Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

zeugt seid, daß euch nichts begegnen kan,
was euch nicht von einem weisen und liebe-
vollen Gotte zu eurem wahren Besten zuge-
sandt werde. --

Unser Robinson hatte es, wie wir sehen,
in dieser auf Gottesfurcht gegründeten Stand-
haftigkeit noch nicht so weit gebracht, als zu
seiner Ruhe und Glückseeligkeit nöthig gewesen
wäre. Daran war wohl ohnstreitig dieses
Schuld, daß er nun einige Jahre hindurch
ein ganz ruhiges von allen Gefahren und Un-
glüksfällen freies Leben geführt hatte. Die
gar zu große Ruhe und Sicherheit verderben
den Menschen, machen ihn weibisch und furcht-
sam; und es ist daher eine wahre Wohlthat
Gottes, wenn er uns zuweilen einige Wider-
wärtigkeiten zuschikt, die unsere Leibes- und
Selenkräfte in Thätigkeit sezen und unsern
Muth durch Uebung stärken müssen.

Robinson stand, wie wir gehört haben,
beim Anblik der Menschenspur, wie vom Don-
ner gerührt. Furchtsam blikt' er umher,
lauschte mit großer Aengstlichkeit auf jedes

kleine
D

zeugt ſeid, daß euch nichts begegnen kan,
was euch nicht von einem weiſen und liebe-
vollen Gotte zu eurem wahren Beſten zuge-
ſandt werde. —

Unſer Robinſon hatte es, wie wir ſehen,
in dieſer auf Gottesfurcht gegruͤndeten Stand-
haftigkeit noch nicht ſo weit gebracht, als zu
ſeiner Ruhe und Gluͤckſeeligkeit noͤthig geweſen
waͤre. Daran war wohl ohnſtreitig dieſes
Schuld, daß er nun einige Jahre hindurch
ein ganz ruhiges von allen Gefahren und Un-
gluͤksfaͤllen freies Leben gefuͤhrt hatte. Die
gar zu große Ruhe und Sicherheit verderben
den Menſchen, machen ihn weibiſch und furcht-
ſam; und es iſt daher eine wahre Wohlthat
Gottes, wenn er uns zuweilen einige Wider-
waͤrtigkeiten zuſchikt, die unſere Leibes- und
Selenkraͤfte in Thaͤtigkeit ſezen und unſern
Muth durch Uebung ſtaͤrken muͤſſen.

Robinſon ſtand, wie wir gehoͤrt haben,
beim Anblik der Menſchenſpur, wie vom Don-
ner geruͤhrt. Furchtſam blikt' er umher,
lauſchte mit großer Aengſtlichkeit auf jedes

kleine
D
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0055" n="49"/>
zeugt &#x017F;eid, daß euch nichts begegnen kan,<lb/>
was euch nicht von einem wei&#x017F;en und liebe-<lb/>
vollen Gotte zu eurem wahren Be&#x017F;ten zuge-<lb/>
&#x017F;andt werde. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Un&#x017F;er <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> hatte es, wie wir &#x017F;ehen,<lb/>
in die&#x017F;er auf Gottesfurcht gegru&#x0364;ndeten Stand-<lb/>
haftigkeit noch nicht &#x017F;o weit gebracht, als zu<lb/>
&#x017F;einer Ruhe und Glu&#x0364;ck&#x017F;eeligkeit no&#x0364;thig gewe&#x017F;en<lb/>
wa&#x0364;re. Daran war wohl ohn&#x017F;treitig die&#x017F;es<lb/>
Schuld, daß er nun einige Jahre hindurch<lb/>
ein ganz ruhiges von allen Gefahren und Un-<lb/>
glu&#x0364;ksfa&#x0364;llen freies Leben gefu&#x0364;hrt hatte. Die<lb/>
gar zu große Ruhe und Sicherheit verderben<lb/>
den Men&#x017F;chen, machen ihn weibi&#x017F;ch und furcht-<lb/>
&#x017F;am; und es i&#x017F;t daher eine wahre Wohlthat<lb/>
Gottes, wenn er uns zuweilen einige Wider-<lb/>
wa&#x0364;rtigkeiten zu&#x017F;chikt, die un&#x017F;ere Leibes- und<lb/>
Selenkra&#x0364;fte in Tha&#x0364;tigkeit &#x017F;ezen und un&#x017F;ern<lb/>
Muth durch Uebung &#x017F;ta&#x0364;rken mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> &#x017F;tand, wie wir geho&#x0364;rt haben,<lb/>
beim Anblik der Men&#x017F;chen&#x017F;pur, wie vom Don-<lb/>
ner geru&#x0364;hrt. Furcht&#x017F;am blikt' er umher,<lb/>
lau&#x017F;chte mit großer Aeng&#x017F;tlichkeit auf jedes<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kleine</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0055] zeugt ſeid, daß euch nichts begegnen kan, was euch nicht von einem weiſen und liebe- vollen Gotte zu eurem wahren Beſten zuge- ſandt werde. — Unſer Robinſon hatte es, wie wir ſehen, in dieſer auf Gottesfurcht gegruͤndeten Stand- haftigkeit noch nicht ſo weit gebracht, als zu ſeiner Ruhe und Gluͤckſeeligkeit noͤthig geweſen waͤre. Daran war wohl ohnſtreitig dieſes Schuld, daß er nun einige Jahre hindurch ein ganz ruhiges von allen Gefahren und Un- gluͤksfaͤllen freies Leben gefuͤhrt hatte. Die gar zu große Ruhe und Sicherheit verderben den Menſchen, machen ihn weibiſch und furcht- ſam; und es iſt daher eine wahre Wohlthat Gottes, wenn er uns zuweilen einige Wider- waͤrtigkeiten zuſchikt, die unſere Leibes- und Selenkraͤfte in Thaͤtigkeit ſezen und unſern Muth durch Uebung ſtaͤrken muͤſſen. Robinſon ſtand, wie wir gehoͤrt haben, beim Anblik der Menſchenſpur, wie vom Don- ner geruͤhrt. Furchtſam blikt' er umher, lauſchte mit großer Aengſtlichkeit auf jedes kleine D

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/55
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/55>, abgerufen am 27.11.2024.