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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783.

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denen du die Miethküschen, Opern, u. s. w. be-
zahlst. Sie sind der Zeit und Tinte nicht werth, die
sie kosten würden. Solche Kleinigkeiten überlaß
albernen Kerlen, denen es um einen Pfennig zu
thun ist! Merke dir, daß du in der Haushaltung
sowohl, als in allen andern Theilen des Lebens ge-
hörige Aufmerksamkeit auf gehörige Dinge wen-
den, und gehörige Verachtung gegen kleine hegen
mußt. Eine starke Sele sieht die Dinge in ihrem
wahren Verhältnisse, eine schwache aber durch ein
Vergrößerungsglas, das aus dem Floh einen Ele-
phanten macht, alle kleine Dinge vergrößert,
große aber nicht fassen kan. Ich habe gesehen,
daß mancher für einen Geizhals gehalten wurde,
weil er einen Pfennig sparte, und um zween
Stüber strit, da er indessen sich um sein Vermö-
gen brachte, indem er mehr verthat, als er ein-
nahm, und nicht auf wichtige Ausgaben Acht
hatte, die über seinen Verstand gingen.

Das sichre Kenzeichen eines gesunden, starken
Geistes ist, in jeder Sache die festgesezten Grenzen
ausfindig zu machen, über die disseits und jen-

seits

denen du die Miethkuͤſchen, Opern, u. ſ. w. be-
zahlſt. Sie ſind der Zeit und Tinte nicht werth, die
ſie koſten wuͤrden. Solche Kleinigkeiten uͤberlaß
albernen Kerlen, denen es um einen Pfennig zu
thun iſt! Merke dir, daß du in der Haushaltung
ſowohl, als in allen andern Theilen des Lebens ge-
hoͤrige Aufmerkſamkeit auf gehoͤrige Dinge wen-
den, und gehoͤrige Verachtung gegen kleine hegen
mußt. Eine ſtarke Sele ſieht die Dinge in ihrem
wahren Verhaͤltniſſe, eine ſchwache aber durch ein
Vergroͤßerungsglas, das aus dem Floh einen Ele-
phanten macht, alle kleine Dinge vergroͤßert,
große aber nicht faſſen kan. Ich habe geſehen,
daß mancher fuͤr einen Geizhals gehalten wurde,
weil er einen Pfennig ſparte, und um zween
Stuͤber ſtrit, da er indeſſen ſich um ſein Vermoͤ-
gen brachte, indem er mehr verthat, als er ein-
nahm, und nicht auf wichtige Ausgaben Acht
hatte, die uͤber ſeinen Verſtand gingen.

Das ſichre Kenzeichen eines geſunden, ſtarken
Geiſtes iſt, in jeder Sache die feſtgeſezten Grenzen
ausfindig zu machen, uͤber die disſeits und jen-

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[159/0165] denen du die Miethkuͤſchen, Opern, u. ſ. w. be- zahlſt. Sie ſind der Zeit und Tinte nicht werth, die ſie koſten wuͤrden. Solche Kleinigkeiten uͤberlaß albernen Kerlen, denen es um einen Pfennig zu thun iſt! Merke dir, daß du in der Haushaltung ſowohl, als in allen andern Theilen des Lebens ge- hoͤrige Aufmerkſamkeit auf gehoͤrige Dinge wen- den, und gehoͤrige Verachtung gegen kleine hegen mußt. Eine ſtarke Sele ſieht die Dinge in ihrem wahren Verhaͤltniſſe, eine ſchwache aber durch ein Vergroͤßerungsglas, das aus dem Floh einen Ele- phanten macht, alle kleine Dinge vergroͤßert, große aber nicht faſſen kan. Ich habe geſehen, daß mancher fuͤr einen Geizhals gehalten wurde, weil er einen Pfennig ſparte, und um zween Stuͤber ſtrit, da er indeſſen ſich um ſein Vermoͤ- gen brachte, indem er mehr verthat, als er ein- nahm, und nicht auf wichtige Ausgaben Acht hatte, die uͤber ſeinen Verſtand gingen. Das ſichre Kenzeichen eines geſunden, ſtarken Geiſtes iſt, in jeder Sache die feſtgeſezten Grenzen ausfindig zu machen, uͤber die disſeits und jen- ſeits

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron02_1783/165>, abgerufen am 09.11.2024.