Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
Das sechszehnte Stük von denen Silber-Kupfer-Zinn-Blei-Eisen-
§. 94.

Man schmilzt den Zinnstein und den Zwitter über eine Art von Krumöfen, die
7 Fus hoch, und unten sehr eng find, wobei man kleine Bälge gebrauchet. Jn die
Vorwand macht man in einen Stein ein Loch (das Auge genant), welches etliche
Zoll weit ist, wodurch das Geschmelze herausgehet, in dem Ofen selbst aber ist nur ein
Sohlstein und keine Stübe, welcher nach der Form zu etwas schief liegt. Vor dem
Auge ist ferner ein vierekkigter Tümpel von Stübe, worinnen das Geschmelze gehet, an
der Seite desselben aber ein Stein, wodurch ein Loch nach dem Stichherd gehet, wel-
cher länglicht ausgehauen ist, und aus einem Stein bestehet, damit sich das abgesto-
chene Zinn in ihm kühlet. Die Form liegt endlich auf einer mittlern Höhe. Das
Schmelzen an sich geschiehet dergestalt.

1. Wann der Ofen gehörig abgewärmt ist: So fült man denselben.
2. Auf eine Mulde oder einen etwas grosen Trog voll Kohlen sezt man, ohne Zu-
schläge, 1, 2 bis 3 Schippen ohngerösteten Zwitter, und dis zwar so oft,
daß der Ofen beständig voll ist, wobei man dann die Kohlen zugleich etwas
anfeuchtet, damit das Feuer nicht zu hell gehet. Wann das Schmelzen
3. in einem ordentlichen Gang ist: So sticht man so oft ab, als der Herd voll
ist. Das Zinn giest man dabei aber
4. in runde Stükker, wie Seigerwerke, da es dann zu dem Verkauf geschikt ist.

Jn 24 Stunden gehen nun bei einem solchen Schmelzen ohngefähr 12 Centner
Zwitter durch, wovon 6 Centner Zinn fallen. Der Ofen gehet dabei, ie nachdem
viele Vorräthe da sind, 8 und mehr Tage. Die Schlakken, die dabei fallen, halten
noch Zinn: Sie werden daher noch zweimal vor sich, ohne Zuschläge, aber mit trok-
kenen Kohlen verändert, wobei dann noch ein Ziemliches an Zinn herauskomt.

Das dritte Kapittel
von dem Wismuthschmelzen.
§. 95.

Das Schmelzen des Wismuths, welches man vorzüglich in Schneeberg antrift, ist
unter allen die leichteste Schmelzart. Den Ofen, welchen man dazu gebrauchet,
habe ich Taf. XI. fig 69. vorgestelt. Die Structur desselben ist eigentlich diese: a. a. a. a. a.
sind in der innern Höhlung des Ofens schregliegende Stükker von eisernen Röhren, die
6 bis 7 Zoll weit sind, zwischen welchen die Flamme hinauf in den Ofen komen kan;
c. c. c. c. c. sind vor den Röhren auf einem kleinen Rost stehende Pfannen, worin der
Wismuth tröpfelt, unter welchen man dann ein kleines Kohlfeuer halten kan; b. ist

das
Das ſechszehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer-Zinn-Blei-Eiſen-
§. 94.

Man ſchmilzt den Zinnſtein und den Zwitter uͤber eine Art von Krumoͤfen, die
7 Fus hoch, und unten ſehr eng find, wobei man kleine Baͤlge gebrauchet. Jn die
Vorwand macht man in einen Stein ein Loch (das Auge genant), welches etliche
Zoll weit iſt, wodurch das Geſchmelze herausgehet, in dem Ofen ſelbſt aber iſt nur ein
Sohlſtein und keine Stuͤbe, welcher nach der Form zu etwas ſchief liegt. Vor dem
Auge iſt ferner ein vierekkigter Tuͤmpel von Stuͤbe, worinnen das Geſchmelze gehet, an
der Seite deſſelben aber ein Stein, wodurch ein Loch nach dem Stichherd gehet, wel-
cher laͤnglicht ausgehauen iſt, und aus einem Stein beſtehet, damit ſich das abgeſto-
chene Zinn in ihm kuͤhlet. Die Form liegt endlich auf einer mittlern Hoͤhe. Das
Schmelzen an ſich geſchiehet dergeſtalt.

1. Wann der Ofen gehoͤrig abgewaͤrmt iſt: So fuͤlt man denſelben.
2. Auf eine Mulde oder einen etwas groſen Trog voll Kohlen ſezt man, ohne Zu-
ſchlaͤge, 1, 2 bis 3 Schippen ohngeroͤſteten Zwitter, und dis zwar ſo oft,
daß der Ofen beſtaͤndig voll iſt, wobei man dann die Kohlen zugleich etwas
anfeuchtet, damit das Feuer nicht zu hell gehet. Wann das Schmelzen
3. in einem ordentlichen Gang iſt: So ſticht man ſo oft ab, als der Herd voll
iſt. Das Zinn gieſt man dabei aber
4. in runde Stuͤkker, wie Seigerwerke, da es dann zu dem Verkauf geſchikt iſt.

Jn 24 Stunden gehen nun bei einem ſolchen Schmelzen ohngefaͤhr 12 Centner
Zwitter durch, wovon 6 Centner Zinn fallen. Der Ofen gehet dabei, ie nachdem
viele Vorraͤthe da ſind, 8 und mehr Tage. Die Schlakken, die dabei fallen, halten
noch Zinn: Sie werden daher noch zweimal vor ſich, ohne Zuſchlaͤge, aber mit trok-
kenen Kohlen veraͤndert, wobei dann noch ein Ziemliches an Zinn herauskomt.

Das dritte Kapittel
von dem Wismuthſchmelzen.
§. 95.

Das Schmelzen des Wismuths, welches man vorzuͤglich in Schneeberg antrift, iſt
unter allen die leichteſte Schmelzart. Den Ofen, welchen man dazu gebrauchet,
habe ich Taf. XI. fig 69. vorgeſtelt. Die Structur deſſelben iſt eigentlich dieſe: a. a. a. a. a.
ſind in der innern Hoͤhlung des Ofens ſchregliegende Stuͤkker von eiſernen Roͤhren, die
6 bis 7 Zoll weit ſind, zwiſchen welchen die Flamme hinauf in den Ofen komen kan;
c. c. c. c. c. ſind vor den Roͤhren auf einem kleinen Roſt ſtehende Pfannen, worin der
Wismuth troͤpfelt, unter welchen man dann ein kleines Kohlfeuer halten kan; b. iſt

das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0400" n="380"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das &#x017F;echszehnte Stu&#x0364;k von denen Silber-Kupfer-Zinn-Blei-Ei&#x017F;en-</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 94.</head><lb/>
              <p>Man &#x017F;chmilzt den Zinn&#x017F;tein und den Zwitter u&#x0364;ber eine Art von Krumo&#x0364;fen, die<lb/>
7 Fus hoch, und unten &#x017F;ehr eng find, wobei man kleine Ba&#x0364;lge gebrauchet. Jn die<lb/>
Vorwand macht man in einen Stein ein Loch (<hi rendition="#fr">das Auge</hi> genant), welches etliche<lb/>
Zoll weit i&#x017F;t, wodurch das Ge&#x017F;chmelze herausgehet, in dem Ofen &#x017F;elb&#x017F;t aber i&#x017F;t nur ein<lb/>
Sohl&#x017F;tein und keine Stu&#x0364;be, welcher nach der Form zu etwas &#x017F;chief liegt. Vor dem<lb/>
Auge i&#x017F;t ferner ein vierekkigter Tu&#x0364;mpel von Stu&#x0364;be, worinnen das Ge&#x017F;chmelze gehet, an<lb/>
der Seite de&#x017F;&#x017F;elben aber ein Stein, wodurch ein Loch nach dem Stichherd gehet, wel-<lb/>
cher la&#x0364;nglicht ausgehauen i&#x017F;t, und aus einem Stein be&#x017F;tehet, damit &#x017F;ich das abge&#x017F;to-<lb/>
chene Zinn in ihm ku&#x0364;hlet. Die Form liegt endlich auf einer mittlern Ho&#x0364;he. Das<lb/>
Schmelzen an &#x017F;ich ge&#x017F;chiehet derge&#x017F;talt.</p><lb/>
              <list>
                <item>1. Wann der Ofen geho&#x0364;rig abgewa&#x0364;rmt i&#x017F;t: So fu&#x0364;lt man den&#x017F;elben.</item><lb/>
                <item>2. Auf eine Mulde oder einen etwas gro&#x017F;en Trog voll Kohlen &#x017F;ezt man, ohne Zu-<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;ge, 1, 2 bis 3 Schippen ohngero&#x0364;&#x017F;teten Zwitter, und dis zwar &#x017F;o oft,<lb/>
daß der Ofen be&#x017F;ta&#x0364;ndig voll i&#x017F;t, wobei man dann die Kohlen zugleich etwas<lb/>
anfeuchtet, damit das Feuer nicht zu hell gehet. Wann das Schmelzen</item><lb/>
                <item>3. in einem ordentlichen Gang i&#x017F;t: So &#x017F;ticht man &#x017F;o oft ab, als der Herd voll<lb/>
i&#x017F;t. Das Zinn gie&#x017F;t man dabei aber</item><lb/>
                <item>4. in runde Stu&#x0364;kker, wie Seigerwerke, da es dann zu dem Verkauf ge&#x017F;chikt i&#x017F;t.</item>
              </list><lb/>
              <p>Jn 24 Stunden gehen nun bei einem &#x017F;olchen Schmelzen ohngefa&#x0364;hr 12 Centner<lb/>
Zwitter durch, wovon 6 Centner Zinn fallen. Der Ofen gehet dabei, ie nachdem<lb/>
viele Vorra&#x0364;the da &#x017F;ind, 8 und mehr Tage. Die Schlakken, die dabei fallen, halten<lb/>
noch Zinn: Sie werden daher noch zweimal vor &#x017F;ich, ohne Zu&#x017F;chla&#x0364;ge, aber mit trok-<lb/>
kenen Kohlen vera&#x0364;ndert, wobei dann noch ein Ziemliches an Zinn herauskomt.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Das dritte Kapittel</hi><lb/> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">von dem Wismuth&#x017F;chmelzen.</hi> </hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 95.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>as Schmelzen des Wismuths, welches man vorzu&#x0364;glich in Schneeberg antrift, i&#x017F;t<lb/>
unter allen die leichte&#x017F;te Schmelzart. Den Ofen, welchen man dazu gebrauchet,<lb/>
habe ich Taf. <hi rendition="#aq">XI. fig</hi> 69. vorge&#x017F;telt. Die Structur de&#x017F;&#x017F;elben i&#x017F;t eigentlich die&#x017F;e: <hi rendition="#aq">a. a. a. a. a.</hi><lb/>
&#x017F;ind in der innern Ho&#x0364;hlung des Ofens &#x017F;chregliegende Stu&#x0364;kker von ei&#x017F;ernen Ro&#x0364;hren, die<lb/>
6 bis 7 Zoll weit &#x017F;ind, zwi&#x017F;chen welchen die Flamme hinauf in den Ofen komen kan;<lb/><hi rendition="#aq">c. c. c. c. c.</hi> &#x017F;ind vor den Ro&#x0364;hren auf einem kleinen Ro&#x017F;t &#x017F;tehende Pfannen, worin der<lb/>
Wismuth tro&#x0364;pfelt, unter welchen man dann ein kleines Kohlfeuer halten kan; <hi rendition="#aq">b.</hi> i&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[380/0400] Das ſechszehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer-Zinn-Blei-Eiſen- §. 94. Man ſchmilzt den Zinnſtein und den Zwitter uͤber eine Art von Krumoͤfen, die 7 Fus hoch, und unten ſehr eng find, wobei man kleine Baͤlge gebrauchet. Jn die Vorwand macht man in einen Stein ein Loch (das Auge genant), welches etliche Zoll weit iſt, wodurch das Geſchmelze herausgehet, in dem Ofen ſelbſt aber iſt nur ein Sohlſtein und keine Stuͤbe, welcher nach der Form zu etwas ſchief liegt. Vor dem Auge iſt ferner ein vierekkigter Tuͤmpel von Stuͤbe, worinnen das Geſchmelze gehet, an der Seite deſſelben aber ein Stein, wodurch ein Loch nach dem Stichherd gehet, wel- cher laͤnglicht ausgehauen iſt, und aus einem Stein beſtehet, damit ſich das abgeſto- chene Zinn in ihm kuͤhlet. Die Form liegt endlich auf einer mittlern Hoͤhe. Das Schmelzen an ſich geſchiehet dergeſtalt. 1. Wann der Ofen gehoͤrig abgewaͤrmt iſt: So fuͤlt man denſelben. 2. Auf eine Mulde oder einen etwas groſen Trog voll Kohlen ſezt man, ohne Zu- ſchlaͤge, 1, 2 bis 3 Schippen ohngeroͤſteten Zwitter, und dis zwar ſo oft, daß der Ofen beſtaͤndig voll iſt, wobei man dann die Kohlen zugleich etwas anfeuchtet, damit das Feuer nicht zu hell gehet. Wann das Schmelzen 3. in einem ordentlichen Gang iſt: So ſticht man ſo oft ab, als der Herd voll iſt. Das Zinn gieſt man dabei aber 4. in runde Stuͤkker, wie Seigerwerke, da es dann zu dem Verkauf geſchikt iſt. Jn 24 Stunden gehen nun bei einem ſolchen Schmelzen ohngefaͤhr 12 Centner Zwitter durch, wovon 6 Centner Zinn fallen. Der Ofen gehet dabei, ie nachdem viele Vorraͤthe da ſind, 8 und mehr Tage. Die Schlakken, die dabei fallen, halten noch Zinn: Sie werden daher noch zweimal vor ſich, ohne Zuſchlaͤge, aber mit trok- kenen Kohlen veraͤndert, wobei dann noch ein Ziemliches an Zinn herauskomt. Das dritte Kapittel von dem Wismuthſchmelzen. §. 95. Das Schmelzen des Wismuths, welches man vorzuͤglich in Schneeberg antrift, iſt unter allen die leichteſte Schmelzart. Den Ofen, welchen man dazu gebrauchet, habe ich Taf. XI. fig 69. vorgeſtelt. Die Structur deſſelben iſt eigentlich dieſe: a. a. a. a. a. ſind in der innern Hoͤhlung des Ofens ſchregliegende Stuͤkker von eiſernen Roͤhren, die 6 bis 7 Zoll weit ſind, zwiſchen welchen die Flamme hinauf in den Ofen komen kan; c. c. c. c. c. ſind vor den Roͤhren auf einem kleinen Roſt ſtehende Pfannen, worin der Wismuth troͤpfelt, unter welchen man dann ein kleines Kohlfeuer halten kan; b. iſt das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/400
Zitationshilfe: Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/400>, abgerufen am 23.11.2024.