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Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767.

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Das neunte Stük
Anmerkung.

Das Geschik und die Art der Schiefern ist eben so beschaffen, wie zu Haingründan in der
Grafschaft Büdingen, wo man ein Schieferwerk antrift.

§. 29.

Auf der neuen Kupferrose (§. 19.) trift man eben das Hangende und das Liegende
an, das ich §. 25. schon beschrieben habe. Von den übrigen Umständen des Ganges in
diesem Schacht, kan man um deswillen noch nichts sagen, weil erst 14 Lachter auf ihm
abgeteuft sind.

Die 1. Anmerkung.

Jch habe in den vorhergehenden §. §. natürliche Kennzeichen angegeben, wobei man sich auf
gute Anbrüche Hofnung machen kan. Dieses ist aber noch nicht genug, wir müssen auch unter der
Erde Gespenster haben, die zukünftige Dinge bedeuten, welche entweder gut oder bös sind. Man
muß sich also nicht wundern, wann sich der Bergmann auch alsdann auf einen guten Anbruch
Rechnung machet, wann sich das Bergmänlein an diesem oder an ienem Ort sehen lässet, welches
ein Gespenst von einer besondern Art ist, das nur unter der Erde seine Rolle spielet. Es muß
recht artig aussehen, wann dieses Gespenst in der Gestalt eines kleinen Bergmannes, mit einem
fürchterlichen Gedonner, bei seinem hellschimmernden Grubenlicht, vor entfernten schwarzen Oertern
arbeitet. Noch angenehmer aber muß den Bergleuten der Gedanken sein, wann ihre betäubte Ein-
bildungskraft ganz gewis, und bis zu dem Grabe weis, daß ihnen ihre Steiger so gar in der Grube
erscheinen, wann sie doch wirklich zu Haus sind. Die Thorheit hat noch nicht ganz bei dem Reich
der Vernünftigen Abschied genommen: Wer vermag aber diese eingewurzelte Schwachheiten zu
heilen?

Die 2. Anmerkung.

Die Bergwerke und die in ihnen so tief unter der Erde verborgene Schäzze werden durch Muth-
masungen, die aus der Erfahrung hergehohlet sind, und durch ohngefähre Zufälle entdekket, die
öfters gar selten sind. Man will dieselbe inzwischen auch gar oft durch die Wünschelruthe ent-
dekken, welche ein Jnstrument ist, das zu allen Zeiten unter den Hoch- und den Tiefgelehrten gar
vielen Streit verursacht hat. Man glaubet, wie einige vorgeben, daß sie eine Gemeinschaft mit
den Metallen in der Erde hat, und daß dis die Ursache ist, warum sie da nach der Erde ziehet,
wo Mineralien verborgen sind. Wer kein Fremdling in der Naturlehre ist, der wird auch gar
leicht begreifen, daß ihr Ziehen nach der Erde in den Regeln der Elasticität gegründet ist, das sich
aller Orten, und auch da äusern muß, wo keine Mineralien sind, wann man die Ruthe nur unter
einerlei Umstände bringet, die ich izzo nicht ausführen kan, weil ich mir ein anderes Ziel vorge-
stekt habe. Wann daher durch die Wünschelruthe Bergwerke ausfündig gemacht werden: So trift
dieses nur von ohngefähr zu, weil man dieselbe gemeiniglich in den Gegenden ausgehet, wo man
sich ohnehin muthmaslich auf Erze Rechnung machen kan. Man muß sich also über die recht sehr
verwundern, die schlechterdings glauben, daß die Wünschelruthe mit den Metallen in der Erde eine
gewisse Gemeinschaft hat. Wie schwach sind die nicht, die nach der Angabe der Ruthengänger
Schächte niedermachen lassen! Thomasius war vermögend vielen Menschen den Gedanken der
Hexerei zu entreisen, ob man aber diese Thorheit aus dem Weg räumen kan, daran zweifle ich
noch gar sehr.

Die
Das neunte Stuͤk
Anmerkung.

Das Geſchik und die Art der Schiefern iſt eben ſo beſchaffen, wie zu Haingruͤndan in der
Grafſchaft Buͤdingen, wo man ein Schieferwerk antrift.

§. 29.

Auf der neuen Kupferroſe (§. 19.) trift man eben das Hangende und das Liegende
an, das ich §. 25. ſchon beſchrieben habe. Von den uͤbrigen Umſtaͤnden des Ganges in
dieſem Schacht, kan man um deswillen noch nichts ſagen, weil erſt 14 Lachter auf ihm
abgeteuft ſind.

Die 1. Anmerkung.

Jch habe in den vorhergehenden §. §. natuͤrliche Kennzeichen angegeben, wobei man ſich auf
gute Anbruͤche Hofnung machen kan. Dieſes iſt aber noch nicht genug, wir muͤſſen auch unter der
Erde Geſpenſter haben, die zukuͤnftige Dinge bedeuten, welche entweder gut oder boͤs ſind. Man
muß ſich alſo nicht wundern, wann ſich der Bergmann auch alsdann auf einen guten Anbruch
Rechnung machet, wann ſich das Bergmaͤnlein an dieſem oder an ienem Ort ſehen laͤſſet, welches
ein Geſpenſt von einer beſondern Art iſt, das nur unter der Erde ſeine Rolle ſpielet. Es muß
recht artig ausſehen, wann dieſes Geſpenſt in der Geſtalt eines kleinen Bergmannes, mit einem
fuͤrchterlichen Gedonner, bei ſeinem hellſchimmernden Grubenlicht, vor entfernten ſchwarzen Oertern
arbeitet. Noch angenehmer aber muß den Bergleuten der Gedanken ſein, wann ihre betaͤubte Ein-
bildungskraft ganz gewis, und bis zu dem Grabe weis, daß ihnen ihre Steiger ſo gar in der Grube
erſcheinen, wann ſie doch wirklich zu Haus ſind. Die Thorheit hat noch nicht ganz bei dem Reich
der Vernuͤnftigen Abſchied genommen: Wer vermag aber dieſe eingewurzelte Schwachheiten zu
heilen?

Die 2. Anmerkung.

Die Bergwerke und die in ihnen ſo tief unter der Erde verborgene Schaͤzze werden durch Muth-
maſungen, die aus der Erfahrung hergehohlet ſind, und durch ohngefaͤhre Zufaͤlle entdekket, die
oͤfters gar ſelten ſind. Man will dieſelbe inzwiſchen auch gar oft durch die Wuͤnſchelruthe ent-
dekken, welche ein Jnſtrument iſt, das zu allen Zeiten unter den Hoch- und den Tiefgelehrten gar
vielen Streit verurſacht hat. Man glaubet, wie einige vorgeben, daß ſie eine Gemeinſchaft mit
den Metallen in der Erde hat, und daß dis die Urſache iſt, warum ſie da nach der Erde ziehet,
wo Mineralien verborgen ſind. Wer kein Fremdling in der Naturlehre iſt, der wird auch gar
leicht begreifen, daß ihr Ziehen nach der Erde in den Regeln der Elaſticitaͤt gegruͤndet iſt, das ſich
aller Orten, und auch da aͤuſern muß, wo keine Mineralien ſind, wann man die Ruthe nur unter
einerlei Umſtaͤnde bringet, die ich izzo nicht ausfuͤhren kan, weil ich mir ein anderes Ziel vorge-
ſtekt habe. Wann daher durch die Wuͤnſchelruthe Bergwerke ausfuͤndig gemacht werden: So trift
dieſes nur von ohngefaͤhr zu, weil man dieſelbe gemeiniglich in den Gegenden ausgehet, wo man
ſich ohnehin muthmaslich auf Erze Rechnung machen kan. Man muß ſich alſo uͤber die recht ſehr
verwundern, die ſchlechterdings glauben, daß die Wuͤnſchelruthe mit den Metallen in der Erde eine
gewiſſe Gemeinſchaft hat. Wie ſchwach ſind die nicht, die nach der Angabe der Ruthengaͤnger
Schaͤchte niedermachen laſſen! Thomaſius war vermoͤgend vielen Menſchen den Gedanken der
Hexerei zu entreiſen, ob man aber dieſe Thorheit aus dem Weg raͤumen kan, daran zweifle ich
noch gar ſehr.

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[156/0176] Das neunte Stuͤk Anmerkung. Das Geſchik und die Art der Schiefern iſt eben ſo beſchaffen, wie zu Haingruͤndan in der Grafſchaft Buͤdingen, wo man ein Schieferwerk antrift. §. 29. Auf der neuen Kupferroſe (§. 19.) trift man eben das Hangende und das Liegende an, das ich §. 25. ſchon beſchrieben habe. Von den uͤbrigen Umſtaͤnden des Ganges in dieſem Schacht, kan man um deswillen noch nichts ſagen, weil erſt 14 Lachter auf ihm abgeteuft ſind. Die 1. Anmerkung. Jch habe in den vorhergehenden §. §. natuͤrliche Kennzeichen angegeben, wobei man ſich auf gute Anbruͤche Hofnung machen kan. Dieſes iſt aber noch nicht genug, wir muͤſſen auch unter der Erde Geſpenſter haben, die zukuͤnftige Dinge bedeuten, welche entweder gut oder boͤs ſind. Man muß ſich alſo nicht wundern, wann ſich der Bergmann auch alsdann auf einen guten Anbruch Rechnung machet, wann ſich das Bergmaͤnlein an dieſem oder an ienem Ort ſehen laͤſſet, welches ein Geſpenſt von einer beſondern Art iſt, das nur unter der Erde ſeine Rolle ſpielet. Es muß recht artig ausſehen, wann dieſes Geſpenſt in der Geſtalt eines kleinen Bergmannes, mit einem fuͤrchterlichen Gedonner, bei ſeinem hellſchimmernden Grubenlicht, vor entfernten ſchwarzen Oertern arbeitet. Noch angenehmer aber muß den Bergleuten der Gedanken ſein, wann ihre betaͤubte Ein- bildungskraft ganz gewis, und bis zu dem Grabe weis, daß ihnen ihre Steiger ſo gar in der Grube erſcheinen, wann ſie doch wirklich zu Haus ſind. Die Thorheit hat noch nicht ganz bei dem Reich der Vernuͤnftigen Abſchied genommen: Wer vermag aber dieſe eingewurzelte Schwachheiten zu heilen? Die 2. Anmerkung. Die Bergwerke und die in ihnen ſo tief unter der Erde verborgene Schaͤzze werden durch Muth- maſungen, die aus der Erfahrung hergehohlet ſind, und durch ohngefaͤhre Zufaͤlle entdekket, die oͤfters gar ſelten ſind. Man will dieſelbe inzwiſchen auch gar oft durch die Wuͤnſchelruthe ent- dekken, welche ein Jnſtrument iſt, das zu allen Zeiten unter den Hoch- und den Tiefgelehrten gar vielen Streit verurſacht hat. Man glaubet, wie einige vorgeben, daß ſie eine Gemeinſchaft mit den Metallen in der Erde hat, und daß dis die Urſache iſt, warum ſie da nach der Erde ziehet, wo Mineralien verborgen ſind. Wer kein Fremdling in der Naturlehre iſt, der wird auch gar leicht begreifen, daß ihr Ziehen nach der Erde in den Regeln der Elaſticitaͤt gegruͤndet iſt, das ſich aller Orten, und auch da aͤuſern muß, wo keine Mineralien ſind, wann man die Ruthe nur unter einerlei Umſtaͤnde bringet, die ich izzo nicht ausfuͤhren kan, weil ich mir ein anderes Ziel vorge- ſtekt habe. Wann daher durch die Wuͤnſchelruthe Bergwerke ausfuͤndig gemacht werden: So trift dieſes nur von ohngefaͤhr zu, weil man dieſelbe gemeiniglich in den Gegenden ausgehet, wo man ſich ohnehin muthmaslich auf Erze Rechnung machen kan. Man muß ſich alſo uͤber die recht ſehr verwundern, die ſchlechterdings glauben, daß die Wuͤnſchelruthe mit den Metallen in der Erde eine gewiſſe Gemeinſchaft hat. Wie ſchwach ſind die nicht, die nach der Angabe der Ruthengaͤnger Schaͤchte niedermachen laſſen! Thomaſius war vermoͤgend vielen Menſchen den Gedanken der Hexerei zu entreiſen, ob man aber dieſe Thorheit aus dem Weg raͤumen kan, daran zweifle ich noch gar ſehr. Die

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Zitationshilfe: Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/176>, abgerufen am 24.11.2024.