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[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.

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Du wilst ein Hertz/ das dich vernünftig kennt;
Das durch die Reu zerknirschet und zerschlagen
Nur gegen dir in heisser Andacht brennt/
Und dir mit Furcht und Danck wird vorgetragen.

8.
Mein König halt dein Zion immer werth/
Richt wieder auf und schütze selbst die Mauren
Jerusalems! das ewig möge dauren.
Der Ort den man als deinen Sitz verehrt.
Denn werden wir in deinen Tempel gehn/
Und dein Gebot in Heiligkeit betrachten.
Denn wirst du auch O GOtt uns nicht verschmähn/
Wenn wir zugleich ein leiblich Opffer schlachten.
Der 72. Psalm.
1.
GOtt wird Israel erfreuen/
Wenn es Ihn von Hertzen meynt;
Und sein Volck noch benedeyen/
Ob es gleich in Aengsten weint.
Das ist sicher: Unterdessen
Hätt' ich es bey nah vergessen/
Und gezweiffelt: Ob Er sieht
Was auf dieser Welt geschieht.
2.
Denn ich kont es nicht ergründen/
Daß wer dich O Schöpffer höhnt/
In dem höchsten Grad der Sünden
Wird mit lauter Glück bekröhnt.
Daß er/ wenn er mit Vergnügen
Seiner Jahre Zahl erstiegen/
Endlich bläset ohne Grauß
Den verfluchten Athem aus.
3. Er
B 5

Du wilſt ein Hertz/ das dich vernuͤnftig kennt;
Das durch die Reu zerknirſchet und zerſchlagen
Nur gegen dir in heiſſer Andacht brennt/
Und dir mit Furcht und Danck wird vorgetragen.

8.
Mein Koͤnig halt dein Zion immer werth/
Richt wieder auf und ſchuͤtze ſelbſt die Mauren
Jeruſalems! das ewig moͤge dauren.
Der Ort den man als deinen Sitz verehrt.
Denn werden wir in deinen Tempel gehn/
Und dein Gebot in Heiligkeit betrachten.
Denn wirſt du auch O GOtt uns nicht verſchmaͤhn/
Wenn wir zugleich ein leiblich Opffer ſchlachten.
Der 72. Pſalm.
1.
GOtt wird Iſrael erfreuen/
Wenn es Ihn von Hertzen meynt;
Und ſein Volck noch benedeyen/
Ob es gleich in Aengſten weint.
Das iſt ſicher: Unterdeſſen
Haͤtt’ ich es bey nah vergeſſen/
Und gezweiffelt: Ob Er ſieht
Was auf dieſer Welt geſchieht.
2.
Denn ich kont es nicht ergruͤnden/
Daß wer dich O Schoͤpffer hoͤhnt/
In dem hoͤchſten Grad der Suͤnden
Wird mit lauter Gluͤck bekroͤhnt.
Daß er/ wenn er mit Vergnuͤgen
Seiner Jahre Zahl erſtiegen/
Endlich blaͤſet ohne Grauß
Den verfluchten Athem aus.
3. Er
B 5
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[25/0038] Du wilſt ein Hertz/ das dich vernuͤnftig kennt; Das durch die Reu zerknirſchet und zerſchlagen Nur gegen dir in heiſſer Andacht brennt/ Und dir mit Furcht und Danck wird vorgetragen. 8. Mein Koͤnig halt dein Zion immer werth/ Richt wieder auf und ſchuͤtze ſelbſt die Mauren Jeruſalems! das ewig moͤge dauren. Der Ort den man als deinen Sitz verehrt. Denn werden wir in deinen Tempel gehn/ Und dein Gebot in Heiligkeit betrachten. Denn wirſt du auch O GOtt uns nicht verſchmaͤhn/ Wenn wir zugleich ein leiblich Opffer ſchlachten. Der 72. Pſalm. 1. GOtt wird Iſrael erfreuen/ Wenn es Ihn von Hertzen meynt; Und ſein Volck noch benedeyen/ Ob es gleich in Aengſten weint. Das iſt ſicher: Unterdeſſen Haͤtt’ ich es bey nah vergeſſen/ Und gezweiffelt: Ob Er ſieht Was auf dieſer Welt geſchieht. 2. Denn ich kont es nicht ergruͤnden/ Daß wer dich O Schoͤpffer hoͤhnt/ In dem hoͤchſten Grad der Suͤnden Wird mit lauter Gluͤck bekroͤhnt. Daß er/ wenn er mit Vergnuͤgen Seiner Jahre Zahl erſtiegen/ Endlich blaͤſet ohne Grauß Den verfluchten Athem aus. 3. Er B 5

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Zitationshilfe: [Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/38>, abgerufen am 21.11.2024.