Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783.Höflichkeit ist oft mit einem zeremoniösen We- Die Mittel zu gefallen, mein Lieber, verän- thun
Hoͤflichkeit iſt oft mit einem zeremonioͤſen We- Die Mittel zu gefallen, mein Lieber, veraͤn- thun
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Hoͤflichkeit iſt oft mit einem zeremonioͤſen We-
ſen begleitet, welches durch Lebensart zwar gemil-
dert, aber nicht ganz zur Seite geſezt werden darf.
Ein gewiſſer Grad von Zeremonie iſt ein unent-
behrliches Auſſenwerk fuͤr die guten Sitten, ſo
wie fuͤr die Religion: ſie haͤlt den Muthwillen
und den Vorwiz in gehoͤriger Entfernung, und
der verſtaͤndigere und geſittetere Theil der Men-
ſchen dringt demohngeachtet durch dieſe Vormauer
leicht hindurch. Wir leſen in dem Maͤhrchen von
der Tonne, daß Peter von Pomp und Zeremonie
zu viel, Jakob zu wenig hatte; Martins Betra-
gen hingegen ſcheint ein nachahmungswuͤrdiges
Muſter in Anſehung des Gottesdienſtes ſo wohl
als der guten Sitten zu ſein, und eben dieſe Mit-
telſtraße betreten Verſtand und Lebensart.
Die Mittel zu gefallen, mein Lieber, veraͤn-
dern ſich, nach Zeit, Ort und Perſonen. Es gibt
indes eine algemeine Regel, die jederman kent.
Sie heißt: Bemuͤhe dich zu gefallen, und du
wirſt ſicher, wenigſtens in einem gewiſſen
Grade, gefallen. Zeige, daß dirs darum zu
thun
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