Hierzu komt noch dieses, daß wir niemahls -- wir mögen sein, wer wir wollen, unumschränkte Herrn über uns selbst, über unsere Gesundheit, über die jedesmalige Anwendung unserer Zeit und unserer Kräfte sind. Ach! ein schwaches Lüftchen kan ja den Wohlstand dieser unserer zerbrechlichen Hülle, und mit ihm die Möglichkeit des Ge- brauchs der sie belebenden Kräfte, plözlich ver- wehen, und tausend unvorhergesehene Hinder- nisse können hervorspringen, uns in unserm kühn- sten Laufe Einhalt thun, und die Vollendung einer aufgeschobenen Arbeit unmöglich machen. Und dan sehen wir uns oft in großer Verle- genheit.
Um diese zu vermeiden, verrichte alles, was einmahl geschehen muß, so frühzeitig, als du nur immer kanst, und mache es dir zur unverbrüch- lichen Regel, kein Geschäft, welches du in der gegenwärtigen Stunde verrichten kanst, ohne ir- gend einen wichtigen Bewegungsgrund dazu zu haben, jemahls bis zur folgenden aufzuschieben. Dan wird deine Arbeit dir gelingen, und die Ruhe nach derselben um so viel süßer sein.
Denn
E 2
Hierzu komt noch dieſes, daß wir niemahls — wir moͤgen ſein, wer wir wollen, unumſchraͤnkte Herrn uͤber uns ſelbſt, uͤber unſere Geſundheit, uͤber die jedesmalige Anwendung unſerer Zeit und unſerer Kraͤfte ſind. Ach! ein ſchwaches Luͤftchen kan ja den Wohlſtand dieſer unſerer zerbrechlichen Huͤlle, und mit ihm die Moͤglichkeit des Ge- brauchs der ſie belebenden Kraͤfte, ploͤzlich ver- wehen, und tauſend unvorhergeſehene Hinder- niſſe koͤnnen hervorſpringen, uns in unſerm kuͤhn- ſten Laufe Einhalt thun, und die Vollendung einer aufgeſchobenen Arbeit unmoͤglich machen. Und dan ſehen wir uns oft in großer Verle- genheit.
Um dieſe zu vermeiden, verrichte alles, was einmahl geſchehen muß, ſo fruͤhzeitig, als du nur immer kanſt, und mache es dir zur unverbruͤch- lichen Regel, kein Geſchaͤft, welches du in der gegenwaͤrtigen Stunde verrichten kanſt, ohne ir- gend einen wichtigen Bewegungsgrund dazu zu haben, jemahls bis zur folgenden aufzuſchieben. Dan wird deine Arbeit dir gelingen, und die Ruhe nach derſelben um ſo viel ſuͤßer ſein.
Denn
E 2
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Hierzu komt noch dieſes, daß wir niemahls
— wir moͤgen ſein, wer wir wollen, unumſchraͤnkte
Herrn uͤber uns ſelbſt, uͤber unſere Geſundheit,
uͤber die jedesmalige Anwendung unſerer Zeit und
unſerer Kraͤfte ſind. Ach! ein ſchwaches Luͤftchen
kan ja den Wohlſtand dieſer unſerer zerbrechlichen
Huͤlle, und mit ihm die Moͤglichkeit des Ge-
brauchs der ſie belebenden Kraͤfte, ploͤzlich ver-
wehen, und tauſend unvorhergeſehene Hinder-
niſſe koͤnnen hervorſpringen, uns in unſerm kuͤhn-
ſten Laufe Einhalt thun, und die Vollendung
einer aufgeſchobenen Arbeit unmoͤglich machen.
Und dan ſehen wir uns oft in großer Verle-
genheit.
Um dieſe zu vermeiden, verrichte alles, was
einmahl geſchehen muß, ſo fruͤhzeitig, als du nur
immer kanſt, und mache es dir zur unverbruͤch-
lichen Regel, kein Geſchaͤft, welches du in der
gegenwaͤrtigen Stunde verrichten kanſt, ohne ir-
gend einen wichtigen Bewegungsgrund dazu zu
haben, jemahls bis zur folgenden aufzuſchieben.
Dan wird deine Arbeit dir gelingen, und die Ruhe
nach derſelben um ſo viel ſuͤßer ſein.
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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/97>, abgerufen am 16.02.2025.
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