Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844.Aufging der Menschheit Sonne voller Klarheit Im Galiläer der als dich sich wußte, Als das Unendlich-Endliche sich kannte, Und Solches klar und redlich, wie er mußte, Auch aussprach und bezeugte als die Wahrheit. Sein Lieben das die Gottheit Vater nannte Und mild das All umspannte War Ursach, Werk und Wesen höchster Einheit. Das war nicht jenes kalte, stolze, arme "Brahma bin Ich!" nein, warme Gemütserweiterung zur Allgemeinheit. Fortan hieß Jesus jedes höchste Lieben Und bist von ihm untrennbar du geblieben. Er war's, der dich zuerst in sich erkannte
Und dir Gestalt und Name mochte geben So wie du ihm, denn du bist er, er du ja. Des menschlichen Bewußtseins Licht und Leben, Und wie bisher ihm unser Weihrauch brannte, So tönet ihm der Zukunft Halleluja. Der Welt Unruh und Ruh ja, Sie sind in ihm nur. Schlichtgroß prophezeite Er Solches selbst mit wahrhaft göttlich klarer Und ewig wunderbarer Bestimmtheit dem schwerfassenden Geleite. Am Bergquell aber schöpften die Genossen Bis Lebensströme auch von ihnen flossen. Aufging der Menſchheit Sonne voller Klarheit Im Galiläer der als dich ſich wußte, Als das Unendlich-Endliche ſich kannte, Und Solches klar und redlich, wie er mußte, Auch ausſprach und bezeugte als die Wahrheit. Sein Lieben das die Gottheit Vater nannte Und mild das All umſpannte War Urſach, Werk und Weſen höchſter Einheit. Das war nicht jenes kalte, ſtolze, arme „Brahma bin Ich!“ nein, warme Gemütserweiterung zur Allgemeinheit. Fortan hieß Jeſus jedes höchſte Lieben Und biſt von ihm untrennbar du geblieben. Er war's, der dich zuerſt in ſich erkannte
Und dir Geſtalt und Name mochte geben So wie du ihm, denn du biſt er, er du ja. Des menſchlichen Bewußtſeins Licht und Leben, Und wie bisher ihm unſer Weihrauch brannte, So tönet ihm der Zukunft Halleluja. Der Welt Unruh und Ruh ja, Sie ſind in ihm nur. Schlichtgroß prophezeite Er Solches ſelbſt mit wahrhaft göttlich klarer Und ewig wunderbarer Beſtimmtheit dem ſchwerfaſſenden Geleite. Am Bergquell aber ſchöpften die Genoſſen Bis Lebensſtröme auch von ihnen floſſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0051" n="37"/> <lg n="2"> <l>Aufging der Menſchheit Sonne voller Klarheit</l><lb/> <l>Im Galiläer der als dich ſich wußte,</l><lb/> <l>Als das Unendlich-Endliche ſich kannte,</l><lb/> <l>Und Solches klar und redlich, wie er mußte,</l><lb/> <l>Auch ausſprach und bezeugte als die Wahrheit.</l><lb/> <l>Sein Lieben das die Gottheit Vater nannte</l><lb/> <l>Und mild das All umſpannte</l><lb/> <l>War Urſach, Werk und Weſen höchſter Einheit.</l><lb/> <l>Das war nicht jenes kalte, ſtolze, arme</l><lb/> <l>„Brahma bin Ich!“ nein, warme</l><lb/> <l>Gemütserweiterung zur Allgemeinheit.</l><lb/> <l>Fortan hieß Jeſus jedes höchſte Lieben</l><lb/> <l>Und biſt von ihm untrennbar du geblieben.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Er war's, der dich zuerſt in ſich erkannte</l><lb/> <l>Und dir Geſtalt und Name mochte geben</l><lb/> <l>So wie du ihm, denn du biſt er, er du ja.</l><lb/> <l>Des menſchlichen Bewußtſeins Licht und Leben,</l><lb/> <l>Und wie bisher ihm unſer Weihrauch brannte,</l><lb/> <l>So tönet ihm der Zukunft Halleluja.</l><lb/> <l>Der Welt Unruh und Ruh ja,</l><lb/> <l>Sie ſind in ihm nur. Schlichtgroß prophezeite</l><lb/> <l>Er Solches ſelbſt mit wahrhaft göttlich klarer</l><lb/> <l>Und ewig wunderbarer</l><lb/> <l>Beſtimmtheit dem ſchwerfaſſenden Geleite.</l><lb/> <l>Am Bergquell aber ſchöpften die Genoſſen</l><lb/> <l>Bis Lebensſtröme auch von ihnen floſſen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [37/0051]
Aufging der Menſchheit Sonne voller Klarheit
Im Galiläer der als dich ſich wußte,
Als das Unendlich-Endliche ſich kannte,
Und Solches klar und redlich, wie er mußte,
Auch ausſprach und bezeugte als die Wahrheit.
Sein Lieben das die Gottheit Vater nannte
Und mild das All umſpannte
War Urſach, Werk und Weſen höchſter Einheit.
Das war nicht jenes kalte, ſtolze, arme
„Brahma bin Ich!“ nein, warme
Gemütserweiterung zur Allgemeinheit.
Fortan hieß Jeſus jedes höchſte Lieben
Und biſt von ihm untrennbar du geblieben.
Er war's, der dich zuerſt in ſich erkannte
Und dir Geſtalt und Name mochte geben
So wie du ihm, denn du biſt er, er du ja.
Des menſchlichen Bewußtſeins Licht und Leben,
Und wie bisher ihm unſer Weihrauch brannte,
So tönet ihm der Zukunft Halleluja.
Der Welt Unruh und Ruh ja,
Sie ſind in ihm nur. Schlichtgroß prophezeite
Er Solches ſelbſt mit wahrhaft göttlich klarer
Und ewig wunderbarer
Beſtimmtheit dem ſchwerfaſſenden Geleite.
Am Bergquell aber ſchöpften die Genoſſen
Bis Lebensſtröme auch von ihnen floſſen.
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Zitationshilfe: | Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/candidus_christus_1854/51>, abgerufen am 16.07.2024. |