Das sechszehnte Stük von denen Silber-Kupfer-Zinn-Blei-Eisen-
Der dritte Tittel von der unterirdischen Lage, und Beschaffenheit der um die Bergstadt Johanngeorgenstadt gelegenen Bergwerke.
§. 33.
Die Bergwerke an und um diese Stadt bestehen eines Teils aus Gängen, welche die mehreste Werke ausmachen, andern Teils aber aus Seifenwerken. So viel den Begrif, und die Einteilung der Gänge betrift; So beziehe ich mich dieserhalb auf den 23. §: Was hingegen den Begrif der Seifenwerke anlangt; So sinde ich vor nötig, daß ich denselben erst bilde, ehe ich weiter von ihnen handele. Man verstehet aber unter ihnen dieienige Erdlagen, welche mit den übrigen Lagen der Erde meist parallel liegen, und mit Erzstükger vermengt sind. Durch Wasser, welches man an sie leitet, flöset man diese Erzlagen herein, und in einen langen Graben, und waschet das Erz aus denen Steinen und den Erden heraus. Man nennet diese Arbeit Seifen, und daher komt auch der Nahme Seifenwerk.
§. 34.
Ob sich schon nicht viel bei der Lage der Seifenwerke gedenken lässet: So will ich doch nicht versäumen dasienige anzuführen, was bei ihnen in Erwegung kommen kan. Sie bestehen überhaüpt aus der Dammerde, worin eigentlich die Erze zerstreuet sind, welche ein und etliche Lachter mächtig ist, und das Gebirg genent wird. Diese Damm- erde, das so genante Gebirg, liegt flözweis, und es erstrekt sich in die Länge und in die Breite. Man kan an ihm kein Streifen wahrnehmen, wann man nicht die Länge vor dasselbe annehmen will. Jn diesem Verstand kan man aber auch in der Breite und in einer ieden Gegend, die sich in die Weite und Länge ziehet, ein Streichen annehmen, und sagen: Dieses Gebirg streicht hier- oder dahinaus. Ob diese Bergwerke nun schon kein Streichen, und auch kein Fallen haben, weil sie mit den übrigen Erdlagen parallel liegen: So nimt man doch ein Liegendes oder eine Sohle unter dem Gebirg wahr, worauf die Erze liegen.
§. 35.
Das Gebirg ist bei den Seifen an diesem Ort blaulich und weislich. Es ist mit kleinen Gräupger von Zwitter in der Gröse der Linsen und der Erbsen, und der grosen und der kleinen Sandkörner vermischet, die man eigentlich zu gewinnen, und aus dem Gebirg heraus zu waschen bemühet ist. Auser diesen findet man auch in ihm Zwitter- steine, welche man Geschiebe nennet, die noch Zwitterstükger enthalten, daher man sie dann naß zu pochen pflegt. Es bestehet dieses Gebirg an sich selbst aus Sand und Erde, welche mit schwarzblauen Wakken, mit Sandsteinen, und mit grosen und kleinen Stük- ker Quarz und Spaht vermengt sind. Die Mächtigkeit oder die Dikke desselben beträgt
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Das ſechszehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer-Zinn-Blei-Eiſen-
Der dritte Tittel von der unterirdiſchen Lage, und Beſchaffenheit der um die Bergſtadt Johanngeorgenſtadt gelegenen Bergwerke.
§. 33.
Die Bergwerke an und um dieſe Stadt beſtehen eines Teils aus Gaͤngen, welche die mehreſte Werke ausmachen, andern Teils aber aus Seifenwerken. So viel den Begrif, und die Einteilung der Gaͤnge betrift; So beziehe ich mich dieſerhalb auf den 23. §: Was hingegen den Begrif der Seifenwerke anlangt; So ſinde ich vor noͤtig, daß ich denſelben erſt bilde, ehe ich weiter von ihnen handele. Man verſtehet aber unter ihnen dieienige Erdlagen, welche mit den uͤbrigen Lagen der Erde meiſt parallel liegen, und mit Erzſtuͤkger vermengt ſind. Durch Waſſer, welches man an ſie leitet, floͤſet man dieſe Erzlagen herein, und in einen langen Graben, und waſchet das Erz aus denen Steinen und den Erden heraus. Man nennet dieſe Arbeit Seifen, und daher komt auch der Nahme Seifenwerk.
§. 34.
Ob ſich ſchon nicht viel bei der Lage der Seifenwerke gedenken laͤſſet: So will ich doch nicht verſaͤumen dasienige anzufuͤhren, was bei ihnen in Erwegung kommen kan. Sie beſtehen uͤberhauͤpt aus der Dammerde, worin eigentlich die Erze zerſtreuet ſind, welche ein und etliche Lachter maͤchtig iſt, und das Gebirg genent wird. Dieſe Damm- erde, das ſo genante Gebirg, liegt floͤzweis, und es erſtrekt ſich in die Laͤnge und in die Breite. Man kan an ihm kein Streifen wahrnehmen, wann man nicht die Laͤnge vor daſſelbe annehmen will. Jn dieſem Verſtand kan man aber auch in der Breite und in einer ieden Gegend, die ſich in die Weite und Laͤnge ziehet, ein Streichen annehmen, und ſagen: Dieſes Gebirg ſtreicht hier- oder dahinaus. Ob dieſe Bergwerke nun ſchon kein Streichen, und auch kein Fallen haben, weil ſie mit den uͤbrigen Erdlagen parallel liegen: So nimt man doch ein Liegendes oder eine Sohle unter dem Gebirg wahr, worauf die Erze liegen.
§. 35.
Das Gebirg iſt bei den Seifen an dieſem Ort blaulich und weislich. Es iſt mit kleinen Graͤupger von Zwitter in der Groͤſe der Linſen und der Erbſen, und der groſen und der kleinen Sandkoͤrner vermiſchet, die man eigentlich zu gewinnen, und aus dem Gebirg heraus zu waſchen bemuͤhet iſt. Auſer dieſen findet man auch in ihm Zwitter- ſteine, welche man Geſchiebe nennet, die noch Zwitterſtuͤkger enthalten, daher man ſie dann naß zu pochen pflegt. Es beſtehet dieſes Gebirg an ſich ſelbſt aus Sand und Erde, welche mit ſchwarzblauen Wakken, mit Sandſteinen, und mit groſen und kleinen Stuͤk- ker Quarz und Spaht vermengt ſind. Die Maͤchtigkeit oder die Dikke deſſelben betraͤgt
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Das ſechszehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer-Zinn-Blei-Eiſen-
Der dritte Tittel
von der unterirdiſchen Lage, und Beſchaffenheit der um die Bergſtadt
Johanngeorgenſtadt gelegenen Bergwerke.
§. 33.
Die Bergwerke an und um dieſe Stadt beſtehen eines Teils aus Gaͤngen, welche die
mehreſte Werke ausmachen, andern Teils aber aus Seifenwerken. So viel den
Begrif, und die Einteilung der Gaͤnge betrift; So beziehe ich mich dieſerhalb auf den
23. §: Was hingegen den Begrif der Seifenwerke anlangt; So ſinde ich vor noͤtig,
daß ich denſelben erſt bilde, ehe ich weiter von ihnen handele. Man verſtehet aber unter
ihnen dieienige Erdlagen, welche mit den uͤbrigen Lagen der Erde meiſt parallel
liegen, und mit Erzſtuͤkger vermengt ſind. Durch Waſſer, welches man an ſie
leitet, floͤſet man dieſe Erzlagen herein, und in einen langen Graben, und waſchet das
Erz aus denen Steinen und den Erden heraus. Man nennet dieſe Arbeit Seifen,
und daher komt auch der Nahme Seifenwerk.
§. 34.
Ob ſich ſchon nicht viel bei der Lage der Seifenwerke gedenken laͤſſet: So will ich
doch nicht verſaͤumen dasienige anzufuͤhren, was bei ihnen in Erwegung kommen kan.
Sie beſtehen uͤberhauͤpt aus der Dammerde, worin eigentlich die Erze zerſtreuet ſind,
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erde, das ſo genante Gebirg, liegt floͤzweis, und es erſtrekt ſich in die Laͤnge und in die
Breite. Man kan an ihm kein Streifen wahrnehmen, wann man nicht die Laͤnge vor
daſſelbe annehmen will. Jn dieſem Verſtand kan man aber auch in der Breite und in
einer ieden Gegend, die ſich in die Weite und Laͤnge ziehet, ein Streichen annehmen,
und ſagen: Dieſes Gebirg ſtreicht hier- oder dahinaus. Ob dieſe Bergwerke nun ſchon
kein Streichen, und auch kein Fallen haben, weil ſie mit den uͤbrigen Erdlagen parallel
liegen: So nimt man doch ein Liegendes oder eine Sohle unter dem Gebirg wahr,
worauf die Erze liegen.
§. 35.
Das Gebirg iſt bei den Seifen an dieſem Ort blaulich und weislich. Es iſt mit
kleinen Graͤupger von Zwitter in der Groͤſe der Linſen und der Erbſen, und der groſen
und der kleinen Sandkoͤrner vermiſchet, die man eigentlich zu gewinnen, und aus dem
Gebirg heraus zu waſchen bemuͤhet iſt. Auſer dieſen findet man auch in ihm Zwitter-
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dann naß zu pochen pflegt. Es beſtehet dieſes Gebirg an ſich ſelbſt aus Sand und Erde,
welche mit ſchwarzblauen Wakken, mit Sandſteinen, und mit groſen und kleinen Stuͤk-
ker Quarz und Spaht vermengt ſind. Die Maͤchtigkeit oder die Dikke deſſelben betraͤgt
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Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/354>, abgerufen am 23.07.2024.
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