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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.

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rung der öffentlichen Glükseeligkeit angewandt
worden; nie hat man die Theologie von scholasti-
schem Unrath, nie die Religion von der Spreu
menschlicher Zusäze kühner und sorgfältiger ge-
sichtet, und beide den ewigen Wahrheiten der Ver-
nunft und den sitlichen Bedürfnissen der Men-
schen fleissiger und aufmerksamer anzupassen ge-
sucht; nie ist man an die Erziehung der Jugend
mit so viel Kentniß der menschlichen Sele, mit
so viel Rüksicht auf die dermalige Lage der Mensch-
heit, mit so viel Aufopferung an eigener Gemäch-
lichkeit, mit so viel Trozbieten gegen verjährte
Mißbräuche, mit so viel eigener Befreiung von
herschenden Vorurtheilen und mit so viel äusserlicher
Freiheit gegangen, als jezt; nie sind die Kräfte und
Fähigkeiten des menschlichen Geistes in einem solchen
Grade und von so vielen Seiten zugleich geübt
worden; mit einem Worte: nie und nirgends
ist man der wahren Bestimmung der Menschen --
der gleichzeitigen und proporzionierten Ausbildung,
Stärkung und Veredelung aller unserer geistigen
und körperlichen Naturkräfte -- im Ganzen ge-
nommen näher gekommen, als grade jezt, und
grade hier in unserm deutschen Vaterlande.


Habe

rung der oͤffentlichen Gluͤkſeeligkeit angewandt
worden; nie hat man die Theologie von ſcholaſti-
ſchem Unrath, nie die Religion von der Spreu
menſchlicher Zuſaͤze kuͤhner und ſorgfaͤltiger ge-
ſichtet, und beide den ewigen Wahrheiten der Ver-
nunft und den ſitlichen Beduͤrfniſſen der Men-
ſchen fleiſſiger und aufmerkſamer anzupaſſen ge-
ſucht; nie iſt man an die Erziehung der Jugend
mit ſo viel Kentniß der menſchlichen Sele, mit
ſo viel Ruͤkſicht auf die dermalige Lage der Menſch-
heit, mit ſo viel Aufopferung an eigener Gemaͤch-
lichkeit, mit ſo viel Trozbieten gegen verjaͤhrte
Mißbraͤuche, mit ſo viel eigener Befreiung von
herſchenden Vorurtheilen und mit ſo viel aͤuſſerlicher
Freiheit gegangen, als jezt; nie ſind die Kraͤfte und
Faͤhigkeiten des menſchlichen Geiſtes in einem ſolchen
Grade und von ſo vielen Seiten zugleich geuͤbt
worden; mit einem Worte: nie und nirgends
iſt man der wahren Beſtimmung der Menſchen —
der gleichzeitigen und proporzionierten Ausbildung,
Staͤrkung und Veredelung aller unſerer geiſtigen
und koͤrperlichen Naturkraͤfte — im Ganzen ge-
nommen naͤher gekommen, als grade jezt, und
grade hier in unſerm deutſchen Vaterlande.


Habe
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[142/0172] rung der oͤffentlichen Gluͤkſeeligkeit angewandt worden; nie hat man die Theologie von ſcholaſti- ſchem Unrath, nie die Religion von der Spreu menſchlicher Zuſaͤze kuͤhner und ſorgfaͤltiger ge- ſichtet, und beide den ewigen Wahrheiten der Ver- nunft und den ſitlichen Beduͤrfniſſen der Men- ſchen fleiſſiger und aufmerkſamer anzupaſſen ge- ſucht; nie iſt man an die Erziehung der Jugend mit ſo viel Kentniß der menſchlichen Sele, mit ſo viel Ruͤkſicht auf die dermalige Lage der Menſch- heit, mit ſo viel Aufopferung an eigener Gemaͤch- lichkeit, mit ſo viel Trozbieten gegen verjaͤhrte Mißbraͤuche, mit ſo viel eigener Befreiung von herſchenden Vorurtheilen und mit ſo viel aͤuſſerlicher Freiheit gegangen, als jezt; nie ſind die Kraͤfte und Faͤhigkeiten des menſchlichen Geiſtes in einem ſolchen Grade und von ſo vielen Seiten zugleich geuͤbt worden; mit einem Worte: nie und nirgends iſt man der wahren Beſtimmung der Menſchen — der gleichzeitigen und proporzionierten Ausbildung, Staͤrkung und Veredelung aller unſerer geiſtigen und koͤrperlichen Naturkraͤfte — im Ganzen ge- nommen naͤher gekommen, als grade jezt, und grade hier in unſerm deutſchen Vaterlande. Habe

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/172>, abgerufen am 25.11.2024.