bemerkungen beifüge. Candidus bedient sich einiger ungewöhnlichen ausdrücke, die er vielleicht einführt, wie neustets für stets von neuem, er setzt im conjunctiv das praeteritum statt des praesens, wie seite 69 entböte, 75 sprösse, was aber mit einem empfindlichen mangel unserer sprache zusammenhängt, seite 7 möchte man lesen hatt es für hat es. schneuse für schneise seite 87 kann gestattet werden. herse seite 64 für egge, im reim auf ferse schwer zu meiden, ist das einzige ent¬ schlüpfte französische wort (aus irpex, ital. erpice, harpago). die schreibung ortnung sucht bezüge auf ort, spitze, ecke, wovon doch schon in der alten sprache orde, ordnung fern steht, wol aber könnte tief¬ einschlagende etymologie die verhüllte verwandtschaft zwischen sohn und sühne (goth. sunus und saun) an den tag bringen.
Berlin 26 dec. 1853.
Jacob Grimm.
bemerkungen beifüge. Candidus bedient sich einiger ungewöhnlichen ausdrücke, die er vielleicht einführt, wie neustets für stets von neuem, er setzt im conjunctiv das praeteritum statt des praesens, wie seite 69 entböte, 75 sprösse, was aber mit einem empfindlichen mangel unserer sprache zusammenhängt, seite 7 möchte man lesen hatt es für hat es. schneuse für schneise seite 87 kann gestattet werden. herse seite 64 für egge, im reim auf ferse schwer zu meiden, ist das einzige ent¬ schlüpfte französische wort (aus irpex, ital. erpice, harpago). die schreibung ortnung sucht bezüge auf ort, spitze, ecke, wovon doch schon in der alten sprache orde, ordnung fern steht, wol aber könnte tief¬ einschlagende etymologie die verhüllte verwandtschaft zwischen sohn und sühne (goth. sunus und saun) an den tag bringen.
Berlin 26 dec. 1853.
Jacob Grimm.
<TEI><text><body><divtype="preface"><p><pbfacs="#f0014"n="VIII"/>
bemerkungen beifüge. Candidus bedient sich einiger<lb/>
ungewöhnlichen ausdrücke, die er vielleicht einführt,<lb/>
wie neustets für stets von neuem, er setzt im conjunctiv<lb/>
das praeteritum statt des praesens, wie seite 69 entböte,<lb/>
75 sprösse, was aber mit einem empfindlichen mangel<lb/>
unserer sprache zusammenhängt, seite 7 möchte man<lb/>
lesen hatt es für hat es. schneuse für schneise seite 87<lb/>
kann gestattet werden. herse seite 64 für egge, im<lb/>
reim auf ferse schwer zu meiden, ist das einzige ent¬<lb/>
schlüpfte französische wort (aus irpex, ital. erpice,<lb/>
harpago). die schreibung ortnung sucht bezüge auf<lb/>
ort, spitze, ecke, wovon doch schon in der alten<lb/>
sprache orde, ordnung fern steht, wol aber könnte tief¬<lb/>
einschlagende etymologie die verhüllte verwandtschaft<lb/>
zwischen sohn und sühne (goth. sunus und saun) an<lb/>
den tag bringen.</p><lb/><prendition="#et"><hirendition="#k">Berlin</hi> 26 dec. 1853.</p><lb/><prendition="#right"><hirendition="#b">Jacob Grimm</hi>.</p></div><lb/></body></text></TEI>
[VIII/0014]
bemerkungen beifüge. Candidus bedient sich einiger
ungewöhnlichen ausdrücke, die er vielleicht einführt,
wie neustets für stets von neuem, er setzt im conjunctiv
das praeteritum statt des praesens, wie seite 69 entböte,
75 sprösse, was aber mit einem empfindlichen mangel
unserer sprache zusammenhängt, seite 7 möchte man
lesen hatt es für hat es. schneuse für schneise seite 87
kann gestattet werden. herse seite 64 für egge, im
reim auf ferse schwer zu meiden, ist das einzige ent¬
schlüpfte französische wort (aus irpex, ital. erpice,
harpago). die schreibung ortnung sucht bezüge auf
ort, spitze, ecke, wovon doch schon in der alten
sprache orde, ordnung fern steht, wol aber könnte tief¬
einschlagende etymologie die verhüllte verwandtschaft
zwischen sohn und sühne (goth. sunus und saun) an
den tag bringen.
Berlin 26 dec. 1853.
Jacob Grimm.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/candidus_christus_1854/14>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.