Das zweite Kapittel von den Hülfsmitteln, die Wasser aus den Gruben zu schaffen.
§. 19.
Die Wasser in diesen Gebirgen sind über der Horizontlinie des Wiesengrunds nicht merklich stark. Es werden daher viele, die sich in den Streben samlen, in die Klüfte gewiesen, die hier und da in dem Liegenden sind, worinnen dann dieselbe wegfallen. Die Wasser unter der Teufe des Wiesengrundes sind hingegen um desto stärker. Sie können daher, und zumal bei nasser Witterung, durch die Klüfte nicht weggeschaft werden. Es ist aus dieser Ursache in dem Gernshäusergrund, über der neuen Hütte (§. 2. 3. und 4.), ein Stollen in das Freudenthal getrieben worden, der aber auf dem obersten, dem neuen Schacht, welcher der Prinz Georg genent wird, die nötige Teufe auf das Flöz nicht einbringet, und 8 Lachter zu hoch komt, weil dasselbe an diesem Ort einschieset, und sehr wassernötig ist. Jn dem Hainbachergrund, welcher viel tiefer liegt, als der zuvor gedachte, ist nicht weit von der alten Hütte (§. 4.) auch ein Stollen gebauet worden, welcher die Wasser von dem Flöz in dem Gnadenthal löset. Er gehet bis auf die Schächte Prinz Wilhelm, und den neuen Seegen. Da zur Linken des neuen Seegens an dem Grund nach Geismar, oder dem alten Gnadenthal, noch schöne Erze zu hoffen sind: So wird der Stollen in diese Gegend getrieben. Bei dem neuen Seegen wird zugleich ein Flügelort aufgehauen, welches durch das Gebirg durch, bis in das Freudenthal, und auf den Schacht Prinz Georg getrieben werden soll, damit man diesen Schacht, in dem nur bei sehr trokkenem Wetter Erze gewonnen werden können, von den Wassern befreien möge.
§. 20.
Weil keine schikliche Gefälle in diesen Gebirgen befindlich, die Grubenwasser in dem Tiefsten auch allzustark sein sollen: So werden bei diesem Bergwerk keine Künste, oder solche Maschinen angetroffen, welche die Wasser aus dem Tiefsten der Gruben, und auf die Stollen heben.
Das dritte Kapittel von dem Markscheiden bei diesem Werk, als einem Hülfsmittel, den Grubenbau regelmäsig zu führen.
§. 21.
Jch habe mir hier keines weges vorgenommen, eine Markscheidekunst zu schreiben: Jch will nur überhaupt anzelgen, wie und auf was Art sie ausgeübet werde.
Das Maas, dessen man sich an diesem Ort bei der Messung der Längen der Flächen, und der körperlichen Räume bedienet, ist eine angenommene Länge von 7 casselischen
Fus,
Das erſte Stuͤk
Das zweite Kapittel von den Huͤlfsmitteln, die Waſſer aus den Gruben zu ſchaffen.
§. 19.
Die Waſſer in dieſen Gebirgen ſind uͤber der Horizontlinie des Wieſengrunds nicht merklich ſtark. Es werden daher viele, die ſich in den Streben ſamlen, in die Kluͤfte gewieſen, die hier und da in dem Liegenden ſind, worinnen dann dieſelbe wegfallen. Die Waſſer unter der Teufe des Wieſengrundes ſind hingegen um deſto ſtaͤrker. Sie koͤnnen daher, und zumal bei naſſer Witterung, durch die Kluͤfte nicht weggeſchaft werden. Es iſt aus dieſer Urſache in dem Gernshaͤuſergrund, uͤber der neuen Huͤtte (§. 2. 3. und 4.), ein Stollen in das Freudenthal getrieben worden, der aber auf dem oberſten, dem neuen Schacht, welcher der Prinz Georg genent wird, die noͤtige Teufe auf das Floͤz nicht einbringet, und 8 Lachter zu hoch komt, weil daſſelbe an dieſem Ort einſchieſet, und ſehr waſſernoͤtig iſt. Jn dem Hainbachergrund, welcher viel tiefer liegt, als der zuvor gedachte, iſt nicht weit von der alten Huͤtte (§. 4.) auch ein Stollen gebauet worden, welcher die Waſſer von dem Floͤz in dem Gnadenthal loͤſet. Er gehet bis auf die Schaͤchte Prinz Wilhelm, und den neuen Seegen. Da zur Linken des neuen Seegens an dem Grund nach Geismar, oder dem alten Gnadenthal, noch ſchoͤne Erze zu hoffen ſind: So wird der Stollen in dieſe Gegend getrieben. Bei dem neuen Seegen wird zugleich ein Fluͤgelort aufgehauen, welches durch das Gebirg durch, bis in das Freudenthal, und auf den Schacht Prinz Georg getrieben werden ſoll, damit man dieſen Schacht, in dem nur bei ſehr trokkenem Wetter Erze gewonnen werden koͤnnen, von den Waſſern befreien moͤge.
§. 20.
Weil keine ſchikliche Gefaͤlle in dieſen Gebirgen befindlich, die Grubenwaſſer in dem Tiefſten auch allzuſtark ſein ſollen: So werden bei dieſem Bergwerk keine Kuͤnſte, oder ſolche Maſchinen angetroffen, welche die Waſſer aus dem Tiefſten der Gruben, und auf die Stollen heben.
Das dritte Kapittel von dem Markſcheiden bei dieſem Werk, als einem Huͤlfsmittel, den Grubenbau regelmaͤſig zu fuͤhren.
§. 21.
Jch habe mir hier keines weges vorgenommen, eine Markſcheidekunſt zu ſchreiben: Jch will nur uͤberhaupt anzelgen, wie und auf was Art ſie ausgeuͤbet werde.
Das Maas, deſſen man ſich an dieſem Ort bei der Meſſung der Laͤngen der Flaͤchen, und der koͤrperlichen Raͤume bedienet, iſt eine angenommene Laͤnge von 7 caſſeliſchen
Fus,
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Das erſte Stuͤk
Das zweite Kapittel
von den Huͤlfsmitteln, die Waſſer aus den Gruben zu ſchaffen.
§. 19.
Die Waſſer in dieſen Gebirgen ſind uͤber der Horizontlinie des Wieſengrunds nicht
merklich ſtark. Es werden daher viele, die ſich in den Streben ſamlen, in die Kluͤfte
gewieſen, die hier und da in dem Liegenden ſind, worinnen dann dieſelbe wegfallen.
Die Waſſer unter der Teufe des Wieſengrundes ſind hingegen um deſto ſtaͤrker. Sie
koͤnnen daher, und zumal bei naſſer Witterung, durch die Kluͤfte nicht weggeſchaft werden.
Es iſt aus dieſer Urſache in dem Gernshaͤuſergrund, uͤber der neuen Huͤtte (§. 2. 3. und 4.),
ein Stollen in das Freudenthal getrieben worden, der aber auf dem oberſten, dem neuen
Schacht, welcher der Prinz Georg genent wird, die noͤtige Teufe auf das Floͤz nicht
einbringet, und 8 Lachter zu hoch komt, weil daſſelbe an dieſem Ort einſchieſet, und ſehr
waſſernoͤtig iſt. Jn dem Hainbachergrund, welcher viel tiefer liegt, als der zuvor
gedachte, iſt nicht weit von der alten Huͤtte (§. 4.) auch ein Stollen gebauet worden,
welcher die Waſſer von dem Floͤz in dem Gnadenthal loͤſet. Er gehet bis auf die Schaͤchte
Prinz Wilhelm, und den neuen Seegen. Da zur Linken des neuen Seegens an dem
Grund nach Geismar, oder dem alten Gnadenthal, noch ſchoͤne Erze zu hoffen ſind:
So wird der Stollen in dieſe Gegend getrieben. Bei dem neuen Seegen wird zugleich
ein Fluͤgelort aufgehauen, welches durch das Gebirg durch, bis in das Freudenthal,
und auf den Schacht Prinz Georg getrieben werden ſoll, damit man dieſen Schacht,
in dem nur bei ſehr trokkenem Wetter Erze gewonnen werden koͤnnen, von den Waſſern
befreien moͤge.
§. 20.
Weil keine ſchikliche Gefaͤlle in dieſen Gebirgen befindlich, die Grubenwaſſer in dem
Tiefſten auch allzuſtark ſein ſollen: So werden bei dieſem Bergwerk keine Kuͤnſte, oder
ſolche Maſchinen angetroffen, welche die Waſſer aus dem Tiefſten der Gruben, und
auf die Stollen heben.
Das dritte Kapittel
von dem Markſcheiden bei dieſem Werk, als einem Huͤlfsmittel, den
Grubenbau regelmaͤſig zu fuͤhren.
§. 21.
Jch habe mir hier keines weges vorgenommen, eine Markſcheidekunſt zu ſchreiben:
Jch will nur uͤberhaupt anzelgen, wie und auf was Art ſie ausgeuͤbet werde.
Das Maas, deſſen man ſich an dieſem Ort bei der Meſſung der Laͤngen der Flaͤchen,
und der koͤrperlichen Raͤume bedienet, iſt eine angenommene Laͤnge von 7 caſſeliſchen
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Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/30>, abgerufen am 16.02.2025.
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