Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

Stalmagd, und molk mit eigener hoher
Hand, die im Hofraum befindliche La-
ma's,
um seinem Premierminister, dem er
dies Geschäft künftig zu übertragen beschlossen
hatte, zu zeigen, wie er es machen müsse! --

Hier hielt der Vater ein, um dem algemei-
nen Gelächter Raum zu geben, welches dieser
possierliche Umstand erregt hatte. Dan fuhr er
folgendermaßen fort:

Freitag wuste noch nicht, was das, was er
seinen Herrn verrichten sahe, zu [be]deuten habe;
denn sein und seiner Landsleute schwacher Ver-
stand war noch nicht darauf verfal[l]en, daß die
Milch der Thiere wohl eine nahrhafte und ge-
sunde Speise sei. Noch nie hatt' er Milch ge-
kostet und war daher ganz entzükt über den an-
genehmen Geschmak derselben, da ihm Robin-
son
davon zu kosten gab.

Nach alle dem, was beide an diesem Tage
ausgestanden hatten, sehnten sie sich nun nach
Schlaf und Ruhe. Robinson gebot daher sei-
nen Vasallen zu Bette zu gehen; er selbst that
ein Gleiches. Doch vergaß er nicht, ehe er sich

schla-

Stalmagd, und molk mit eigener hoher
Hand, die im Hofraum befindliche La-
ma's,
um ſeinem Premierminiſter, dem er
dies Geſchaͤft kuͤnftig zu uͤbertragen beſchloſſen
hatte, zu zeigen, wie er es machen muͤſſe! —

Hier hielt der Vater ein, um dem algemei-
nen Gelaͤchter Raum zu geben, welches dieſer
poſſierliche Umſtand erregt hatte. Dan fuhr er
folgendermaßen fort:

Freitag wuſte noch nicht, was das, was er
ſeinen Herrn verrichten ſahe, zu [be]deuten habe;
denn ſein und ſeiner Landsleute ſchwacher Ver-
ſtand war noch nicht darauf verfal[l]en, daß die
Milch der Thiere wohl eine nahrhafte und ge-
ſunde Speiſe ſei. Noch nie hatt' er Milch ge-
koſtet und war daher ganz entzuͤkt uͤber den an-
genehmen Geſchmak derſelben, da ihm Robin-
ſon
davon zu koſten gab.

Nach alle dem, was beide an dieſem Tage
ausgeſtanden hatten, ſehnten ſie ſich nun nach
Schlaf und Ruhe. Robinſon gebot daher ſei-
nen Vaſallen zu Bette zu gehen; er ſelbſt that
ein Gleiches. Doch vergaß er nicht, ehe er ſich

ſchla-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0099" n="93"/>
Stalmagd, und <hi rendition="#fr">molk mit eigener hoher<lb/>
Hand, die im Hofraum befindliche La-<lb/>
ma's,</hi> um &#x017F;einem Premiermini&#x017F;ter, dem er<lb/>
dies Ge&#x017F;cha&#x0364;ft ku&#x0364;nftig zu u&#x0364;bertragen be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
hatte, zu zeigen, wie er es machen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e! &#x2014;</p><lb/>
          <p>Hier hielt der Vater ein, um dem algemei-<lb/>
nen Gela&#x0364;chter Raum zu geben, welches die&#x017F;er<lb/>
po&#x017F;&#x017F;ierliche Um&#x017F;tand erregt hatte. Dan fuhr er<lb/>
folgendermaßen fort:</p><lb/>
          <p>Freitag wu&#x017F;te noch nicht, was das, was er<lb/>
&#x017F;einen Herrn verrichten &#x017F;ahe, zu <supplied>be</supplied>deuten habe;<lb/>
denn &#x017F;ein und &#x017F;einer Landsleute &#x017F;chwacher Ver-<lb/>
&#x017F;tand war noch nicht darauf verfal<supplied>l</supplied>en, daß die<lb/>
Milch der Thiere wohl eine nahrhafte und ge-<lb/>
&#x017F;unde Spei&#x017F;e &#x017F;ei. Noch nie hatt' er Milch ge-<lb/>
ko&#x017F;tet und war daher ganz entzu&#x0364;kt u&#x0364;ber den an-<lb/>
genehmen Ge&#x017F;chmak der&#x017F;elben, da ihm <hi rendition="#fr">Robin-<lb/>
&#x017F;on</hi> davon zu ko&#x017F;ten gab.</p><lb/>
          <p>Nach alle dem, was beide an die&#x017F;em Tage<lb/>
ausge&#x017F;tanden hatten, &#x017F;ehnten &#x017F;ie &#x017F;ich nun nach<lb/>
Schlaf und Ruhe. <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> gebot daher &#x017F;ei-<lb/>
nen Va&#x017F;allen zu Bette zu gehen; er &#x017F;elb&#x017F;t that<lb/>
ein Gleiches. Doch vergaß er nicht, ehe er &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chla-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0099] Stalmagd, und molk mit eigener hoher Hand, die im Hofraum befindliche La- ma's, um ſeinem Premierminiſter, dem er dies Geſchaͤft kuͤnftig zu uͤbertragen beſchloſſen hatte, zu zeigen, wie er es machen muͤſſe! — Hier hielt der Vater ein, um dem algemei- nen Gelaͤchter Raum zu geben, welches dieſer poſſierliche Umſtand erregt hatte. Dan fuhr er folgendermaßen fort: Freitag wuſte noch nicht, was das, was er ſeinen Herrn verrichten ſahe, zu bedeuten habe; denn ſein und ſeiner Landsleute ſchwacher Ver- ſtand war noch nicht darauf verfallen, daß die Milch der Thiere wohl eine nahrhafte und ge- ſunde Speiſe ſei. Noch nie hatt' er Milch ge- koſtet und war daher ganz entzuͤkt uͤber den an- genehmen Geſchmak derſelben, da ihm Robin- ſon davon zu koſten gab. Nach alle dem, was beide an dieſem Tage ausgeſtanden hatten, ſehnten ſie ſich nun nach Schlaf und Ruhe. Robinſon gebot daher ſei- nen Vaſallen zu Bette zu gehen; er ſelbſt that ein Gleiches. Doch vergaß er nicht, ehe er ſich ſchla-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/99
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/99>, abgerufen am 24.11.2024.