Anstrengungen gewährt. Und das ist eben mit eine der Ursachen, warum ich dir gleich anfangs die Beglükkung deiner künftigen Familie, als den ersten und vornehmsten götlichen Beruf, empfahl, und warum ich dir jezt die tägliche Uebung deines Geschmaks an schöner Natur, als eine eben so nothwendige Vorbereitung zu einem zufriedenen und gemeinnüzigen Leben, gleichfals auf das nach- drüklichste empfehlen muß. O der bejammerns- würdigen Sele, für welche diese beiden Quellen des reinsten, des seeligsten Vergnügens und der süßesten Erquikkung nach vollendeter Arbeit, un- widerbringlich verstopft sind!
Und es gibt deren, mein Sohn; gibt ihrer sogar unter denen, welche den Gründen des Ver- gnügens und des Misvergnügens, den Ursachen und Hindernissen eines glükseeligen Lebens, mehr als andere nachgespürt, aber während dieses ämsigen Nachspürens unglüklicher Weise verab- säumt hatten, aus den Quellen der Glükseelig- keit, die sie für andere suchten, für andere auf- gruben, auch für sich selbst zu schöpfen. Du kanst dir von dem unseeligen Zustande solcher
Schlacht-
E 3
Anſtrengungen gewaͤhrt. Und das iſt eben mit eine der Urſachen, warum ich dir gleich anfangs die Begluͤkkung deiner kuͤnftigen Familie, als den erſten und vornehmſten goͤtlichen Beruf, empfahl, und warum ich dir jezt die taͤgliche Uebung deines Geſchmaks an ſchoͤner Natur, als eine eben ſo nothwendige Vorbereitung zu einem zufriedenen und gemeinnuͤzigen Leben, gleichfals auf das nach- druͤklichſte empfehlen muß. O der bejammerns- wuͤrdigen Sele, fuͤr welche dieſe beiden Quellen des reinſten, des ſeeligſten Vergnuͤgens und der ſuͤßeſten Erquikkung nach vollendeter Arbeit, un- widerbringlich verſtopft ſind!
Und es gibt deren, mein Sohn; gibt ihrer ſogar unter denen, welche den Gruͤnden des Ver- gnuͤgens und des Misvergnuͤgens, den Urſachen und Hinderniſſen eines gluͤkſeeligen Lebens, mehr als andere nachgeſpuͤrt, aber waͤhrend dieſes aͤmſigen Nachſpuͤrens ungluͤklicher Weiſe verab- ſaͤumt hatten, aus den Quellen der Gluͤkſeelig- keit, die ſie fuͤr andere ſuchten, fuͤr andere auf- gruben, auch fuͤr ſich ſelbſt zu ſchoͤpfen. Du kanſt dir von dem unſeeligen Zuſtande ſolcher
Schlacht-
E 3
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0099"n="69"/>
Anſtrengungen gewaͤhrt. Und das iſt eben mit<lb/>
eine der Urſachen, warum ich dir gleich anfangs<lb/>
die Begluͤkkung deiner kuͤnftigen Familie, als den<lb/>
erſten und vornehmſten goͤtlichen Beruf, empfahl,<lb/>
und warum ich dir jezt die taͤgliche Uebung deines<lb/>
Geſchmaks an ſchoͤner Natur, als eine eben ſo<lb/>
nothwendige Vorbereitung zu einem zufriedenen<lb/>
und gemeinnuͤzigen Leben, gleichfals auf das nach-<lb/>
druͤklichſte empfehlen muß. O der bejammerns-<lb/>
wuͤrdigen Sele, fuͤr welche dieſe beiden Quellen<lb/>
des reinſten, des ſeeligſten Vergnuͤgens und der<lb/>ſuͤßeſten Erquikkung nach vollendeter Arbeit, un-<lb/>
widerbringlich verſtopft ſind!</p><lb/><p>Und es gibt deren, mein Sohn; gibt ihrer<lb/>ſogar unter denen, welche den Gruͤnden des Ver-<lb/>
gnuͤgens und des Misvergnuͤgens, den Urſachen<lb/>
und Hinderniſſen eines gluͤkſeeligen Lebens, mehr<lb/>
als andere nachgeſpuͤrt, aber waͤhrend dieſes<lb/>
aͤmſigen Nachſpuͤrens ungluͤklicher Weiſe verab-<lb/>ſaͤumt hatten, aus den Quellen der Gluͤkſeelig-<lb/>
keit, die ſie fuͤr andere ſuchten, fuͤr andere auf-<lb/>
gruben, auch fuͤr ſich ſelbſt zu ſchoͤpfen. Du<lb/>
kanſt dir von dem unſeeligen Zuſtande ſolcher<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Schlacht-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[69/0099]
Anſtrengungen gewaͤhrt. Und das iſt eben mit
eine der Urſachen, warum ich dir gleich anfangs
die Begluͤkkung deiner kuͤnftigen Familie, als den
erſten und vornehmſten goͤtlichen Beruf, empfahl,
und warum ich dir jezt die taͤgliche Uebung deines
Geſchmaks an ſchoͤner Natur, als eine eben ſo
nothwendige Vorbereitung zu einem zufriedenen
und gemeinnuͤzigen Leben, gleichfals auf das nach-
druͤklichſte empfehlen muß. O der bejammerns-
wuͤrdigen Sele, fuͤr welche dieſe beiden Quellen
des reinſten, des ſeeligſten Vergnuͤgens und der
ſuͤßeſten Erquikkung nach vollendeter Arbeit, un-
widerbringlich verſtopft ſind!
Und es gibt deren, mein Sohn; gibt ihrer
ſogar unter denen, welche den Gruͤnden des Ver-
gnuͤgens und des Misvergnuͤgens, den Urſachen
und Hinderniſſen eines gluͤkſeeligen Lebens, mehr
als andere nachgeſpuͤrt, aber waͤhrend dieſes
aͤmſigen Nachſpuͤrens ungluͤklicher Weiſe verab-
ſaͤumt hatten, aus den Quellen der Gluͤkſeelig-
keit, die ſie fuͤr andere ſuchten, fuͤr andere auf-
gruben, auch fuͤr ſich ſelbſt zu ſchoͤpfen. Du
kanſt dir von dem unſeeligen Zuſtande ſolcher
Schlacht-
E 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/99>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.