Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

beiden Kameraden nachgehen und den entronne-
nen Gefangenen aufsuchen würden? Und thaten
sie das, wie sehr stand dan nicht zu besorgen,
daß sie Robinsons Wohnung entdekken, sie
mit Gewalt erstürmen und ihn mit seinem
Schuzgenossen zugleich abschlachten würden?

Robinson schauderte bei diesem Gedanken,
indem er auf dem Gipfel des Berges hinter ei-
nem Baume stand, und den abscheulichen Freu-
densbezeugungen und Tänzen der wilden Un-
menschen von ferne zusahe. Er überlegte in der
Geschwindigkeit, was wohl am besten sei, zu
fliehen? oder sich in seine Burg zu begeben?
Ein Gedanke an Gott, den Beschüzer der Un-
schuld, gab ihm Kraft und Muth das Leztere
zu erwählen. Er kroch also, um nicht gesehen
zu werden, hinter niedrigem Gesträuche bis zu
seiner Strikleiter fort und befahl seinem Gefähr-
ten durch Zeichen ein Gleiches zu thun. Und so
stiegen beide hinab.

Hier machte der Wilde große Augen, da er
die bequeme und ordentliche Einrichtung der
Wohnung seines Erretters sahe, weil er so was

schö-
F

beiden Kameraden nachgehen und den entronne-
nen Gefangenen aufſuchen wuͤrden? Und thaten
ſie das, wie ſehr ſtand dan nicht zu beſorgen,
daß ſie Robinſons Wohnung entdekken, ſie
mit Gewalt erſtuͤrmen und ihn mit ſeinem
Schuzgenoſſen zugleich abſchlachten wuͤrden?

Robinſon ſchauderte bei dieſem Gedanken,
indem er auf dem Gipfel des Berges hinter ei-
nem Baume ſtand, und den abſcheulichen Freu-
densbezeugungen und Taͤnzen der wilden Un-
menſchen von ferne zuſahe. Er uͤberlegte in der
Geſchwindigkeit, was wohl am beſten ſei, zu
fliehen? oder ſich in ſeine Burg zu begeben?
Ein Gedanke an Gott, den Beſchuͤzer der Un-
ſchuld, gab ihm Kraft und Muth das Leztere
zu erwaͤhlen. Er kroch alſo, um nicht geſehen
zu werden, hinter niedrigem Geſtraͤuche bis zu
ſeiner Strikleiter fort und befahl ſeinem Gefaͤhr-
ten durch Zeichen ein Gleiches zu thun. Und ſo
ſtiegen beide hinab.

Hier machte der Wilde große Augen, da er
die bequeme und ordentliche Einrichtung der
Wohnung ſeines Erretters ſahe, weil er ſo was

ſchoͤ-
F
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0087" n="81"/>
beiden Kameraden nachgehen und den entronne-<lb/>
nen Gefangenen auf&#x017F;uchen wu&#x0364;rden? Und thaten<lb/>
&#x017F;ie das, wie &#x017F;ehr &#x017F;tand dan nicht zu be&#x017F;orgen,<lb/>
daß &#x017F;ie <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;ons</hi> Wohnung entdekken, &#x017F;ie<lb/>
mit Gewalt er&#x017F;tu&#x0364;rmen und ihn mit &#x017F;einem<lb/>
Schuzgeno&#x017F;&#x017F;en zugleich ab&#x017F;chlachten wu&#x0364;rden?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> &#x017F;chauderte bei die&#x017F;em Gedanken,<lb/>
indem er auf dem Gipfel des Berges hinter ei-<lb/>
nem Baume &#x017F;tand, und den ab&#x017F;cheulichen Freu-<lb/>
densbezeugungen und Ta&#x0364;nzen der wilden Un-<lb/>
men&#x017F;chen von ferne zu&#x017F;ahe. Er u&#x0364;berlegte in der<lb/>
Ge&#x017F;chwindigkeit, was wohl am be&#x017F;ten &#x017F;ei, zu<lb/>
fliehen? oder &#x017F;ich in &#x017F;eine Burg zu begeben?<lb/>
Ein Gedanke an Gott, den Be&#x017F;chu&#x0364;zer der Un-<lb/>
&#x017F;chuld, gab ihm Kraft und Muth das Leztere<lb/>
zu erwa&#x0364;hlen. Er kroch al&#x017F;o, um nicht ge&#x017F;ehen<lb/>
zu werden, hinter niedrigem Ge&#x017F;tra&#x0364;uche bis zu<lb/>
&#x017F;einer Strikleiter fort und befahl &#x017F;einem Gefa&#x0364;hr-<lb/>
ten durch Zeichen ein Gleiches zu thun. Und &#x017F;o<lb/>
&#x017F;tiegen beide hinab.</p><lb/>
          <p>Hier machte der Wilde große Augen, da er<lb/>
die bequeme und ordentliche Einrichtung der<lb/>
Wohnung &#x017F;eines Erretters &#x017F;ahe, weil er &#x017F;o was<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;cho&#x0364;-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0087] beiden Kameraden nachgehen und den entronne- nen Gefangenen aufſuchen wuͤrden? Und thaten ſie das, wie ſehr ſtand dan nicht zu beſorgen, daß ſie Robinſons Wohnung entdekken, ſie mit Gewalt erſtuͤrmen und ihn mit ſeinem Schuzgenoſſen zugleich abſchlachten wuͤrden? Robinſon ſchauderte bei dieſem Gedanken, indem er auf dem Gipfel des Berges hinter ei- nem Baume ſtand, und den abſcheulichen Freu- densbezeugungen und Taͤnzen der wilden Un- menſchen von ferne zuſahe. Er uͤberlegte in der Geſchwindigkeit, was wohl am beſten ſei, zu fliehen? oder ſich in ſeine Burg zu begeben? Ein Gedanke an Gott, den Beſchuͤzer der Un- ſchuld, gab ihm Kraft und Muth das Leztere zu erwaͤhlen. Er kroch alſo, um nicht geſehen zu werden, hinter niedrigem Geſtraͤuche bis zu ſeiner Strikleiter fort und befahl ſeinem Gefaͤhr- ten durch Zeichen ein Gleiches zu thun. Und ſo ſtiegen beide hinab. Hier machte der Wilde große Augen, da er die bequeme und ordentliche Einrichtung der Wohnung ſeines Erretters ſahe, weil er ſo was ſchoͤ- F

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/87
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/87>, abgerufen am 23.11.2024.