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Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767.

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Das neunte Stük
Blei erhält, als wie auf einer hohen. Jch bin von dieser Erfahrung sehr lebhaft überzeugt, und
ich weis ganz gewis, daß man gar kein Blei erhält, wann man die Form bei den Schliegen in
unsern Gegenden, die nur 6, 8, 10 bis 15 Pfund Blei halten, auf 10, 12 und mehr Zoll hoch
leget. Wer wird es mich daher verdenken, wann ich behaupte, da die Erze bei dem haarzer
Schmelzer, wegen ihrer ziemlichen Leichtflüssigkeit, nicht durchaus eine hohe Form erfordern, daß
man die Formen nur 6 Zoll hoch legen soll?

Die 2. Anmerkung.

Wann man das Geschmelze gleich unter dem Auge in den Vorherd gehen lässet, und die
Schlakke etwas zäh oder streng ist; So kan sich das Werk durch die schon hoch über einan-
der stehende Schlakken nicht wol seigern und zu Boden sezzen: Weil aber dieses bei der hier
gewöhnlichen Vorrichtung der Vorherde, da das Geschmelze gleich auf den Boden dieses Herds
gehet, vermieden wird; So halte ich auch diese Art der Vorherde vor nüzlich.

Die 3. Anmerkung.

Man schlägt die Glätt und den Herd aus der Ursache mit vor, damit die Bleie, die in ihnen
befindlich sind, die Silber aus denen Erzen besser in sich fassen, und keine 11 bis 12 löthige Werke
erfolgen mögen, wobei ein Teil des Silbers in denen Schlakken fortgehen soll. Wenn ich erwege,
daß 1. ein merklicher Teil von dem Blei verschlakket wird, der in Glätt und Herd enthalten ist,
daß 2. die von ihnen fallende Bleie in eine weitläuftige Arbeit kommen, wobei sie wieder geseigert,
vertrieben, und gefrischt werden müssen, und daß 3. die Menge der Schmelzschlakken, die stets Me-
tall rauben, zunimt: So dünkt mich auch, daß bei dem Zuschlagen dieser Vorräthe, mehr Blei
und Silber verlohren gehen muß, als wann man sie gar nicht vorschläget. Jch glaube meines
Orts gar nicht, daß ich hierinnen irre: Denn wem kan es wol unbekant sein, daß das Blei einen
um desto grösern Abgang leidet, ie öfter es in das Feuer komt? Wer weis es aber auch nicht,
daß man diese Zuschläge aus der Nebenursache mit zu nehmen pfleget, damit die Erze flüssiger ge-
hen sollen? Wenn man die Roharbeit einführen wolte, wobei mehrere Bleie erhalten werden:
So würde man diese Vorschläge, wo nicht ganz, doch grösten Teils weglassen können.

Die 4. Anmerkung.

Die Schlakken, die von diesen Schmelzen fallen, sind, wegen dem Quarz und der Bergart,
etwas zäh, man kan aber doch nicht sagen, daß sie streng gehen. Jhr Gehalt erstrekt sich noch
auf 20 bis 24 Pfund Blei. Man pflegt nur die, welche von reichen Arbeiten fallen, zum Teil
wieder zuzuschlagen, alle übrige aber läuft man in die Halde. Es ist Schade, daß man nicht alle
diese Schlakken auf andere Vorräthe zuschlagen kan. Wie viele Metalle werden nicht durch das
Wegstürzen in die Halden gelaufen? Könte man sie doch durch Hülfe eines Zuschlags redueiren!
Wie ansehnlich würde nicht der Vorteil sein, den man daher erhalten könte!

Die 5. Anmerkung.

Die Schmelzen sind, wie ich schon öfters bemerkt habe, etwas zu kurz: Denn wenn der
Ofen kaum in die Hizze gekommen ist, und wenn er erst recht rein, flüssig, und nicht mehr roh
arbeitet; So wird schon wieder ausgeblasen.

§. 94.

Man schmilzt die Afterschliege, die aus dem armen Vorrath gemacht werden,
welcher auserhalb den Waschhäusern aufgefangen wird (§. 77. N. IIII.), mit dem

küpfe-

Das neunte Stuͤk
Blei erhaͤlt, als wie auf einer hohen. Jch bin von dieſer Erfahrung ſehr lebhaft uͤberzeugt, und
ich weis ganz gewis, daß man gar kein Blei erhaͤlt, wann man die Form bei den Schliegen in
unſern Gegenden, die nur 6, 8, 10 bis 15 Pfund Blei halten, auf 10, 12 und mehr Zoll hoch
leget. Wer wird es mich daher verdenken, wann ich behaupte, da die Erze bei dem haarzer
Schmelzer, wegen ihrer ziemlichen Leichtfluͤſſigkeit, nicht durchaus eine hohe Form erfordern, daß
man die Formen nur 6 Zoll hoch legen ſoll?

Die 2. Anmerkung.

Wann man das Geſchmelze gleich unter dem Auge in den Vorherd gehen laͤſſet, und die
Schlakke etwas zaͤh oder ſtreng iſt; So kan ſich das Werk durch die ſchon hoch uͤber einan-
der ſtehende Schlakken nicht wol ſeigern und zu Boden ſezzen: Weil aber dieſes bei der hier
gewoͤhnlichen Vorrichtung der Vorherde, da das Geſchmelze gleich auf den Boden dieſes Herds
gehet, vermieden wird; So halte ich auch dieſe Art der Vorherde vor nuͤzlich.

Die 3. Anmerkung.

Man ſchlaͤgt die Glaͤtt und den Herd aus der Urſache mit vor, damit die Bleie, die in ihnen
befindlich ſind, die Silber aus denen Erzen beſſer in ſich faſſen, und keine 11 bis 12 loͤthige Werke
erfolgen moͤgen, wobei ein Teil des Silbers in denen Schlakken fortgehen ſoll. Wenn ich erwege,
daß 1. ein merklicher Teil von dem Blei verſchlakket wird, der in Glaͤtt und Herd enthalten iſt,
daß 2. die von ihnen fallende Bleie in eine weitlaͤuftige Arbeit kommen, wobei ſie wieder geſeigert,
vertrieben, und gefriſcht werden muͤſſen, und daß 3. die Menge der Schmelzſchlakken, die ſtets Me-
tall rauben, zunimt: So duͤnkt mich auch, daß bei dem Zuſchlagen dieſer Vorraͤthe, mehr Blei
und Silber verlohren gehen muß, als wann man ſie gar nicht vorſchlaͤget. Jch glaube meines
Orts gar nicht, daß ich hierinnen irre: Denn wem kan es wol unbekant ſein, daß das Blei einen
um deſto groͤſern Abgang leidet, ie oͤfter es in das Feuer komt? Wer weis es aber auch nicht,
daß man dieſe Zuſchlaͤge aus der Nebenurſache mit zu nehmen pfleget, damit die Erze fluͤſſiger ge-
hen ſollen? Wenn man die Roharbeit einfuͤhren wolte, wobei mehrere Bleie erhalten werden:
So wuͤrde man dieſe Vorſchlaͤge, wo nicht ganz, doch groͤſten Teils weglaſſen koͤnnen.

Die 4. Anmerkung.

Die Schlakken, die von dieſen Schmelzen fallen, ſind, wegen dem Quarz und der Bergart,
etwas zaͤh, man kan aber doch nicht ſagen, daß ſie ſtreng gehen. Jhr Gehalt erſtrekt ſich noch
auf 20 bis 24 Pfund Blei. Man pflegt nur die, welche von reichen Arbeiten fallen, zum Teil
wieder zuzuſchlagen, alle uͤbrige aber laͤuft man in die Halde. Es iſt Schade, daß man nicht alle
dieſe Schlakken auf andere Vorraͤthe zuſchlagen kan. Wie viele Metalle werden nicht durch das
Wegſtuͤrzen in die Halden gelaufen? Koͤnte man ſie doch durch Huͤlfe eines Zuſchlags redueiren!
Wie anſehnlich wuͤrde nicht der Vorteil ſein, den man daher erhalten koͤnte!

Die 5. Anmerkung.

Die Schmelzen ſind, wie ich ſchon oͤfters bemerkt habe, etwas zu kurz: Denn wenn der
Ofen kaum in die Hizze gekommen iſt, und wenn er erſt recht rein, fluͤſſig, und nicht mehr roh
arbeitet; So wird ſchon wieder ausgeblaſen.

§. 94.

Man ſchmilzt die Afterſchliege, die aus dem armen Vorrath gemacht werden,
welcher auſerhalb den Waſchhaͤuſern aufgefangen wird (§. 77. N. IIII.), mit dem

kuͤpfe-
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[200/0220] Das neunte Stuͤk Blei erhaͤlt, als wie auf einer hohen. Jch bin von dieſer Erfahrung ſehr lebhaft uͤberzeugt, und ich weis ganz gewis, daß man gar kein Blei erhaͤlt, wann man die Form bei den Schliegen in unſern Gegenden, die nur 6, 8, 10 bis 15 Pfund Blei halten, auf 10, 12 und mehr Zoll hoch leget. Wer wird es mich daher verdenken, wann ich behaupte, da die Erze bei dem haarzer Schmelzer, wegen ihrer ziemlichen Leichtfluͤſſigkeit, nicht durchaus eine hohe Form erfordern, daß man die Formen nur 6 Zoll hoch legen ſoll? Die 2. Anmerkung. Wann man das Geſchmelze gleich unter dem Auge in den Vorherd gehen laͤſſet, und die Schlakke etwas zaͤh oder ſtreng iſt; So kan ſich das Werk durch die ſchon hoch uͤber einan- der ſtehende Schlakken nicht wol ſeigern und zu Boden ſezzen: Weil aber dieſes bei der hier gewoͤhnlichen Vorrichtung der Vorherde, da das Geſchmelze gleich auf den Boden dieſes Herds gehet, vermieden wird; So halte ich auch dieſe Art der Vorherde vor nuͤzlich. Die 3. Anmerkung. Man ſchlaͤgt die Glaͤtt und den Herd aus der Urſache mit vor, damit die Bleie, die in ihnen befindlich ſind, die Silber aus denen Erzen beſſer in ſich faſſen, und keine 11 bis 12 loͤthige Werke erfolgen moͤgen, wobei ein Teil des Silbers in denen Schlakken fortgehen ſoll. Wenn ich erwege, daß 1. ein merklicher Teil von dem Blei verſchlakket wird, der in Glaͤtt und Herd enthalten iſt, daß 2. die von ihnen fallende Bleie in eine weitlaͤuftige Arbeit kommen, wobei ſie wieder geſeigert, vertrieben, und gefriſcht werden muͤſſen, und daß 3. die Menge der Schmelzſchlakken, die ſtets Me- tall rauben, zunimt: So duͤnkt mich auch, daß bei dem Zuſchlagen dieſer Vorraͤthe, mehr Blei und Silber verlohren gehen muß, als wann man ſie gar nicht vorſchlaͤget. Jch glaube meines Orts gar nicht, daß ich hierinnen irre: Denn wem kan es wol unbekant ſein, daß das Blei einen um deſto groͤſern Abgang leidet, ie oͤfter es in das Feuer komt? Wer weis es aber auch nicht, daß man dieſe Zuſchlaͤge aus der Nebenurſache mit zu nehmen pfleget, damit die Erze fluͤſſiger ge- hen ſollen? Wenn man die Roharbeit einfuͤhren wolte, wobei mehrere Bleie erhalten werden: So wuͤrde man dieſe Vorſchlaͤge, wo nicht ganz, doch groͤſten Teils weglaſſen koͤnnen. Die 4. Anmerkung. Die Schlakken, die von dieſen Schmelzen fallen, ſind, wegen dem Quarz und der Bergart, etwas zaͤh, man kan aber doch nicht ſagen, daß ſie ſtreng gehen. Jhr Gehalt erſtrekt ſich noch auf 20 bis 24 Pfund Blei. Man pflegt nur die, welche von reichen Arbeiten fallen, zum Teil wieder zuzuſchlagen, alle uͤbrige aber laͤuft man in die Halde. Es iſt Schade, daß man nicht alle dieſe Schlakken auf andere Vorraͤthe zuſchlagen kan. Wie viele Metalle werden nicht durch das Wegſtuͤrzen in die Halden gelaufen? Koͤnte man ſie doch durch Huͤlfe eines Zuſchlags redueiren! Wie anſehnlich wuͤrde nicht der Vorteil ſein, den man daher erhalten koͤnte! Die 5. Anmerkung. Die Schmelzen ſind, wie ich ſchon oͤfters bemerkt habe, etwas zu kurz: Denn wenn der Ofen kaum in die Hizze gekommen iſt, und wenn er erſt recht rein, fluͤſſig, und nicht mehr roh arbeitet; So wird ſchon wieder ausgeblaſen. §. 94. Man ſchmilzt die Afterſchliege, die aus dem armen Vorrath gemacht werden, welcher auſerhalb den Waſchhaͤuſern aufgefangen wird (§. 77. N. IIII.), mit dem kuͤpfe-

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Zitationshilfe: Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/220>, abgerufen am 21.11.2024.