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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.

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mans, überschwemt, und wenn sein ausgetre-
tenes Wasser, von gewaltigen Winden geschau-
kelt, die Farbe des Bodens gewint, über den er
sich verbreiten mußte?

Die dritte Folge, und zwar für dich, mein
Lieber! Ich habe Sorge getragen, daß deine Er-
ziehung so einfach und natürlich wäre, als der Ein-
fluß vieler Dinge, welche nicht in meiner Gewalt
standen, es nur immer erlauben wolte. Du hast
gelernt, vieler Sachen ohne Misvergnügen zu ent-
behren, welche andere Menschen zu den Nothwen-
digkeiten des Lebens rechnen, und manches kleine
Ungemach ohne Murren zu ertragen, worunter
andere Menschen sich in hohem Grade elend füh-
len würden. Gern wär' ich hierin noch strenger,
oder richtiger gesagt -- noch gütiger gegen dich ge-
wesen; hätte gern dein ganzes körperliches und
geistiges Wesen zu noch einfachern Bedürfnissen
herabgestimt: allein ich hab' es nicht gekont, weil
ich kein Mittel fand, mein Haus zu einer Insel
zu machen, dich selbst vor jedem schädlichen Ein-
flusse von aussen her satsam zu verwahren. Aber,
wenn du dich selbst liebst; wenn du leichter, sor-

gen-
G 2

mans, uͤberſchwemt, und wenn ſein ausgetre-
tenes Waſſer, von gewaltigen Winden geſchau-
kelt, die Farbe des Bodens gewint, uͤber den er
ſich verbreiten mußte?

Die dritte Folge, und zwar fuͤr dich, mein
Lieber! Ich habe Sorge getragen, daß deine Er-
ziehung ſo einfach und natuͤrlich waͤre, als der Ein-
fluß vieler Dinge, welche nicht in meiner Gewalt
ſtanden, es nur immer erlauben wolte. Du haſt
gelernt, vieler Sachen ohne Misvergnuͤgen zu ent-
behren, welche andere Menſchen zu den Nothwen-
digkeiten des Lebens rechnen, und manches kleine
Ungemach ohne Murren zu ertragen, worunter
andere Menſchen ſich in hohem Grade elend fuͤh-
len wuͤrden. Gern waͤr’ ich hierin noch ſtrenger,
oder richtiger geſagt — noch guͤtiger gegen dich ge-
weſen; haͤtte gern dein ganzes koͤrperliches und
geiſtiges Weſen zu noch einfachern Beduͤrfniſſen
herabgeſtimt: allein ich hab’ es nicht gekont, weil
ich kein Mittel fand, mein Haus zu einer Inſel
zu machen, dich ſelbſt vor jedem ſchaͤdlichen Ein-
fluſſe von auſſen her ſatſam zu verwahren. Aber,
wenn du dich ſelbſt liebſt; wenn du leichter, ſor-

gen-
G 2
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[99/0129] mans, uͤberſchwemt, und wenn ſein ausgetre- tenes Waſſer, von gewaltigen Winden geſchau- kelt, die Farbe des Bodens gewint, uͤber den er ſich verbreiten mußte? Die dritte Folge, und zwar fuͤr dich, mein Lieber! Ich habe Sorge getragen, daß deine Er- ziehung ſo einfach und natuͤrlich waͤre, als der Ein- fluß vieler Dinge, welche nicht in meiner Gewalt ſtanden, es nur immer erlauben wolte. Du haſt gelernt, vieler Sachen ohne Misvergnuͤgen zu ent- behren, welche andere Menſchen zu den Nothwen- digkeiten des Lebens rechnen, und manches kleine Ungemach ohne Murren zu ertragen, worunter andere Menſchen ſich in hohem Grade elend fuͤh- len wuͤrden. Gern waͤr’ ich hierin noch ſtrenger, oder richtiger geſagt — noch guͤtiger gegen dich ge- weſen; haͤtte gern dein ganzes koͤrperliches und geiſtiges Weſen zu noch einfachern Beduͤrfniſſen herabgeſtimt: allein ich hab’ es nicht gekont, weil ich kein Mittel fand, mein Haus zu einer Inſel zu machen, dich ſelbſt vor jedem ſchaͤdlichen Ein- fluſſe von auſſen her ſatſam zu verwahren. Aber, wenn du dich ſelbſt liebſt; wenn du leichter, ſor- gen- G 2

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/129>, abgerufen am 24.11.2024.