Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.gebliche Freundschaften sah ich, während meines Aber wozu, mein Kleon, ermahne ich dich Damit K 5
gebliche Freundſchaften ſah ich, waͤhrend meines Aber wozu, mein Kleon, ermahne ich dich Damit K 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0183" n="153"/> gebliche Freundſchaften ſah ich, waͤhrend meines<lb/> Lebens, an dieſem Probierſtein zerſchellen! Und<lb/> die als Ruinen nicht mehr zu verkennende Beſtand-<lb/> theile derſelben? — Waren Eigennuz!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Aber wozu, mein Kleon, ermahne ich dich<lb/> zu einer ſo aͤmſigen Erforſchung der wahren Ge-<lb/> ſinnungen, Leidenſchaften und Schwachheiten<lb/> deiner Nebenmenſchen? Etwa um Betrug durch<lb/> Betrug, Liſt durch Liſt zu beſiegen? Oder damit<lb/> du deiner eigenen groͤßern Rechtſchaffenheit dich<lb/> erheben, und auf deine ſchwaͤchern Mitmen-<lb/> ſchen mit ſtolzer Verachtung herabſehen moͤgeſt?<lb/> Das wolle Gott nicht! Und wozu denn alſo?<lb/> Dazu, daß du von keinem mehr erwarteſt, als<lb/> er wahrſcheinlicher Weiſe leiſten wird; dazu, daß<lb/> du vom Scheine dich nicht blenden laſſeſt, den<lb/> Wolf nicht fuͤr ein Lam, den Geier nicht fuͤr eine<lb/> Taube halteſt; dazu alſo, daß du vorſichtig wan-<lb/> deln moͤgeſt unter den Menſchen, und deine<lb/> Wohlfahrt nicht in Haͤnde legeſt, die ſich ein Ver-<lb/> gnuͤgen daraus machen koͤnten, ſie zu zerknikken.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">K 5</fw> <fw place="bottom" type="catch">Damit</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [153/0183]
gebliche Freundſchaften ſah ich, waͤhrend meines
Lebens, an dieſem Probierſtein zerſchellen! Und
die als Ruinen nicht mehr zu verkennende Beſtand-
theile derſelben? — Waren Eigennuz!
Aber wozu, mein Kleon, ermahne ich dich
zu einer ſo aͤmſigen Erforſchung der wahren Ge-
ſinnungen, Leidenſchaften und Schwachheiten
deiner Nebenmenſchen? Etwa um Betrug durch
Betrug, Liſt durch Liſt zu beſiegen? Oder damit
du deiner eigenen groͤßern Rechtſchaffenheit dich
erheben, und auf deine ſchwaͤchern Mitmen-
ſchen mit ſtolzer Verachtung herabſehen moͤgeſt?
Das wolle Gott nicht! Und wozu denn alſo?
Dazu, daß du von keinem mehr erwarteſt, als
er wahrſcheinlicher Weiſe leiſten wird; dazu, daß
du vom Scheine dich nicht blenden laſſeſt, den
Wolf nicht fuͤr ein Lam, den Geier nicht fuͤr eine
Taube halteſt; dazu alſo, daß du vorſichtig wan-
deln moͤgeſt unter den Menſchen, und deine
Wohlfahrt nicht in Haͤnde legeſt, die ſich ein Ver-
gnuͤgen daraus machen koͤnten, ſie zu zerknikken.
Damit
K 5
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