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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.

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Spiegle dich an diesen Beispielen, mein Sohn,
und hüte dich, daß du niemahls in eben denselben
Fehler fallest. Denn wisse, daß ich nie unglük-
licher war, als damahls, ob ich gleich Ehre,
Glüksgüter und Gesundheit in Ueberfluß besaß,
und von jederman für sehr beglükt gehalten wur-
de. Denn, wo keine Liebe ist, da kan, beim Him-
mel! auch keine Glükseeligkeit sein. Und Men-
schenliebe, ohne Familienliebe, ist die lügenhaf-
teste Larve, womit eine menschliche Sele nur im-
mer pralen kan.

Du siehst, mein Sohn, ich komme immer
auf den einigen großen Punkt zurük, auf den ich
nun schon so oft hingewiesen habe, auf -- Fa-
milienglükseeligkeit
. Diese (o mögt' ichs doch
allen Jünglingen tief in die Sele rufen können!)
diese laß in jeder Lage deines künftigen Lebens
dir immer über alles gelten, und achte alles für
Schaden, was ihr Eintrag thut, wär's auch noch so
schimmernd! Suche durch sanfte Güte und zuvor-
kommende Gefälligkeit Glük und Zufriedenheit
über alle deine Lieben, über alle deine Hausgenossen,
rund um dich her zu verbreiten: so wirst du dei-

nem

Spiegle dich an dieſen Beiſpielen, mein Sohn,
und huͤte dich, daß du niemahls in eben denſelben
Fehler falleſt. Denn wiſſe, daß ich nie ungluͤk-
licher war, als damahls, ob ich gleich Ehre,
Gluͤksguͤter und Geſundheit in Ueberfluß beſaß,
und von jederman fuͤr ſehr begluͤkt gehalten wur-
de. Denn, wo keine Liebe iſt, da kan, beim Him-
mel! auch keine Gluͤkſeeligkeit ſein. Und Men-
ſchenliebe, ohne Familienliebe, iſt die luͤgenhaf-
teſte Larve, womit eine menſchliche Sele nur im-
mer pralen kan.

Du ſiehſt, mein Sohn, ich komme immer
auf den einigen großen Punkt zuruͤk, auf den ich
nun ſchon ſo oft hingewieſen habe, auf — Fa-
miliengluͤkſeeligkeit
. Dieſe (o moͤgt’ ichs doch
allen Juͤnglingen tief in die Sele rufen koͤnnen!)
dieſe laß in jeder Lage deines kuͤnftigen Lebens
dir immer uͤber alles gelten, und achte alles fuͤr
Schaden, was ihr Eintrag thut, waͤr’s auch noch ſo
ſchimmernd! Suche durch ſanfte Guͤte und zuvor-
kommende Gefaͤlligkeit Gluͤk und Zufriedenheit
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rund um dich her zu verbreiten: ſo wirſt du dei-

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[34/0064] Spiegle dich an dieſen Beiſpielen, mein Sohn, und huͤte dich, daß du niemahls in eben denſelben Fehler falleſt. Denn wiſſe, daß ich nie ungluͤk- licher war, als damahls, ob ich gleich Ehre, Gluͤksguͤter und Geſundheit in Ueberfluß beſaß, und von jederman fuͤr ſehr begluͤkt gehalten wur- de. Denn, wo keine Liebe iſt, da kan, beim Him- mel! auch keine Gluͤkſeeligkeit ſein. Und Men- ſchenliebe, ohne Familienliebe, iſt die luͤgenhaf- teſte Larve, womit eine menſchliche Sele nur im- mer pralen kan. Du ſiehſt, mein Sohn, ich komme immer auf den einigen großen Punkt zuruͤk, auf den ich nun ſchon ſo oft hingewieſen habe, auf — Fa- miliengluͤkſeeligkeit. Dieſe (o moͤgt’ ichs doch allen Juͤnglingen tief in die Sele rufen koͤnnen!) dieſe laß in jeder Lage deines kuͤnftigen Lebens dir immer uͤber alles gelten, und achte alles fuͤr Schaden, was ihr Eintrag thut, waͤr’s auch noch ſo ſchimmernd! Suche durch ſanfte Guͤte und zuvor- kommende Gefaͤlligkeit Gluͤk und Zufriedenheit uͤber alle deine Lieben, uͤber alle deine Hausgenoſſen, rund um dich her zu verbreiten: ſo wirſt du dei- nem

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/64>, abgerufen am 22.11.2024.