aller ursprünglichen Kräfte der Menschheit und ihre merklich zunehmende Unfähigkeit zu allem, was edel und groß ist! Daher -- doch diese Klagen würden mich zu weit führen. Meine Absicht war ja nur, dich auf diese Erbfeinde der menschlichen Glükseeligkeit, diese mächtigsten Störer eines zufriedenen und gemeinnüzigen Le- bens aufmerksam zu machen, damit du den stärk- sten Harnisch der Vernunft und der Religion wi- der sie anlegen, und vor ihren, anfangs unmerk- lichen Angriffen, beständig auf deiner Hut sein mögest.
Hast du nun solchergestalt bei dir selbst an- gefangen; und glaubst du, mit der Bildung dei- nes eigenen Herzens in so weit zur Richtigkeit gekommen zu sein, daß du nicht besorgen darfst, den tausendfältigen Versuchungen zum Laster, denen du entgegen gehst, jemahls unterzuliegen: dan sei dein nächstes wichtiges Geschäft, deine eigenen Kräfte wohl zu prüfen, um ihnen einen ihrer Größe genau angemessenen Wirkungskreis zu bestimmen. Das haben
gemeinig-
aller urſpruͤnglichen Kraͤfte der Menſchheit und ihre merklich zunehmende Unfaͤhigkeit zu allem, was edel und groß iſt! Daher — doch dieſe Klagen wuͤrden mich zu weit fuͤhren. Meine Abſicht war ja nur, dich auf dieſe Erbfeinde der menſchlichen Gluͤkſeeligkeit, dieſe maͤchtigſten Stoͤrer eines zufriedenen und gemeinnuͤzigen Le- bens aufmerkſam zu machen, damit du den ſtaͤrk- ſten Harniſch der Vernunft und der Religion wi- der ſie anlegen, und vor ihren, anfangs unmerk- lichen Angriffen, beſtaͤndig auf deiner Hut ſein moͤgeſt.
Haſt du nun ſolchergeſtalt bei dir ſelbſt an- gefangen; und glaubſt du, mit der Bildung dei- nes eigenen Herzens in ſo weit zur Richtigkeit gekommen zu ſein, daß du nicht beſorgen darfſt, den tauſendfaͤltigen Verſuchungen zum Laſter, denen du entgegen gehſt, jemahls unterzuliegen: dan ſei dein naͤchſtes wichtiges Geſchaͤft, deine eigenen Kraͤfte wohl zu pruͤfen, um ihnen einen ihrer Groͤße genau angemeſſenen Wirkungskreis zu beſtimmen. Das haben
gemeinig-
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aller urſpruͤnglichen Kraͤfte der Menſchheit und
ihre merklich zunehmende Unfaͤhigkeit zu allem,
was edel und groß iſt! Daher — doch dieſe
Klagen wuͤrden mich zu weit fuͤhren. Meine
Abſicht war ja nur, dich auf dieſe Erbfeinde der
menſchlichen Gluͤkſeeligkeit, dieſe maͤchtigſten
Stoͤrer eines zufriedenen und gemeinnuͤzigen Le-
bens aufmerkſam zu machen, damit du den ſtaͤrk-
ſten Harniſch der Vernunft und der Religion wi-
der ſie anlegen, und vor ihren, anfangs unmerk-
lichen Angriffen, beſtaͤndig auf deiner Hut ſein
moͤgeſt.
Haſt du nun ſolchergeſtalt bei dir ſelbſt an-
gefangen; und glaubſt du, mit der Bildung dei-
nes eigenen Herzens in ſo weit zur Richtigkeit
gekommen zu ſein, daß du nicht beſorgen darfſt,
den tauſendfaͤltigen Verſuchungen zum Laſter,
denen du entgegen gehſt, jemahls unterzuliegen:
dan ſei dein naͤchſtes wichtiges Geſchaͤft, deine
eigenen Kraͤfte wohl zu pruͤfen, um ihnen
einen ihrer Groͤße genau angemeſſenen
Wirkungskreis zu beſtimmen. Das haben
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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/43>, abgerufen am 01.03.2025.
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