irgend einen feinen Scherz ein Ende. Denn das kanst du für ausgemacht annehmen: wenn die beiden besten Freunde mit Hize über eine noch so kleine, noch so unbedeutende Sache streiten, so entfernen sich ihre Herzen wenigstens für diesen Augenblik von einander. Ueberhaupt sind Strei- tigkeiten, sie mögen betreffen, was sie wollen, eine Art von Zweikampf des Verstandes, und können nicht anders als zum Nachtheil der einen oder der andern der streitenden Parteien endigen.
(Entscheidende Aussprüche sind bei jungen Leu- ten dem Wohlstande zuwider. Sie solten selten das Ansehen haben, als behaupteten sie etwas, und dabei allezeit mildernde Ausdrükke brauchen; als, "wenn es mir erlaubt ist, so zu sagen; ich "würde vielmehr glauben, wenn ich mich unter- "stehen darf, mich zu erklären;" Worte, welche die Art und Weise lindern, den Gründen aber kei- neswegs Eintrag thun. Leute von mehr Alter und Erfahrung erwarten diesen Grad von Achtung, und sind dazu berechtigt.)
Doch bin ich auch auf der andern Seite weit entfernt dir zuzumuthen, daß du allem, was du
in
irgend einen feinen Scherz ein Ende. Denn das kanſt du fuͤr ausgemacht annehmen: wenn die beiden beſten Freunde mit Hize uͤber eine noch ſo kleine, noch ſo unbedeutende Sache ſtreiten, ſo entfernen ſich ihre Herzen wenigſtens fuͤr dieſen Augenblik von einander. Ueberhaupt ſind Strei- tigkeiten, ſie moͤgen betreffen, was ſie wollen, eine Art von Zweikampf des Verſtandes, und koͤnnen nicht anders als zum Nachtheil der einen oder der andern der ſtreitenden Parteien endigen.
(Entſcheidende Ausſpruͤche ſind bei jungen Leu- ten dem Wohlſtande zuwider. Sie ſolten ſelten das Anſehen haben, als behaupteten ſie etwas, und dabei allezeit mildernde Ausdruͤkke brauchen; als, “wenn es mir erlaubt iſt, ſo zu ſagen; ich “wuͤrde vielmehr glauben, wenn ich mich unter- “ſtehen darf, mich zu erklaͤren;„ Worte, welche die Art und Weiſe lindern, den Gruͤnden aber kei- neswegs Eintrag thun. Leute von mehr Alter und Erfahrung erwarten dieſen Grad von Achtung, und ſind dazu berechtigt.)
Doch bin ich auch auf der andern Seite weit entfernt dir zuzumuthen, daß du allem, was du
in
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0034"n="28"/>
irgend einen feinen Scherz ein Ende. Denn das<lb/>
kanſt du fuͤr ausgemacht annehmen: wenn die<lb/>
beiden beſten Freunde mit Hize uͤber eine noch ſo<lb/>
kleine, noch ſo unbedeutende Sache ſtreiten, ſo<lb/>
entfernen ſich ihre Herzen wenigſtens fuͤr dieſen<lb/>
Augenblik von einander. Ueberhaupt ſind Strei-<lb/>
tigkeiten, ſie moͤgen betreffen, was ſie wollen,<lb/>
eine Art von Zweikampf des Verſtandes, und<lb/>
koͤnnen nicht anders als zum Nachtheil der einen<lb/>
oder der andern der ſtreitenden Parteien endigen.</p><lb/><p>(Entſcheidende Ausſpruͤche ſind bei jungen Leu-<lb/>
ten dem Wohlſtande zuwider. Sie ſolten ſelten<lb/>
das Anſehen haben, als behaupteten ſie etwas,<lb/>
und dabei allezeit mildernde Ausdruͤkke brauchen;<lb/>
als, “wenn es mir erlaubt iſt, ſo zu ſagen; ich<lb/>“wuͤrde vielmehr glauben, wenn ich mich unter-<lb/>“ſtehen darf, mich zu erklaͤren;„ Worte, welche<lb/>
die Art und Weiſe lindern, den Gruͤnden aber kei-<lb/>
neswegs Eintrag thun. Leute von mehr Alter<lb/>
und Erfahrung erwarten dieſen Grad von Achtung,<lb/>
und ſind dazu berechtigt.)</p><lb/><p>Doch bin ich auch auf der andern Seite weit<lb/>
entfernt dir zuzumuthen, daß du allem, was du<lb/><fwplace="bottom"type="catch">in</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[28/0034]
irgend einen feinen Scherz ein Ende. Denn das
kanſt du fuͤr ausgemacht annehmen: wenn die
beiden beſten Freunde mit Hize uͤber eine noch ſo
kleine, noch ſo unbedeutende Sache ſtreiten, ſo
entfernen ſich ihre Herzen wenigſtens fuͤr dieſen
Augenblik von einander. Ueberhaupt ſind Strei-
tigkeiten, ſie moͤgen betreffen, was ſie wollen,
eine Art von Zweikampf des Verſtandes, und
koͤnnen nicht anders als zum Nachtheil der einen
oder der andern der ſtreitenden Parteien endigen.
(Entſcheidende Ausſpruͤche ſind bei jungen Leu-
ten dem Wohlſtande zuwider. Sie ſolten ſelten
das Anſehen haben, als behaupteten ſie etwas,
und dabei allezeit mildernde Ausdruͤkke brauchen;
als, “wenn es mir erlaubt iſt, ſo zu ſagen; ich
“wuͤrde vielmehr glauben, wenn ich mich unter-
“ſtehen darf, mich zu erklaͤren;„ Worte, welche
die Art und Weiſe lindern, den Gruͤnden aber kei-
neswegs Eintrag thun. Leute von mehr Alter
und Erfahrung erwarten dieſen Grad von Achtung,
und ſind dazu berechtigt.)
Doch bin ich auch auf der andern Seite weit
entfernt dir zuzumuthen, daß du allem, was du
in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron02_1783/34>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.