu’/ das ſteht in deiner Hand. 2. O Allmacht! die kein Menſch auf Erden kan verſtehen/Wo iſt der Ort der mich verſteckt/ Den nicht ſofort dein Geiſt entdenckt? Koͤnt’ ich mich ſchwingen auf zu den geſtirnten Hoͤhen/ Mein GOtt ſo biſt du da. Fuͤhr ich zur Hoͤllen Grund/ Da macheſt du dich auch mit Schreck und Rache kund. 3. Koͤnt’ ich der Sonne gleich/ den Himmels-Creiß durch-ſtreichen/ Und folgen/ biß ſie ihre Gluth Loͤſcht in des letzten Meeres-Fluth; So wuͤrde mich auch dort dein ſtarcker Arm erreichen. Der Schatten finſtrer Nacht deckt meine Suͤnde nicht/ Weil deiner Augen Blitz durch alle Winckel bricht. 4. Und HErr wie ſolte dir mein Wandel ſeyn verborgen?Der du/ eh’ ich das Licht geſchaut/ Den Coͤrper den du mir gebaut/ Mit lebendigem Geiſt haſt wollen ſelbſt verſorgen; Der
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8.
So lobet GOtt ihr ſeines Thrones Helden/
Die ihr bemuͤht ſeyd ſeine Macht zu melden/
Ihr die ihr euch habt ſeinem Dienſt ergeben/
Auf! helfft das Lob des HErren hoch erheben.
Die Creatur auf Erden und dort oben/
Auch Seele du: Es ſoll Ihn alles loben!
Der 139. Pſalm.
1.
HERR du erforſcheſt mich. Mein Ruhen und Be-
wegen/
Iſt beſſer dir als mir bewuſt.
Du ſiehſt es/ wenn in meiner Bruſt/
So wie der Wellen Sturm/ ſich meine Luͤſte regen.
Eh’ mir ein Wort entfaͤhrt/ iſt dir es ſchon bekandt/
Und was ich denck’ und thu’/ das ſteht in deiner Hand.
2. O Allmacht! die kein Menſch auf Erden kan verſtehen/
Wo iſt der Ort der mich verſteckt/
Den nicht ſofort dein Geiſt entdenckt?
Koͤnt’ ich mich ſchwingen auf zu den geſtirnten Hoͤhen/
Mein GOtt ſo biſt du da. Fuͤhr ich zur Hoͤllen Grund/
Da macheſt du dich auch mit Schreck und Rache kund.
3. Koͤnt’ ich der Sonne gleich/ den Himmels-Creiß durch-
ſtreichen/
Und folgen/ biß ſie ihre Gluth
Loͤſcht in des letzten Meeres-Fluth;
So wuͤrde mich auch dort dein ſtarcker Arm erreichen.
Der Schatten finſtrer Nacht deckt meine Suͤnde nicht/
Weil deiner Augen Blitz durch alle Winckel bricht.
4. Und HErr wie ſolte dir mein Wandel ſeyn verborgen?
Der du/ eh’ ich das Licht geſchaut/
Den Coͤrper den du mir gebaut/
Mit lebendigem Geiſt haſt wollen ſelbſt verſorgen;
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