Die Gebirge in dieser Gegend sind nicht sehr hoch. Sie bestehen aus sanften, und zu Bergwerken sehr schiklichen Bergen, welche mit denen Thälern stets abwechseln, und sich in eine grose Länge und Breite erstrekken. Man findet daher in dieser Gegend keine sehr hohe, oder stükkelichte und pralligte Gebirge, wie sie die Bergwerkskündiger zu nennen gewohnt sind.
Das Bergwerk selbst liegt gegen Mitternacht, eine halbe Stunde von Frankenberg, zwischen diesem Ort und Geismar, an der Eder hinunter. Es liegt in einem schönen und sanften Gebirg, welches auf zwei Seiten, nach der Länge, mit Thälern umgeben ist, die ihren Fall nach dem tiefsten Thal haben, in welchem die Eder flieset. Dasienige Thal, welches von Frankenberg aus zur rechten Hand liegt, wird wegen einem darin- nen gelegenen Dorf Gernshausen, der gernshäuser-, das zur Linken aber der hain- bacher Grund genennet.
§. 3.
Jn dem hainbacher Grund haben die Aeltere schon oben an dem Dorf Geismar, und zwar an dem Fus des Gebirges gebauet. Sie haben fast Schacht an Schacht gesezzet, und dieses Werk das Gnadenthal genennet. Die Neuere haben noch unter diesem Werk zu bauen angefangen. Sie nennen diese Arbeit das neue-, iene aber, in Betracht dieser, das alte Gnadenthal.
Es ist dieses Gebirg mit Wasser angefüllet, welche in denen nieder gemachten Schächten zusammen laufen. Damit man nun die Schächte von dem Wasser befreien, und in ihnen ungehindert, und zu allen Zeiten arbeiten könne: So ist nicht weit von der Eder an dem Ende des hainbacher Grunds, welcher an diesem Gebirg gelegen ist, und sehr viel von dem Horizont abfält, ein Stollen angefangen, und bis in dieses Werk getrieben worden, welcher die Wasser in der iezzigen Teufe der Erze löset.
§. 4.
Jn dem gegen über liegenden Fus dieses Gebirges, auf der Seite des gernshäuser Grundes, liegt noch ein anderes Werk, welches das Freudenthal genennet wird. Es ist auch dieses wassernötig, und darum ist aus dem gernshäuser Grund ein Stollen auf die hier liegende Schächte gebauet worden. Es liegt dieser Stollen, weil aus die- sem Grund, von der Eder herauf, keine hinlängliche Teufe einzubringen sein soll, 8 Lachter höher, als das Erzflöz. Er löset daher nur die Tagewasser, keines weges aber dieienige, welche auf dem Flöz sind.
§. 5.
Uiber diesen Bergwerken liegen noch zwei andere alte Werke, das huensländer Werk bei Geismar, und das kupferbiller Werk an der casselischen Landstraase, zwi- schen Geismar und Ellershausen. Es sind aus ihnen über 100,000 Centner Lettenerze
geför-
Das erſte Stuͤk
§. 2.
Die Gebirge in dieſer Gegend ſind nicht ſehr hoch. Sie beſtehen aus ſanften, und zu Bergwerken ſehr ſchiklichen Bergen, welche mit denen Thaͤlern ſtets abwechſeln, und ſich in eine groſe Laͤnge und Breite erſtrekken. Man findet daher in dieſer Gegend keine ſehr hohe, oder ſtuͤkkelichte und pralligte Gebirge, wie ſie die Bergwerkskuͤndiger zu nennen gewohnt ſind.
Das Bergwerk ſelbſt liegt gegen Mitternacht, eine halbe Stunde von Frankenberg, zwiſchen dieſem Ort und Geismar, an der Eder hinunter. Es liegt in einem ſchoͤnen und ſanften Gebirg, welches auf zwei Seiten, nach der Laͤnge, mit Thaͤlern umgeben iſt, die ihren Fall nach dem tiefſten Thal haben, in welchem die Eder flieſet. Dasienige Thal, welches von Frankenberg aus zur rechten Hand liegt, wird wegen einem darin- nen gelegenen Dorf Gernshauſen, der gernshaͤuſer-, das zur Linken aber der hain- bacher Grund genennet.
§. 3.
Jn dem hainbacher Grund haben die Aeltere ſchon oben an dem Dorf Geismar, und zwar an dem Fus des Gebirges gebauet. Sie haben faſt Schacht an Schacht geſezzet, und dieſes Werk das Gnadenthal genennet. Die Neuere haben noch unter dieſem Werk zu bauen angefangen. Sie nennen dieſe Arbeit das neue-, iene aber, in Betracht dieſer, das alte Gnadenthal.
Es iſt dieſes Gebirg mit Waſſer angefuͤllet, welche in denen nieder gemachten Schaͤchten zuſammen laufen. Damit man nun die Schaͤchte von dem Waſſer befreien, und in ihnen ungehindert, und zu allen Zeiten arbeiten koͤnne: So iſt nicht weit von der Eder an dem Ende des hainbacher Grunds, welcher an dieſem Gebirg gelegen iſt, und ſehr viel von dem Horizont abfaͤlt, ein Stollen angefangen, und bis in dieſes Werk getrieben worden, welcher die Waſſer in der iezzigen Teufe der Erze loͤſet.
§. 4.
Jn dem gegen uͤber liegenden Fus dieſes Gebirges, auf der Seite des gernshaͤuſer Grundes, liegt noch ein anderes Werk, welches das Freudenthal genennet wird. Es iſt auch dieſes waſſernoͤtig, und darum iſt aus dem gernshaͤuſer Grund ein Stollen auf die hier liegende Schaͤchte gebauet worden. Es liegt dieſer Stollen, weil aus die- ſem Grund, von der Eder herauf, keine hinlaͤngliche Teufe einzubringen ſein ſoll, 8 Lachter hoͤher, als das Erzfloͤz. Er loͤſet daher nur die Tagewaſſer, keines weges aber dieienige, welche auf dem Floͤz ſind.
§. 5.
Uiber dieſen Bergwerken liegen noch zwei andere alte Werke, das huenslaͤnder Werk bei Geismar, und das kupferbiller Werk an der caſſeliſchen Landſtraaſe, zwi- ſchen Geismar und Ellershauſen. Es ſind aus ihnen uͤber 100,000 Centner Lettenerze
gefoͤr-
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Das erſte Stuͤk
§. 2.
Die Gebirge in dieſer Gegend ſind nicht ſehr hoch. Sie beſtehen aus ſanften,
und zu Bergwerken ſehr ſchiklichen Bergen, welche mit denen Thaͤlern ſtets abwechſeln,
und ſich in eine groſe Laͤnge und Breite erſtrekken. Man findet daher in dieſer Gegend
keine ſehr hohe, oder ſtuͤkkelichte und pralligte Gebirge, wie ſie die Bergwerkskuͤndiger
zu nennen gewohnt ſind.
Das Bergwerk ſelbſt liegt gegen Mitternacht, eine halbe Stunde von Frankenberg,
zwiſchen dieſem Ort und Geismar, an der Eder hinunter. Es liegt in einem ſchoͤnen
und ſanften Gebirg, welches auf zwei Seiten, nach der Laͤnge, mit Thaͤlern umgeben
iſt, die ihren Fall nach dem tiefſten Thal haben, in welchem die Eder flieſet. Dasienige
Thal, welches von Frankenberg aus zur rechten Hand liegt, wird wegen einem darin-
nen gelegenen Dorf Gernshauſen, der gernshaͤuſer-, das zur Linken aber der hain-
bacher Grund genennet.
§. 3.
Jn dem hainbacher Grund haben die Aeltere ſchon oben an dem Dorf Geismar,
und zwar an dem Fus des Gebirges gebauet. Sie haben faſt Schacht an Schacht
geſezzet, und dieſes Werk das Gnadenthal genennet. Die Neuere haben noch unter
dieſem Werk zu bauen angefangen. Sie nennen dieſe Arbeit das neue-, iene aber, in
Betracht dieſer, das alte Gnadenthal.
Es iſt dieſes Gebirg mit Waſſer angefuͤllet, welche in denen nieder gemachten
Schaͤchten zuſammen laufen. Damit man nun die Schaͤchte von dem Waſſer befreien,
und in ihnen ungehindert, und zu allen Zeiten arbeiten koͤnne: So iſt nicht weit von
der Eder an dem Ende des hainbacher Grunds, welcher an dieſem Gebirg gelegen iſt, und
ſehr viel von dem Horizont abfaͤlt, ein Stollen angefangen, und bis in dieſes Werk
getrieben worden, welcher die Waſſer in der iezzigen Teufe der Erze loͤſet.
§. 4.
Jn dem gegen uͤber liegenden Fus dieſes Gebirges, auf der Seite des gernshaͤuſer
Grundes, liegt noch ein anderes Werk, welches das Freudenthal genennet wird.
Es iſt auch dieſes waſſernoͤtig, und darum iſt aus dem gernshaͤuſer Grund ein Stollen
auf die hier liegende Schaͤchte gebauet worden. Es liegt dieſer Stollen, weil aus die-
ſem Grund, von der Eder herauf, keine hinlaͤngliche Teufe einzubringen ſein ſoll,
8 Lachter hoͤher, als das Erzfloͤz. Er loͤſet daher nur die Tagewaſſer, keines weges
aber dieienige, welche auf dem Floͤz ſind.
§. 5.
Uiber dieſen Bergwerken liegen noch zwei andere alte Werke, das huenslaͤnder
Werk bei Geismar, und das kupferbiller Werk an der caſſeliſchen Landſtraaſe, zwi-
ſchen Geismar und Ellershauſen. Es ſind aus ihnen uͤber 100,000 Centner Lettenerze
gefoͤr-
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Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/22>, abgerufen am 23.02.2025.
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