[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.Sonst pflegt Er nur die Kinder zu bedräuen/ 3. Doch nein/ ich weiß daß Er in meinen Nöthen/Auf jeden Seuftzer Achtung giebt. Ihm trau ich fest/ und solt Er mich gleich tödten. Ich weiß daß Er die Seinen hertzlich liebt/ Daß Ihm so viel an meinem Thun gelegen/ Als dort den gantzen Bau des Himmels zu bewegen. 4. Von Kindheit an hab' ich in grosser MengeDie Proben seiner Huld gespürt/ Er hat mich offt durch unbekandte Gänge Sehr wunderlich/ doch immer wol geführt; Hab' ich nicht offt wenn aller Trost verschwunden/ Die Artzney bey dem Gift/ und Glück im Sturm gefunden? 5. So raset nun ihr Wellen und ihr Winde!Bey mir entsteht kein Zweifel-Muth/ Dieweil ich mich in Sicherheit befinde/ Wenn euer HErr in meinem Schifflein ruht/ Fang't immer an aufs heftigste zu wüten! Er kan's mit einem Winck euch wiederum verbieten 6. Des Höchsten Schluß und heimliche GerichteBet' ich in stiller Demuth an/ Er bau't vielleicht mit zornigem Gesichte Ein frohes Werck/ das mich ergötzen kan. Was sich kein Witz zu ändern darf erkühnen/ Dazu wird mir Gedult vielmehr als Murren dienen. 7. Es ist mir schon genug daß diese PlageAuf meiner Seelen Wolfahrt zielt/ Und daß im Lauf und Wechsel meiner Tage Nicht ungefehr ein blinder Zufall spielt/ Die rechte Zeit hat GOtt schon abgemessen/ Er wil bald seinen Grimm/ ich bald mein Leyd vergessen. Chri-
Sonſt pflegt Er nur die Kinder zu bedraͤuen/ 3. Doch nein/ ich weiß daß Er in meinen Noͤthen/Auf jeden Seuftzer Achtung giebt. Ihm trau ich feſt/ und ſolt Er mich gleich toͤdten. Ich weiß daß Er die Seinen hertzlich liebt/ Daß Ihm ſo viel an meinem Thun gelegen/ Als dort den gantzen Bau des Himmels zu bewegen. 4. Von Kindheit an hab’ ich in groſſer MengeDie Proben ſeiner Huld geſpuͤrt/ Er hat mich offt durch unbekandte Gaͤnge Sehr wunderlich/ doch immer wol gefuͤhrt; Hab’ ich nicht offt wenn aller Troſt verſchwunden/ Die Artzney bey dem Gift/ uñ Gluͤck im Stuꝛm gefunden? 5. So raſet nun ihr Wellen und ihr Winde!Bey mir entſteht kein Zweifel-Muth/ Dieweil ich mich in Sicherheit befinde/ Wenn euer HErr in meinem Schifflein ruht/ Fang’t immer an aufs heftigſte zu wuͤten! Er kan’s mit einem Winck euch wiederum verbieten 6. Des Hoͤchſten Schluß und heimliche GerichteBet’ ich in ſtiller Demuth an/ Er bau’t vielleicht mit zornigem Geſichte Ein frohes Werck/ das mich ergoͤtzen kan. Was ſich kein Witz zu aͤndern darf erkuͤhnen/ Dazu wird mir Gedult vielmehr als Murren dienen. 7. Es iſt mir ſchon genug daß dieſe PlageAuf meiner Seelen Wolfahrt zielt/ Und daß im Lauf und Wechſel meiner Tage Nicht ungefehr ein blinder Zufall ſpielt/ Die rechte Zeit hat GOtt ſchon abgemeſſen/ Er wil bald ſeinen Grim̃/ ich bald mein Leyd vergeſſen. Chri-
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Sonſt pflegt Er nur die Kinder zu bedraͤuen/
Ich aber ſoll uͤmſonſt nach ſeiner Huͤlffe ſchreyen.
3.
Doch nein/ ich weiß daß Er in meinen Noͤthen/
Auf jeden Seuftzer Achtung giebt.
Ihm trau ich feſt/ und ſolt Er mich gleich toͤdten.
Ich weiß daß Er die Seinen hertzlich liebt/
Daß Ihm ſo viel an meinem Thun gelegen/
Als dort den gantzen Bau des Himmels zu bewegen.
4.
Von Kindheit an hab’ ich in groſſer Menge
Die Proben ſeiner Huld geſpuͤrt/
Er hat mich offt durch unbekandte Gaͤnge
Sehr wunderlich/ doch immer wol gefuͤhrt;
Hab’ ich nicht offt wenn aller Troſt verſchwunden/
Die Artzney bey dem Gift/ uñ Gluͤck im Stuꝛm gefunden?
5.
So raſet nun ihr Wellen und ihr Winde!
Bey mir entſteht kein Zweifel-Muth/
Dieweil ich mich in Sicherheit befinde/
Wenn euer HErr in meinem Schifflein ruht/
Fang’t immer an aufs heftigſte zu wuͤten!
Er kan’s mit einem Winck euch wiederum verbieten
6.
Des Hoͤchſten Schluß und heimliche Gerichte
Bet’ ich in ſtiller Demuth an/
Er bau’t vielleicht mit zornigem Geſichte
Ein frohes Werck/ das mich ergoͤtzen kan.
Was ſich kein Witz zu aͤndern darf erkuͤhnen/
Dazu wird mir Gedult vielmehr als Murren dienen.
7.
Es iſt mir ſchon genug daß dieſe Plage
Auf meiner Seelen Wolfahrt zielt/
Und daß im Lauf und Wechſel meiner Tage
Nicht ungefehr ein blinder Zufall ſpielt/
Die rechte Zeit hat GOtt ſchon abgemeſſen/
Er wil bald ſeinen Grim̃/ ich bald mein Leyd vergeſſen.
Chri-
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