theilung der Tagesstunden. Hier ist ein Verzeichniß, woraus ihr sehen könt, wo- zu er jede Stunde gewidmet hatte.
Sobald der Tag anbrach, stand er auf, und lief nach der Quelle, um Kopf, Hände, Brust und Füsse zu waschen. Da er kein Handtuch hatte, so must' er sich von der Luft troknen lassen, welches er dadurch beförderte, daß er jedesmahl in vollem Laufe nach seiner Wohnung zurük rante. Dan kleidete er sich völlig an. War dieses geschehen, so erstieg er den Hügel über seiner Höhle, wo er eine freie Aussicht hatte, warf sich daselbst auf die Knie und verrichtete ein andächtiges Mor- gengebeth, wobei er nie vergaß, Gott um Seegen für seine lieben Eltern zu bitten. Hierauf molk er seine Lama's, von denen er sich nach und nach eine kleine Heerde zugezo- gen hatte. Einen Theil der jedesmahligen Milch verwahrt' er in seinem Keller, die Ue- brige genoß er zum Frühstük. Darüber war denn ohngefähr eine Stunde verflossen. Nun legt' er alles, was zu seiner Bewafnung
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theilung der Tagesſtunden. Hier iſt ein Verzeichniß, woraus ihr ſehen koͤnt, wo- zu er jede Stunde gewidmet hatte.
Sobald der Tag anbrach, ſtand er auf, und lief nach der Quelle, um Kopf, Haͤnde, Bruſt und Fuͤſſe zu waſchen. Da er kein Handtuch hatte, ſo muſt' er ſich von der Luft troknen laſſen, welches er dadurch befoͤrderte, daß er jedesmahl in vollem Laufe nach ſeiner Wohnung zuruͤk rante. Dan kleidete er ſich voͤllig an. War dieſes geſchehen, ſo erſtieg er den Huͤgel uͤber ſeiner Hoͤhle, wo er eine freie Ausſicht hatte, warf ſich daſelbſt auf die Knie und verrichtete ein andaͤchtiges Mor- gengebeth, wobei er nie vergaß, Gott um Seegen fuͤr ſeine lieben Eltern zu bitten. Hierauf molk er ſeine Lama's, von denen er ſich nach und nach eine kleine Heerde zugezo- gen hatte. Einen Theil der jedesmahligen Milch verwahrt' er in ſeinem Keller, die Ue- brige genoß er zum Fruͤhſtuͤk. Daruͤber war denn ohngefaͤhr eine Stunde verfloſſen. Nun legt' er alles, was zu ſeiner Bewafnung
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theilung der Tagesſtunden. Hier iſt
ein Verzeichniß, woraus ihr ſehen koͤnt, wo-
zu er jede Stunde gewidmet hatte.
Sobald der Tag anbrach, ſtand er auf,
und lief nach der Quelle, um Kopf, Haͤnde,
Bruſt und Fuͤſſe zu waſchen. Da er kein
Handtuch hatte, ſo muſt' er ſich von der Luft
troknen laſſen, welches er dadurch befoͤrderte,
daß er jedesmahl in vollem Laufe nach ſeiner
Wohnung zuruͤk rante. Dan kleidete er ſich
voͤllig an. War dieſes geſchehen, ſo erſtieg
er den Huͤgel uͤber ſeiner Hoͤhle, wo er eine
freie Ausſicht hatte, warf ſich daſelbſt auf
die Knie und verrichtete ein andaͤchtiges Mor-
gengebeth, wobei er nie vergaß, Gott um
Seegen fuͤr ſeine lieben Eltern zu bitten.
Hierauf molk er ſeine Lama's, von denen er
ſich nach und nach eine kleine Heerde zugezo-
gen hatte. Einen Theil der jedesmahligen
Milch verwahrt' er in ſeinem Keller, die Ue-
brige genoß er zum Fruͤhſtuͤk. Daruͤber war
denn ohngefaͤhr eine Stunde verfloſſen. Nun
legt' er alles, was zu ſeiner Bewafnung
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/37>, abgerufen am 23.11.2024.
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