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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.

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viel zu häufige, viel zu unmäßige Genuß der-
selben, die, die sind es, welche auch die unschul-
digsten unter ihnen in Gift verwandeln; welche
alle Häuslichkeit aufheben, allen Geschmak an
Naturfreuden und Familienglükseeligkeit zernich-
ten, alle Nerven des Geistes und des Leibes er-
schlaffen, und alle Lust und Fähigkeit zu einer ste-
tigen ausdauernden Geschäftigkeit in uns er-
stikken; und in der wüsten Sele nichts als Ekel
an unsern Berufspflichten und ein stündliches
Sehnen nach neuen berauschenden Zerstreuungen
zurüklassen. Man fängt an, sich selbst zur Last
zu fallen, sobald man allein oder in Geselschaft
seiner gewöhnlichen Hausgenossen ist; die an
stärkere Spannungen nun einmahl gewöhnte Sele
fühlt sich wie vernichtet, sobald diese Spannun-
gen aufhören; es kömt ihr alles so öde, so ein-
förmig, so schal vor! Sie fühlt Bedürfnisse,
und weiß nicht, welche; greift bald zu dieser, bald
zu jener häuslichen Unterhaltung, und wird durch
keine befriediget. Endlich schlägt die frohe Stunde
der Assemblee, der Komödie, des Larventanzes
oder einer ähnlichen Zusammenkunft der schönen

Welt:
J 5

viel zu haͤufige, viel zu unmaͤßige Genuß der-
ſelben, die, die ſind es, welche auch die unſchul-
digſten unter ihnen in Gift verwandeln; welche
alle Haͤuslichkeit aufheben, allen Geſchmak an
Naturfreuden und Familiengluͤkſeeligkeit zernich-
ten, alle Nerven des Geiſtes und des Leibes er-
ſchlaffen, und alle Luſt und Faͤhigkeit zu einer ſte-
tigen ausdauernden Geſchaͤftigkeit in uns er-
ſtikken; und in der wuͤſten Sele nichts als Ekel
an unſern Berufspflichten und ein ſtuͤndliches
Sehnen nach neuen berauſchenden Zerſtreuungen
zuruͤklaſſen. Man faͤngt an, ſich ſelbſt zur Laſt
zu fallen, ſobald man allein oder in Geſelſchaft
ſeiner gewoͤhnlichen Hausgenoſſen iſt; die an
ſtaͤrkere Spannungen nun einmahl gewoͤhnte Sele
fuͤhlt ſich wie vernichtet, ſobald dieſe Spannun-
gen aufhoͤren; es koͤmt ihr alles ſo oͤde, ſo ein-
foͤrmig, ſo ſchal vor! Sie fuͤhlt Beduͤrfniſſe,
und weiß nicht, welche; greift bald zu dieſer, bald
zu jener haͤuslichen Unterhaltung, und wird durch
keine befriediget. Endlich ſchlaͤgt die frohe Stunde
der Aſſemblee, der Komoͤdie, des Larventanzes
oder einer aͤhnlichen Zuſammenkunft der ſchoͤnen

Welt:
J 5
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[137/0167] viel zu haͤufige, viel zu unmaͤßige Genuß der- ſelben, die, die ſind es, welche auch die unſchul- digſten unter ihnen in Gift verwandeln; welche alle Haͤuslichkeit aufheben, allen Geſchmak an Naturfreuden und Familiengluͤkſeeligkeit zernich- ten, alle Nerven des Geiſtes und des Leibes er- ſchlaffen, und alle Luſt und Faͤhigkeit zu einer ſte- tigen ausdauernden Geſchaͤftigkeit in uns er- ſtikken; und in der wuͤſten Sele nichts als Ekel an unſern Berufspflichten und ein ſtuͤndliches Sehnen nach neuen berauſchenden Zerſtreuungen zuruͤklaſſen. Man faͤngt an, ſich ſelbſt zur Laſt zu fallen, ſobald man allein oder in Geſelſchaft ſeiner gewoͤhnlichen Hausgenoſſen iſt; die an ſtaͤrkere Spannungen nun einmahl gewoͤhnte Sele fuͤhlt ſich wie vernichtet, ſobald dieſe Spannun- gen aufhoͤren; es koͤmt ihr alles ſo oͤde, ſo ein- foͤrmig, ſo ſchal vor! Sie fuͤhlt Beduͤrfniſſe, und weiß nicht, welche; greift bald zu dieſer, bald zu jener haͤuslichen Unterhaltung, und wird durch keine befriediget. Endlich ſchlaͤgt die frohe Stunde der Aſſemblee, der Komoͤdie, des Larventanzes oder einer aͤhnlichen Zuſammenkunft der ſchoͤnen Welt: J 5

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/167>, abgerufen am 21.11.2024.