beiden Kameraden nachgehen und den entronne- nen Gefangenen aufsuchen würden? Und thaten sie das, wie sehr stand dan nicht zu besorgen, daß sie Robinsons Wohnung entdekken, sie mit Gewalt erstürmen und ihn mit seinem Schuzgenossen zugleich abschlachten würden?
Robinson schauderte bei diesem Gedanken, indem er auf dem Gipfel des Berges hinter ei- nem Baume stand, und den abscheulichen Freu- densbezeugungen und Tänzen der wilden Un- menschen von ferne zusahe. Er überlegte in der Geschwindigkeit, was wohl am besten sei, zu fliehen? oder sich in seine Burg zu begeben? Ein Gedanke an Gott, den Beschüzer der Un- schuld, gab ihm Kraft und Muth das Leztere zu erwählen. Er kroch also, um nicht gesehen zu werden, hinter niedrigem Gesträuche bis zu seiner Strikleiter fort und befahl seinem Gefähr- ten durch Zeichen ein Gleiches zu thun. Und so stiegen beide hinab.
Hier machte der Wilde große Augen, da er die bequeme und ordentliche Einrichtung der Wohnung seines Erretters sahe, weil er so was
schö-
F
beiden Kameraden nachgehen und den entronne- nen Gefangenen aufſuchen wuͤrden? Und thaten ſie das, wie ſehr ſtand dan nicht zu beſorgen, daß ſie Robinſons Wohnung entdekken, ſie mit Gewalt erſtuͤrmen und ihn mit ſeinem Schuzgenoſſen zugleich abſchlachten wuͤrden?
Robinſon ſchauderte bei dieſem Gedanken, indem er auf dem Gipfel des Berges hinter ei- nem Baume ſtand, und den abſcheulichen Freu- densbezeugungen und Taͤnzen der wilden Un- menſchen von ferne zuſahe. Er uͤberlegte in der Geſchwindigkeit, was wohl am beſten ſei, zu fliehen? oder ſich in ſeine Burg zu begeben? Ein Gedanke an Gott, den Beſchuͤzer der Un- ſchuld, gab ihm Kraft und Muth das Leztere zu erwaͤhlen. Er kroch alſo, um nicht geſehen zu werden, hinter niedrigem Geſtraͤuche bis zu ſeiner Strikleiter fort und befahl ſeinem Gefaͤhr- ten durch Zeichen ein Gleiches zu thun. Und ſo ſtiegen beide hinab.
Hier machte der Wilde große Augen, da er die bequeme und ordentliche Einrichtung der Wohnung ſeines Erretters ſahe, weil er ſo was
ſchoͤ-
F
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0087"n="81"/>
beiden Kameraden nachgehen und den entronne-<lb/>
nen Gefangenen aufſuchen wuͤrden? Und thaten<lb/>ſie das, wie ſehr ſtand dan nicht zu beſorgen,<lb/>
daß ſie <hirendition="#fr">Robinſons</hi> Wohnung entdekken, ſie<lb/>
mit Gewalt erſtuͤrmen und ihn mit ſeinem<lb/>
Schuzgenoſſen zugleich abſchlachten wuͤrden?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Robinſon</hi>ſchauderte bei dieſem Gedanken,<lb/>
indem er auf dem Gipfel des Berges hinter ei-<lb/>
nem Baume ſtand, und den abſcheulichen Freu-<lb/>
densbezeugungen und Taͤnzen der wilden Un-<lb/>
menſchen von ferne zuſahe. Er uͤberlegte in der<lb/>
Geſchwindigkeit, was wohl am beſten ſei, zu<lb/>
fliehen? oder ſich in ſeine Burg zu begeben?<lb/>
Ein Gedanke an Gott, den Beſchuͤzer der Un-<lb/>ſchuld, gab ihm Kraft und Muth das Leztere<lb/>
zu erwaͤhlen. Er kroch alſo, um nicht geſehen<lb/>
zu werden, hinter niedrigem Geſtraͤuche bis zu<lb/>ſeiner Strikleiter fort und befahl ſeinem Gefaͤhr-<lb/>
ten durch Zeichen ein Gleiches zu thun. Und ſo<lb/>ſtiegen beide hinab.</p><lb/><p>Hier machte der Wilde große Augen, da er<lb/>
die bequeme und ordentliche Einrichtung der<lb/>
Wohnung ſeines Erretters ſahe, weil er ſo was<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F</fw><lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſchoͤ-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[81/0087]
beiden Kameraden nachgehen und den entronne-
nen Gefangenen aufſuchen wuͤrden? Und thaten
ſie das, wie ſehr ſtand dan nicht zu beſorgen,
daß ſie Robinſons Wohnung entdekken, ſie
mit Gewalt erſtuͤrmen und ihn mit ſeinem
Schuzgenoſſen zugleich abſchlachten wuͤrden?
Robinſon ſchauderte bei dieſem Gedanken,
indem er auf dem Gipfel des Berges hinter ei-
nem Baume ſtand, und den abſcheulichen Freu-
densbezeugungen und Taͤnzen der wilden Un-
menſchen von ferne zuſahe. Er uͤberlegte in der
Geſchwindigkeit, was wohl am beſten ſei, zu
fliehen? oder ſich in ſeine Burg zu begeben?
Ein Gedanke an Gott, den Beſchuͤzer der Un-
ſchuld, gab ihm Kraft und Muth das Leztere
zu erwaͤhlen. Er kroch alſo, um nicht geſehen
zu werden, hinter niedrigem Geſtraͤuche bis zu
ſeiner Strikleiter fort und befahl ſeinem Gefaͤhr-
ten durch Zeichen ein Gleiches zu thun. Und ſo
ſtiegen beide hinab.
Hier machte der Wilde große Augen, da er
die bequeme und ordentliche Einrichtung der
Wohnung ſeines Erretters ſahe, weil er ſo was
ſchoͤ-
F
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/87>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.