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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.

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dern jenes um zu glänzen, um Geld und Ruhm
zu erwerben, ohne etwas Gemeinnüziges und
Ruhmwürdiges thun zu dürfen, dieses um die
zerstreute, von aller nüzlichen Thätigkeit abge-
wandte Sele noch mehr zu zerstreuen, in den
Schlaf der Vergessenheit aller häuslichen und
bürgerlichen Pflichten noch tiefer einzuwiegen.
Man lehrt und schreibt, um nicht lernen und
denken zu dürfen; man liest, um aller Arbeit über-
hoben zu sein, und doch nicht Langeweile zu haben.

Bis ziemlich weit in die Mitte des gegen-
wärtigen Jahrhunderts, war es im Algemeinen
wahr, daß in unserm deutschen Vaterlande der
phisische Theil der Menschheit über den morali-
schen, der körperliche über den geistigen ein schäd-
liches Uebergewicht hatte. Dank sind wir daher
allen denen schuldig, die auf eine oder die andere
Weise etwas dazu beigetragen haben, die Kräfte
der Menschheit auch auf der vernachläßigten Seite
anzubauen; Talente und Fähigkeiten in uns zu
erwekken, deren schlummerndes Dasein in uns
wir kaum selbst zu ahnden uns getrauten, und
dadurch den geistigen Theil unserer Natur zu einer

Stufe

dern jenes um zu glaͤnzen, um Geld und Ruhm
zu erwerben, ohne etwas Gemeinnuͤziges und
Ruhmwuͤrdiges thun zu duͤrfen, dieſes um die
zerſtreute, von aller nuͤzlichen Thaͤtigkeit abge-
wandte Sele noch mehr zu zerſtreuen, in den
Schlaf der Vergeſſenheit aller haͤuslichen und
buͤrgerlichen Pflichten noch tiefer einzuwiegen.
Man lehrt und ſchreibt, um nicht lernen und
denken zu duͤrfen; man lieſt, um aller Arbeit uͤber-
hoben zu ſein, und doch nicht Langeweile zu haben.

Bis ziemlich weit in die Mitte des gegen-
waͤrtigen Jahrhunderts, war es im Algemeinen
wahr, daß in unſerm deutſchen Vaterlande der
phiſiſche Theil der Menſchheit uͤber den morali-
ſchen, der koͤrperliche uͤber den geiſtigen ein ſchaͤd-
liches Uebergewicht hatte. Dank ſind wir daher
allen denen ſchuldig, die auf eine oder die andere
Weiſe etwas dazu beigetragen haben, die Kraͤfte
der Menſchheit auch auf der vernachlaͤßigten Seite
anzubauen; Talente und Faͤhigkeiten in uns zu
erwekken, deren ſchlummerndes Daſein in uns
wir kaum ſelbſt zu ahnden uns getrauten, und
dadurch den geiſtigen Theil unſerer Natur zu einer

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[27/0057] dern jenes um zu glaͤnzen, um Geld und Ruhm zu erwerben, ohne etwas Gemeinnuͤziges und Ruhmwuͤrdiges thun zu duͤrfen, dieſes um die zerſtreute, von aller nuͤzlichen Thaͤtigkeit abge- wandte Sele noch mehr zu zerſtreuen, in den Schlaf der Vergeſſenheit aller haͤuslichen und buͤrgerlichen Pflichten noch tiefer einzuwiegen. Man lehrt und ſchreibt, um nicht lernen und denken zu duͤrfen; man lieſt, um aller Arbeit uͤber- hoben zu ſein, und doch nicht Langeweile zu haben. Bis ziemlich weit in die Mitte des gegen- waͤrtigen Jahrhunderts, war es im Algemeinen wahr, daß in unſerm deutſchen Vaterlande der phiſiſche Theil der Menſchheit uͤber den morali- ſchen, der koͤrperliche uͤber den geiſtigen ein ſchaͤd- liches Uebergewicht hatte. Dank ſind wir daher allen denen ſchuldig, die auf eine oder die andere Weiſe etwas dazu beigetragen haben, die Kraͤfte der Menſchheit auch auf der vernachlaͤßigten Seite anzubauen; Talente und Faͤhigkeiten in uns zu erwekken, deren ſchlummerndes Daſein in uns wir kaum ſelbſt zu ahnden uns getrauten, und dadurch den geiſtigen Theil unſerer Natur zu einer Stufe

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/57>, abgerufen am 24.11.2024.