als auch wirklichen Störungen und Unter- brechungen zum öftern ausgesezt sind. Zwar ist es wahr, daß die Musen die Stille lieben, und daß Werke des Geistes jeder Art nir- gends besser, als in der Einsamkeit, volbracht werden. Aber steht es bei uns, die Welt um uns her in einen stillen Musenhain, und alle Mitbewohner derselben in ruhige und einsame Hirten zu verwandeln? Kan der Hausvater, ohn' ein Tiran zu sein, jedes Geräusch seiner ge- schäftigen Hausgenossen, jedes laute Gewimmel seiner frölichen Kinder um und neben ihm, zu allen Zeiten unterdrükken? Kan der Kaufman auf seiner Schreibstube, der Rechtsgelehrte in seinem Kabinette, die Magistratsperson auf ihrem Richterstule, dem lermenden Gewühl der Straße und dem Geräusche derer wehren, welche Geschäfts halber bei ihnen aus- und eingehen? Und wenn sie das nicht können, was würde aus ihnen wer- den, wenn sie nicht anders, als in der Stille zu arbeiten sich gewöhnt hätten?
Aber
als auch wirklichen Stoͤrungen und Unter- brechungen zum oͤftern ausgeſezt ſind. Zwar iſt es wahr, daß die Muſen die Stille lieben, und daß Werke des Geiſtes jeder Art nir- gends beſſer, als in der Einſamkeit, volbracht werden. Aber ſteht es bei uns, die Welt um uns her in einen ſtillen Muſenhain, und alle Mitbewohner derſelben in ruhige und einſame Hirten zu verwandeln? Kan der Hausvater, ohn’ ein Tiran zu ſein, jedes Geraͤuſch ſeiner ge- ſchaͤftigen Hausgenoſſen, jedes laute Gewimmel ſeiner froͤlichen Kinder um und neben ihm, zu allen Zeiten unterdruͤkken? Kan der Kaufman auf ſeiner Schreibſtube, der Rechtsgelehrte in ſeinem Kabinette, die Magiſtratsperſon auf ihrem Richterſtule, dem lermenden Gewuͤhl der Straße und dem Geraͤuſche derer wehren, welche Geſchaͤfts halber bei ihnen aus- und eingehen? Und wenn ſie das nicht koͤnnen, was wuͤrde aus ihnen wer- den, wenn ſie nicht anders, als in der Stille zu arbeiten ſich gewoͤhnt haͤtten?
Aber
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als auch wirklichen Stoͤrungen und Unter-
brechungen zum oͤftern ausgeſezt ſind.
Zwar iſt es wahr, daß die Muſen die Stille
lieben, und daß Werke des Geiſtes jeder Art nir-
gends beſſer, als in der Einſamkeit, volbracht
werden. Aber ſteht es bei uns, die Welt um
uns her in einen ſtillen Muſenhain, und alle
Mitbewohner derſelben in ruhige und einſame
Hirten zu verwandeln? Kan der Hausvater,
ohn’ ein Tiran zu ſein, jedes Geraͤuſch ſeiner ge-
ſchaͤftigen Hausgenoſſen, jedes laute Gewimmel
ſeiner froͤlichen Kinder um und neben ihm, zu
allen Zeiten unterdruͤkken? Kan der Kaufman
auf ſeiner Schreibſtube, der Rechtsgelehrte in
ſeinem Kabinette, die Magiſtratsperſon auf ihrem
Richterſtule, dem lermenden Gewuͤhl der Straße
und dem Geraͤuſche derer wehren, welche Geſchaͤfts
halber bei ihnen aus- und eingehen? Und wenn
ſie das nicht koͤnnen, was wuͤrde aus ihnen wer-
den, wenn ſie nicht anders, als in der Stille zu
arbeiten ſich gewoͤhnt haͤtten?
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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/89>, abgerufen am 24.11.2024.
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