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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.

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und desto sorgfältiger hüte dich, in den von
ihnen angegebenen Ton der Vertraulichkeit einzu-
stimmen.

2. Bemühe dich, ihnen so viel Achtung gegen
dich einzuflößen, daß sie nie auf den für dich
unglüklichen Einfal gerathen, dich zu ihrem be-
sondern Lieblinge zu wählen. Denn widerführe
dir dis, so wär' es entweder um deine Ruhe,
oder um deine Sicherheit, oder um deine Tugend
gethan; und das sind Dinge, die dir wichtiger
sein müssen, als alle Gunstbezeugungen.

3. Kanst du es aber nicht vermeiden, daß der
Große eine Art von Zuneigung gegen dich ge-
winne, und wirst du gleichsam von ihm gezwun-
gen, dir, wenn du mit ihm allein bist, Vertrau-
lichkeiten gegen ihn zu erlauben: so trit wenigstens,
sobald ein dritter dazu komt, augenbliklich in die
Schranken der Ehrfurcht zurük, und verbirg den
begünstigten Freund unter dem demüthigen An-
stande eines unterthänigen Dieners. Mancher,
der unter vier Augen dich zärtlich umarmt, dich
vertraulich bei sich nieder sezen und schwazen heißt,
würd' es dir nie vergeben, wenn du am Kurtage

dich

und deſto ſorgfaͤltiger huͤte dich, in den von
ihnen angegebenen Ton der Vertraulichkeit einzu-
ſtimmen.

2. Bemuͤhe dich, ihnen ſo viel Achtung gegen
dich einzufloͤßen, daß ſie nie auf den fuͤr dich
ungluͤklichen Einfal gerathen, dich zu ihrem be-
ſondern Lieblinge zu waͤhlen. Denn widerfuͤhre
dir dis, ſo waͤr’ es entweder um deine Ruhe,
oder um deine Sicherheit, oder um deine Tugend
gethan; und das ſind Dinge, die dir wichtiger
ſein muͤſſen, als alle Gunſtbezeugungen.

3. Kanſt du es aber nicht vermeiden, daß der
Große eine Art von Zuneigung gegen dich ge-
winne, und wirſt du gleichſam von ihm gezwun-
gen, dir, wenn du mit ihm allein biſt, Vertrau-
lichkeiten gegen ihn zu erlauben: ſo trit wenigſtens,
ſobald ein dritter dazu komt, augenbliklich in die
Schranken der Ehrfurcht zuruͤk, und verbirg den
beguͤnſtigten Freund unter dem demuͤthigen An-
ſtande eines unterthaͤnigen Dieners. Mancher,
der unter vier Augen dich zaͤrtlich umarmt, dich
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wuͤrd’ es dir nie vergeben, wenn du am Kurtage

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[219/0249] und deſto ſorgfaͤltiger huͤte dich, in den von ihnen angegebenen Ton der Vertraulichkeit einzu- ſtimmen. 2. Bemuͤhe dich, ihnen ſo viel Achtung gegen dich einzufloͤßen, daß ſie nie auf den fuͤr dich ungluͤklichen Einfal gerathen, dich zu ihrem be- ſondern Lieblinge zu waͤhlen. Denn widerfuͤhre dir dis, ſo waͤr’ es entweder um deine Ruhe, oder um deine Sicherheit, oder um deine Tugend gethan; und das ſind Dinge, die dir wichtiger ſein muͤſſen, als alle Gunſtbezeugungen. 3. Kanſt du es aber nicht vermeiden, daß der Große eine Art von Zuneigung gegen dich ge- winne, und wirſt du gleichſam von ihm gezwun- gen, dir, wenn du mit ihm allein biſt, Vertrau- lichkeiten gegen ihn zu erlauben: ſo trit wenigſtens, ſobald ein dritter dazu komt, augenbliklich in die Schranken der Ehrfurcht zuruͤk, und verbirg den beguͤnſtigten Freund unter dem demuͤthigen An- ſtande eines unterthaͤnigen Dieners. Mancher, der unter vier Augen dich zaͤrtlich umarmt, dich vertraulich bei ſich nieder ſezen und ſchwazen heißt, wuͤrd’ es dir nie vergeben, wenn du am Kurtage dich

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/249>, abgerufen am 22.11.2024.