Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Geist allein ist ewig machtvollkommen.
Die Massen in Pallästen und in Hütten,
Am Webstuhl und im Lehrstuhl und auf Thronen,
Sie können, was zerrüttet, mehr zerrütten,
Doch schaffen nichts, nichts was da möchte frommen,
Nichts was der Mühe wahrhaft möchte lohnen.
Laß blitzen deine Kronen,
Du königliches Volk der Geistbetrauten,
Du Mittlerschaft die sich der Herr erküret,
Denn dir allein gebühret
Zu bauen neuer Menschheit Himmelsbauten.
Der Geist allein vermag aus Sündenketten
So Könige wie Völker zu erretten.
Die löblichste Gewohnheit ist unlöblich,
Ist Sünde, weil gedankenloses Treiben.
Wie fänden der Gewohnheit ew'ge Knechte,
Sie die in altgewohntem Schlendern leiben
Und leben, Gottes Thun verkennend gröblich,
Wie fänden sie das Gute und das Rechte?
Vom Pantherthiergeschlechte
Und Mohren fordert ihr kein Hautverwandeln.
Weiß auch ein Baum wo der Veredlung Spur ist?
So mag, was nur Natur ist,
Niemals aus Freiheit und für Freiheit handeln.
Doch Gottes Huld sind alle Dinge möglich.
Ihm ist das Unbewegliche beweglich.
Der Geiſt allein iſt ewig machtvollkommen.
Die Maſſen in Palläſten und in Hütten,
Am Webſtuhl und im Lehrſtuhl und auf Thronen,
Sie können, was zerrüttet, mehr zerrütten,
Doch ſchaffen nichts, nichts was da möchte frommen,
Nichts was der Mühe wahrhaft möchte lohnen.
Laß blitzen deine Kronen,
Du königliches Volk der Geiſtbetrauten,
Du Mittlerſchaft die ſich der Herr erküret,
Denn dir allein gebühret
Zu bauen neuer Menſchheit Himmelsbauten.
Der Geiſt allein vermag aus Sündenketten
So Könige wie Völker zu erretten.
Die löblichſte Gewohnheit iſt unlöblich,
Iſt Sünde, weil gedankenloſes Treiben.
Wie fänden der Gewohnheit ew'ge Knechte,
Sie die in altgewohntem Schlendern leiben
Und leben, Gottes Thun verkennend gröblich,
Wie fänden ſie das Gute und das Rechte?
Vom Pantherthiergeſchlechte
Und Mohren fordert ihr kein Hautverwandeln.
Weiß auch ein Baum wo der Veredlung Spur iſt?
So mag, was nur Natur iſt,
Niemals aus Freiheit und für Freiheit handeln.
Doch Gottes Huld ſind alle Dinge möglich.
Ihm iſt das Unbewegliche beweglich.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0090" n="76"/>
            <lg n="2">
              <l>Der Gei&#x017F;t allein i&#x017F;t ewig machtvollkommen.</l><lb/>
              <l>Die Ma&#x017F;&#x017F;en in Pallä&#x017F;ten und in Hütten,</l><lb/>
              <l>Am Web&#x017F;tuhl und im Lehr&#x017F;tuhl und auf Thronen,</l><lb/>
              <l>Sie können, was zerrüttet, mehr zerrütten,</l><lb/>
              <l>Doch &#x017F;chaffen nichts, nichts was da möchte frommen,</l><lb/>
              <l>Nichts was der Mühe wahrhaft möchte lohnen.</l><lb/>
              <l>Laß blitzen deine Kronen,</l><lb/>
              <l>Du königliches Volk der Gei&#x017F;tbetrauten,</l><lb/>
              <l>Du Mittler&#x017F;chaft die &#x017F;ich der Herr erküret,</l><lb/>
              <l>Denn dir allein gebühret</l><lb/>
              <l>Zu bauen neuer Men&#x017F;chheit Himmelsbauten.</l><lb/>
              <l>Der Gei&#x017F;t allein vermag aus Sündenketten</l><lb/>
              <l>So Könige wie Völker zu erretten.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>Die löblich&#x017F;te Gewohnheit i&#x017F;t unlöblich,</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t Sünde, weil gedankenlo&#x017F;es Treiben.</l><lb/>
              <l>Wie fänden der Gewohnheit ew'ge Knechte,</l><lb/>
              <l>Sie die in altgewohntem Schlendern leiben</l><lb/>
              <l>Und leben, Gottes Thun verkennend gröblich,</l><lb/>
              <l>Wie fänden &#x017F;ie das Gute und das Rechte?</l><lb/>
              <l>Vom Pantherthierge&#x017F;chlechte</l><lb/>
              <l>Und Mohren fordert ihr kein Hautverwandeln.</l><lb/>
              <l>Weiß auch ein Baum wo der Veredlung Spur i&#x017F;t?</l><lb/>
              <l>So mag, was nur Natur i&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Niemals aus Freiheit und für Freiheit handeln.</l><lb/>
              <l>Doch Gottes Huld &#x017F;ind alle Dinge möglich.</l><lb/>
              <l>Ihm i&#x017F;t das Unbewegliche beweglich.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0090] Der Geiſt allein iſt ewig machtvollkommen. Die Maſſen in Palläſten und in Hütten, Am Webſtuhl und im Lehrſtuhl und auf Thronen, Sie können, was zerrüttet, mehr zerrütten, Doch ſchaffen nichts, nichts was da möchte frommen, Nichts was der Mühe wahrhaft möchte lohnen. Laß blitzen deine Kronen, Du königliches Volk der Geiſtbetrauten, Du Mittlerſchaft die ſich der Herr erküret, Denn dir allein gebühret Zu bauen neuer Menſchheit Himmelsbauten. Der Geiſt allein vermag aus Sündenketten So Könige wie Völker zu erretten. Die löblichſte Gewohnheit iſt unlöblich, Iſt Sünde, weil gedankenloſes Treiben. Wie fänden der Gewohnheit ew'ge Knechte, Sie die in altgewohntem Schlendern leiben Und leben, Gottes Thun verkennend gröblich, Wie fänden ſie das Gute und das Rechte? Vom Pantherthiergeſchlechte Und Mohren fordert ihr kein Hautverwandeln. Weiß auch ein Baum wo der Veredlung Spur iſt? So mag, was nur Natur iſt, Niemals aus Freiheit und für Freiheit handeln. Doch Gottes Huld ſind alle Dinge möglich. Ihm iſt das Unbewegliche beweglich.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/candidus_christus_1854
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/candidus_christus_1854/90
Zitationshilfe: Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/candidus_christus_1854/90>, abgerufen am 25.11.2024.