des Grafen mit einigen Verbesserungen der Schreibart ausgehoben habe.
Man könte aber fragen, warum ich meine Schüler nicht lieber auf das ganze Werk des Grafen verwiesen hätte, als ihnen diese Auszüge aus demselben vorzulegen! Diejenigen, welche das Buch selbst gelesen haben, und über pädago- gische Dinge urtheilen können, wissen meine Ant- wort schon; für die übrigen muß ich anmerken, daß der einseitige Hauptzwek des Verfassers nur die Aussenseite seines Sohnes abzuglätten, um sie schimmernd und einnehmend zu machen, einen viel zu nachtheiligen Einfluß in verschiedene seiner Ur- theile über moralische Gegenstände gehabt hat, als daß ich es wagen mögte, einem Jünglinge von noch nicht völlig ausgebildetem Karakter das Ganze in die Hände zu geben. Dazu komt, daß der Sohn dieses vornehmen und begüterten Weltmans von seiner Wiege an, für eine Laufbahn bestimt war, zu welcher nur wenige junge Leute durch Geburt und Glüksumstände fähig sind; und daß daher auch manche Vorstellung und Erinnerung, welche in Rüksicht auf diese individuelle Bestim-
mung
Vorrede.
des Grafen mit einigen Verbeſſerungen der Schreibart ausgehoben habe.
Man koͤnte aber fragen, warum ich meine Schuͤler nicht lieber auf das ganze Werk des Grafen verwieſen haͤtte, als ihnen dieſe Auszuͤge aus demſelben vorzulegen! Diejenigen, welche das Buch ſelbſt geleſen haben, und uͤber paͤdago- giſche Dinge urtheilen koͤnnen, wiſſen meine Ant- wort ſchon; fuͤr die uͤbrigen muß ich anmerken, daß der einſeitige Hauptzwek des Verfaſſers nur die Auſſenſeite ſeines Sohnes abzuglaͤtten, um ſie ſchimmernd und einnehmend zu machen, einen viel zu nachtheiligen Einfluß in verſchiedene ſeiner Ur- theile uͤber moraliſche Gegenſtaͤnde gehabt hat, als daß ich es wagen moͤgte, einem Juͤnglinge von noch nicht voͤllig ausgebildetem Karakter das Ganze in die Haͤnde zu geben. Dazu komt, daß der Sohn dieſes vornehmen und beguͤterten Weltmans von ſeiner Wiege an, fuͤr eine Laufbahn beſtimt war, zu welcher nur wenige junge Leute durch Geburt und Gluͤksumſtaͤnde faͤhig ſind; und daß daher auch manche Vorſtellung und Erinnerung, welche in Ruͤkſicht auf dieſe individuelle Beſtim-
mung
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0029"n="VII"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Vorrede</hi>.</fw><lb/>
des Grafen mit einigen Verbeſſerungen der<lb/>
Schreibart ausgehoben habe.</p><lb/><p>Man koͤnte aber fragen, warum ich meine<lb/>
Schuͤler nicht lieber auf das ganze Werk des<lb/>
Grafen verwieſen haͤtte, als ihnen dieſe Auszuͤge<lb/>
aus demſelben vorzulegen! Diejenigen, welche<lb/>
das Buch ſelbſt geleſen haben, und uͤber paͤdago-<lb/>
giſche Dinge urtheilen koͤnnen, wiſſen meine Ant-<lb/>
wort ſchon; fuͤr die uͤbrigen muß ich anmerken,<lb/>
daß der einſeitige Hauptzwek des Verfaſſers nur<lb/>
die Auſſenſeite ſeines Sohnes abzuglaͤtten, um ſie<lb/>ſchimmernd und einnehmend zu machen, einen viel<lb/>
zu nachtheiligen Einfluß in verſchiedene ſeiner Ur-<lb/>
theile uͤber moraliſche Gegenſtaͤnde gehabt hat, als<lb/>
daß ich es wagen moͤgte, einem Juͤnglinge von<lb/>
noch nicht voͤllig ausgebildetem Karakter das Ganze<lb/>
in die Haͤnde zu geben. Dazu komt, daß der<lb/>
Sohn dieſes vornehmen und beguͤterten Weltmans<lb/>
von ſeiner Wiege an, fuͤr eine Laufbahn beſtimt<lb/>
war, zu welcher nur wenige junge Leute durch<lb/>
Geburt und Gluͤksumſtaͤnde faͤhig ſind; und daß<lb/>
daher auch manche Vorſtellung und Erinnerung,<lb/>
welche in Ruͤkſicht auf dieſe individuelle Beſtim-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">mung</fw><lb/></p></div></front></text></TEI>
[VII/0029]
Vorrede.
des Grafen mit einigen Verbeſſerungen der
Schreibart ausgehoben habe.
Man koͤnte aber fragen, warum ich meine
Schuͤler nicht lieber auf das ganze Werk des
Grafen verwieſen haͤtte, als ihnen dieſe Auszuͤge
aus demſelben vorzulegen! Diejenigen, welche
das Buch ſelbſt geleſen haben, und uͤber paͤdago-
giſche Dinge urtheilen koͤnnen, wiſſen meine Ant-
wort ſchon; fuͤr die uͤbrigen muß ich anmerken,
daß der einſeitige Hauptzwek des Verfaſſers nur
die Auſſenſeite ſeines Sohnes abzuglaͤtten, um ſie
ſchimmernd und einnehmend zu machen, einen viel
zu nachtheiligen Einfluß in verſchiedene ſeiner Ur-
theile uͤber moraliſche Gegenſtaͤnde gehabt hat, als
daß ich es wagen moͤgte, einem Juͤnglinge von
noch nicht voͤllig ausgebildetem Karakter das Ganze
in die Haͤnde zu geben. Dazu komt, daß der
Sohn dieſes vornehmen und beguͤterten Weltmans
von ſeiner Wiege an, fuͤr eine Laufbahn beſtimt
war, zu welcher nur wenige junge Leute durch
Geburt und Gluͤksumſtaͤnde faͤhig ſind; und daß
daher auch manche Vorſtellung und Erinnerung,
welche in Ruͤkſicht auf dieſe individuelle Beſtim-
mung
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/29>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.