Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783.ist oben drein eben so lächerlich als beleidigend. (Aber sie komme nun auch, woher sie wolle, ist,
iſt oben drein eben ſo laͤcherlich als beleidigend. (Aber ſie komme nun auch, woher ſie wolle, iſt,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0019" n="13"/> iſt oben drein eben ſo laͤcherlich als beleidigend.<lb/> Es iſt wenig Unterſchied zwiſchen einem Todten<lb/> und einem Zerſtreuten, und dieſer Unterſchied iſt<lb/> noch dazu ganz zum Vortheil des erſtern; denn<lb/> jederman weiß, daß ſeine Unempfindlichkeit nicht<lb/> wilkuͤhrlich iſt. Es gibt ſo gar Leute, welche ab-<lb/> geſchmakt genug ſind, Zerſtreuung zu affektiren;<lb/> ſie glauben nemlich, das ſei ein Merkmal von<lb/> Tiefſin und hoher Weisheit; aber ſie irren ſich<lb/> gewaltig; denn Zerſtreuung, (das weiß jeder)<lb/> zeugt, wenn ſie natuͤrlich iſt, von einer großen<lb/> Schwaͤche der Sele; und wird ſie gar affektirt,<lb/> ſo iſt ſie eine Narheit vom erſten Range.</p><lb/> <p>(Aber ſie komme nun auch, woher ſie wolle,<lb/> ſo iſt gewiß, daß der Zerſtreute ein unangenehmer<lb/> Geſelſchafter iſt. Er laͤßt es an allen gewoͤhnlichen<lb/> Pflichten der Hoͤflichkeit fehlen; er ſcheint heute<lb/> diejenigen nicht mehr zu kennen, mit denen er geſtern<lb/> vertraut umging. Er nimt keinen Theil an der alge-<lb/> meinen Unterredung, ſondern unterbricht ſie viel-<lb/> mehr von Zeit zu Zeit mit einem ploͤzlichen Einfalle,<lb/> als ob er vom Traume erwachte. Das iſt ein ſicheres<lb/> Merkmal eines Gemuͤths, das entweder ſo ſchwach<lb/> <fw place="bottom" type="catch">iſt,</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0019]
iſt oben drein eben ſo laͤcherlich als beleidigend.
Es iſt wenig Unterſchied zwiſchen einem Todten
und einem Zerſtreuten, und dieſer Unterſchied iſt
noch dazu ganz zum Vortheil des erſtern; denn
jederman weiß, daß ſeine Unempfindlichkeit nicht
wilkuͤhrlich iſt. Es gibt ſo gar Leute, welche ab-
geſchmakt genug ſind, Zerſtreuung zu affektiren;
ſie glauben nemlich, das ſei ein Merkmal von
Tiefſin und hoher Weisheit; aber ſie irren ſich
gewaltig; denn Zerſtreuung, (das weiß jeder)
zeugt, wenn ſie natuͤrlich iſt, von einer großen
Schwaͤche der Sele; und wird ſie gar affektirt,
ſo iſt ſie eine Narheit vom erſten Range.
(Aber ſie komme nun auch, woher ſie wolle,
ſo iſt gewiß, daß der Zerſtreute ein unangenehmer
Geſelſchafter iſt. Er laͤßt es an allen gewoͤhnlichen
Pflichten der Hoͤflichkeit fehlen; er ſcheint heute
diejenigen nicht mehr zu kennen, mit denen er geſtern
vertraut umging. Er nimt keinen Theil an der alge-
meinen Unterredung, ſondern unterbricht ſie viel-
mehr von Zeit zu Zeit mit einem ploͤzlichen Einfalle,
als ob er vom Traume erwachte. Das iſt ein ſicheres
Merkmal eines Gemuͤths, das entweder ſo ſchwach
iſt,
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