Die Schiefern werden strebweis herausgehauen. An denen Orten, wo das Flöz sehr stark fält, gewinnt man dieselbe, wie zu Sangerhausen §. 13. im 11. St., durch Hülfe der Querschläge und der Sohlen, die in dem Seigern 12 Lachter von einander entfernt sind. Das Fördern geschiehet in denen Sohlen mit Kübeln, in denen gleichen Strekken aber mit Hunden, welche die Jungen an das Bein zu schnallen pflegen. Wenn dabei die Förderung sehr weit ist: So wechseln die Jungen mit einander, und einer schlept dem andern zu. Bei denen tiefen Schächten bedienet man sich der viermännischen Haspel, die in dem Rennbaum 15 bis 16 Zoll dik, und auf einer ie- den Seite mit doppelten Haspelhörnern versehen sind. Die Schächte sind an einigen Orten 11/2 Lachter in das Gevierte weit, damit man zwei Ziehschächte neben einander vorrichten könne: Bei diesen Schächten aber stehet der eine um eine Manneshöhe tie- fer, als wie der andere, damit die Haspelknechte einander nicht hindern mögen.
§. 14.
Die Grubenarbeit bei diesem Bau ist dergestalt eingerichtet, daß die Häuer die Haspelknechte und die Jungen bezahlen, und sich selbsten das Gezähe, das Geleucht, das Pulver, und die Kübel anschaffen müssen. Es wird ihnen also neben ihrem Geding- geld weiter nichts, als der Haspel, das Seil und die Kohlen zu dem Ausschmieden des Gezähes von Seiten der Gewerkschaften gereichet Sie arbeiten des Tages nur acht Stunden. Es bekomt ein Häuer und ein Schmid wöchentlich 30 Gutegroschen, ein Haspelknecht 1 Thaler, ein Junge aber 18 Gutegroschen. Jn einer Schicht kan ein Häuer, wann es vor der Streb fest ist, 2-, wann es aber gebrech ist, 3 bis 4 Cent- ner Schiefern hauen. Er bekomt diesemnach, und in Rüksicht auf seinen Lohn, und der von ihm zu stellenden Kosten, von einem Centner 4, 5 bis 6, und höchstens 7 Gute- groschen Häuerlohn: Ein Fuder Schiefern komt also in den Gewinnungs- und Förde- rungskosten auf 8, 10, 12 und 14 Thaler zu stehen. Jn denen Schächten, den Stol- len, den Querschlägen und den Sohlen verdingt man nach der Gröse des Lohns, und der Festigkeit des Gesteins.
§. 15.
Die Verzimmerung bestehet in denen Schächten aus Bohleniöchern, die ich §. 15. im 11. St. schon beschrieben habe. Die Stollen sind an den Orten, wo das Gestein nicht stehet, ausgemauert, und in der First mit einem Gewölbe geschlossen. Jn denen Streben pflegt man da, wo die Häuer arbeiten, nur kleine Stempel zu schlagen, weil das Gestein wegen der Festigkeit des Dachs, und der niedrigen Arbeit, die nur achsel- hoch ist, keinen Druk hat. Wann die Schiefern heraus gehauen sind: So schlägt man alsdann die Stempel wieder heraus, und versezt die ausgehauene Streben mit Bergen.
§. 16.
Das zwoͤlfte Stuͤk
§. 13.
Die Schiefern werden ſtrebweis herausgehauen. An denen Orten, wo das Floͤz ſehr ſtark faͤlt, gewinnt man dieſelbe, wie zu Sangerhauſen §. 13. im 11. St., durch Huͤlfe der Querſchlaͤge und der Sohlen, die in dem Seigern 12 Lachter von einander entfernt ſind. Das Foͤrdern geſchiehet in denen Sohlen mit Kuͤbeln, in denen gleichen Strekken aber mit Hunden, welche die Jungen an das Bein zu ſchnallen pflegen. Wenn dabei die Foͤrderung ſehr weit iſt: So wechſeln die Jungen mit einander, und einer ſchlept dem andern zu. Bei denen tiefen Schaͤchten bedienet man ſich der viermaͤnniſchen Haspel, die in dem Rennbaum 15 bis 16 Zoll dik, und auf einer ie- den Seite mit doppelten Haspelhoͤrnern verſehen ſind. Die Schaͤchte ſind an einigen Orten 1½ Lachter in das Gevierte weit, damit man zwei Ziehſchaͤchte neben einander vorrichten koͤnne: Bei dieſen Schaͤchten aber ſtehet der eine um eine Manneshoͤhe tie- fer, als wie der andere, damit die Haspelknechte einander nicht hindern moͤgen.
§. 14.
Die Grubenarbeit bei dieſem Bau iſt dergeſtalt eingerichtet, daß die Haͤuer die Haspelknechte und die Jungen bezahlen, und ſich ſelbſten das Gezaͤhe, das Geleucht, das Pulver, und die Kuͤbel anſchaffen muͤſſen. Es wird ihnen alſo neben ihrem Geding- geld weiter nichts, als der Haspel, das Seil und die Kohlen zu dem Ausſchmieden des Gezaͤhes von Seiten der Gewerkſchaften gereichet Sie arbeiten des Tages nur acht Stunden. Es bekomt ein Haͤuer und ein Schmid woͤchentlich 30 Gutegroſchen, ein Haspelknecht 1 Thaler, ein Junge aber 18 Gutegroſchen. Jn einer Schicht kan ein Haͤuer, wann es vor der Streb feſt iſt, 2-, wann es aber gebrech iſt, 3 bis 4 Cent- ner Schiefern hauen. Er bekomt dieſemnach, und in Ruͤkſicht auf ſeinen Lohn, und der von ihm zu ſtellenden Koſten, von einem Centner 4, 5 bis 6, und hoͤchſtens 7 Gute- groſchen Haͤuerlohn: Ein Fuder Schiefern komt alſo in den Gewinnungs- und Foͤrde- rungskoſten auf 8, 10, 12 und 14 Thaler zu ſtehen. Jn denen Schaͤchten, den Stol- len, den Querſchlaͤgen und den Sohlen verdingt man nach der Groͤſe des Lohns, und der Feſtigkeit des Geſteins.
§. 15.
Die Verzimmerung beſtehet in denen Schaͤchten aus Bohlenioͤchern, die ich §. 15. im 11. St. ſchon beſchrieben habe. Die Stollen ſind an den Orten, wo das Geſtein nicht ſtehet, ausgemauert, und in der Firſt mit einem Gewoͤlbe geſchloſſen. Jn denen Streben pflegt man da, wo die Haͤuer arbeiten, nur kleine Stempel zu ſchlagen, weil das Geſtein wegen der Feſtigkeit des Dachs, und der niedrigen Arbeit, die nur achſel- hoch iſt, keinen Druk hat. Wann die Schiefern heraus gehauen ſind: So ſchlaͤgt man alsdann die Stempel wieder heraus, und verſezt die ausgehauene Streben mit Bergen.
§. 16.
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Das zwoͤlfte Stuͤk
§. 13.
Die Schiefern werden ſtrebweis herausgehauen. An denen Orten, wo das Floͤz
ſehr ſtark faͤlt, gewinnt man dieſelbe, wie zu Sangerhauſen §. 13. im 11. St., durch
Huͤlfe der Querſchlaͤge und der Sohlen, die in dem Seigern 12 Lachter von einander
entfernt ſind. Das Foͤrdern geſchiehet in denen Sohlen mit Kuͤbeln, in denen gleichen
Strekken aber mit Hunden, welche die Jungen an das Bein zu ſchnallen pflegen.
Wenn dabei die Foͤrderung ſehr weit iſt: So wechſeln die Jungen mit einander,
und einer ſchlept dem andern zu. Bei denen tiefen Schaͤchten bedienet man ſich der
viermaͤnniſchen Haspel, die in dem Rennbaum 15 bis 16 Zoll dik, und auf einer ie-
den Seite mit doppelten Haspelhoͤrnern verſehen ſind. Die Schaͤchte ſind an einigen
Orten 1½ Lachter in das Gevierte weit, damit man zwei Ziehſchaͤchte neben einander
vorrichten koͤnne: Bei dieſen Schaͤchten aber ſtehet der eine um eine Manneshoͤhe tie-
fer, als wie der andere, damit die Haspelknechte einander nicht hindern moͤgen.
§. 14.
Die Grubenarbeit bei dieſem Bau iſt dergeſtalt eingerichtet, daß die Haͤuer die
Haspelknechte und die Jungen bezahlen, und ſich ſelbſten das Gezaͤhe, das Geleucht,
das Pulver, und die Kuͤbel anſchaffen muͤſſen. Es wird ihnen alſo neben ihrem Geding-
geld weiter nichts, als der Haspel, das Seil und die Kohlen zu dem Ausſchmieden des
Gezaͤhes von Seiten der Gewerkſchaften gereichet Sie arbeiten des Tages nur acht
Stunden. Es bekomt ein Haͤuer und ein Schmid woͤchentlich 30 Gutegroſchen, ein
Haspelknecht 1 Thaler, ein Junge aber 18 Gutegroſchen. Jn einer Schicht kan ein
Haͤuer, wann es vor der Streb feſt iſt, 2-, wann es aber gebrech iſt, 3 bis 4 Cent-
ner Schiefern hauen. Er bekomt dieſemnach, und in Ruͤkſicht auf ſeinen Lohn, und
der von ihm zu ſtellenden Koſten, von einem Centner 4, 5 bis 6, und hoͤchſtens 7 Gute-
groſchen Haͤuerlohn: Ein Fuder Schiefern komt alſo in den Gewinnungs- und Foͤrde-
rungskoſten auf 8, 10, 12 und 14 Thaler zu ſtehen. Jn denen Schaͤchten, den Stol-
len, den Querſchlaͤgen und den Sohlen verdingt man nach der Groͤſe des Lohns, und
der Feſtigkeit des Geſteins.
§. 15.
Die Verzimmerung beſtehet in denen Schaͤchten aus Bohlenioͤchern, die ich §. 15.
im 11. St. ſchon beſchrieben habe. Die Stollen ſind an den Orten, wo das Geſtein
nicht ſtehet, ausgemauert, und in der Firſt mit einem Gewoͤlbe geſchloſſen. Jn denen
Streben pflegt man da, wo die Haͤuer arbeiten, nur kleine Stempel zu ſchlagen, weil
das Geſtein wegen der Feſtigkeit des Dachs, und der niedrigen Arbeit, die nur achſel-
hoch iſt, keinen Druk hat. Wann die Schiefern heraus gehauen ſind: So ſchlaͤgt
man alsdann die Stempel wieder heraus, und verſezt die ausgehauene Streben
mit Bergen.
§. 16.
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Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/270>, abgerufen am 24.11.2024.
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