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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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Gesicht; schon erschien am fernen Horizonte
Robinsons geliebtes Vaterland, bei dessen An-
blik ihm das Herz vor Freude zerspringen wolte;
schon erreichten sie die Mündung der Elbe, als
plözlich ein vom heftigsten Sturme begleitetes
Gewitter ausbrach, wodurch das Schif mit un-
widerstehlicher Gewalt gegen die Küste getrieben
wurde. Alles, was Geschiklichkeit und Fleiß
vermögen, wurde angewandt, um das Schif zu
wenden und wieder die hohe See zu erreichen;
aber umsonst, ein gewaltiger Windstoß vereitelte
alle ihre Bemühungen, riß das Schif dahin und
warf es so unsanft auf eine Sandbank daß der
Boden desselben zertrümmert wurde.

Das Wasser stürzte in demselben Augen-
blikke so unerschöpflich hinein, daß an keine Ret-
tung des Schifs zu denken war, und daß die
Schifsgeselschaft nur noch eben so viel Zeit hatte,
in die Böte zu springen, um, wo möglich, nur
ihr eigenes Leben davon zu tragen. So kam
Robinson mit seinen Gefährten, abermahls
als ein armer Schifbrüchiger, endlich zu Kux-
haven
an, ohne von seinem ganzen Reichthum

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Z 4

Geſicht; ſchon erſchien am fernen Horizonte
Robinſons geliebtes Vaterland, bei deſſen An-
blik ihm das Herz vor Freude zerſpringen wolte;
ſchon erreichten ſie die Muͤndung der Elbe, als
ploͤzlich ein vom heftigſten Sturme begleitetes
Gewitter ausbrach, wodurch das Schif mit un-
widerſtehlicher Gewalt gegen die Kuͤſte getrieben
wurde. Alles, was Geſchiklichkeit und Fleiß
vermoͤgen, wurde angewandt, um das Schif zu
wenden und wieder die hohe See zu erreichen;
aber umſonſt, ein gewaltiger Windſtoß vereitelte
alle ihre Bemuͤhungen, riß das Schif dahin und
warf es ſo unſanft auf eine Sandbank daß der
Boden deſſelben zertruͤmmert wurde.

Das Waſſer ſtuͤrzte in demſelben Augen-
blikke ſo unerſchoͤpflich hinein, daß an keine Ret-
tung des Schifs zu denken war, und daß die
Schifsgeſelſchaft nur noch eben ſo viel Zeit hatte,
in die Boͤte zu ſpringen, um, wo moͤglich, nur
ihr eigenes Leben davon zu tragen. So kam
Robinſon mit ſeinen Gefaͤhrten, abermahls
als ein armer Schifbruͤchiger, endlich zu Kux-
haven
an, ohne von ſeinem ganzen Reichthum

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[359/0365] Geſicht; ſchon erſchien am fernen Horizonte Robinſons geliebtes Vaterland, bei deſſen An- blik ihm das Herz vor Freude zerſpringen wolte; ſchon erreichten ſie die Muͤndung der Elbe, als ploͤzlich ein vom heftigſten Sturme begleitetes Gewitter ausbrach, wodurch das Schif mit un- widerſtehlicher Gewalt gegen die Kuͤſte getrieben wurde. Alles, was Geſchiklichkeit und Fleiß vermoͤgen, wurde angewandt, um das Schif zu wenden und wieder die hohe See zu erreichen; aber umſonſt, ein gewaltiger Windſtoß vereitelte alle ihre Bemuͤhungen, riß das Schif dahin und warf es ſo unſanft auf eine Sandbank daß der Boden deſſelben zertruͤmmert wurde. Das Waſſer ſtuͤrzte in demſelben Augen- blikke ſo unerſchoͤpflich hinein, daß an keine Ret- tung des Schifs zu denken war, und daß die Schifsgeſelſchaft nur noch eben ſo viel Zeit hatte, in die Boͤte zu ſpringen, um, wo moͤglich, nur ihr eigenes Leben davon zu tragen. So kam Robinſon mit ſeinen Gefaͤhrten, abermahls als ein armer Schifbruͤchiger, endlich zu Kux- haven an, ohne von ſeinem ganzen Reichthum ir- Z 4

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/365>, abgerufen am 22.11.2024.