Gesicht; schon erschien am fernen Horizonte Robinsons geliebtes Vaterland, bei dessen An- blik ihm das Herz vor Freude zerspringen wolte; schon erreichten sie die Mündung der Elbe, als plözlich ein vom heftigsten Sturme begleitetes Gewitter ausbrach, wodurch das Schif mit un- widerstehlicher Gewalt gegen die Küste getrieben wurde. Alles, was Geschiklichkeit und Fleiß vermögen, wurde angewandt, um das Schif zu wenden und wieder die hohe See zu erreichen; aber umsonst, ein gewaltiger Windstoß vereitelte alle ihre Bemühungen, riß das Schif dahin und warf es so unsanft auf eine Sandbank daß der Boden desselben zertrümmert wurde.
Das Wasser stürzte in demselben Augen- blikke so unerschöpflich hinein, daß an keine Ret- tung des Schifs zu denken war, und daß die Schifsgeselschaft nur noch eben so viel Zeit hatte, in die Böte zu springen, um, wo möglich, nur ihr eigenes Leben davon zu tragen. So kam Robinson mit seinen Gefährten, abermahls als ein armer Schifbrüchiger, endlich zu Kux- haven an, ohne von seinem ganzen Reichthum
ir-
Z 4
Geſicht; ſchon erſchien am fernen Horizonte Robinſons geliebtes Vaterland, bei deſſen An- blik ihm das Herz vor Freude zerſpringen wolte; ſchon erreichten ſie die Muͤndung der Elbe, als ploͤzlich ein vom heftigſten Sturme begleitetes Gewitter ausbrach, wodurch das Schif mit un- widerſtehlicher Gewalt gegen die Kuͤſte getrieben wurde. Alles, was Geſchiklichkeit und Fleiß vermoͤgen, wurde angewandt, um das Schif zu wenden und wieder die hohe See zu erreichen; aber umſonſt, ein gewaltiger Windſtoß vereitelte alle ihre Bemuͤhungen, riß das Schif dahin und warf es ſo unſanft auf eine Sandbank daß der Boden deſſelben zertruͤmmert wurde.
Das Waſſer ſtuͤrzte in demſelben Augen- blikke ſo unerſchoͤpflich hinein, daß an keine Ret- tung des Schifs zu denken war, und daß die Schifsgeſelſchaft nur noch eben ſo viel Zeit hatte, in die Boͤte zu ſpringen, um, wo moͤglich, nur ihr eigenes Leben davon zu tragen. So kam Robinſon mit ſeinen Gefaͤhrten, abermahls als ein armer Schifbruͤchiger, endlich zu Kux- haven an, ohne von ſeinem ganzen Reichthum
ir-
Z 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0365"n="359"/>
Geſicht; ſchon erſchien am fernen Horizonte<lb/><hirendition="#fr">Robinſons</hi> geliebtes Vaterland, bei deſſen An-<lb/>
blik ihm das Herz vor Freude zerſpringen wolte;<lb/>ſchon erreichten ſie die Muͤndung der Elbe, als<lb/>
ploͤzlich ein vom heftigſten Sturme begleitetes<lb/>
Gewitter ausbrach, wodurch das Schif mit un-<lb/>
widerſtehlicher Gewalt gegen die Kuͤſte getrieben<lb/>
wurde. Alles, was Geſchiklichkeit und Fleiß<lb/>
vermoͤgen, wurde angewandt, um das Schif zu<lb/>
wenden und wieder die hohe See zu erreichen;<lb/>
aber umſonſt, ein gewaltiger Windſtoß vereitelte<lb/>
alle ihre Bemuͤhungen, riß das Schif dahin und<lb/>
warf es ſo unſanft auf eine Sandbank daß der<lb/>
Boden deſſelben zertruͤmmert wurde.</p><lb/><p>Das Waſſer ſtuͤrzte in demſelben Augen-<lb/>
blikke ſo unerſchoͤpflich hinein, daß an keine Ret-<lb/>
tung des Schifs zu denken war, und daß die<lb/>
Schifsgeſelſchaft nur noch eben ſo viel Zeit hatte,<lb/>
in die Boͤte zu ſpringen, um, wo moͤglich, nur<lb/>
ihr eigenes Leben davon zu tragen. So kam<lb/><hirendition="#fr">Robinſon</hi> mit ſeinen Gefaͤhrten, abermahls<lb/>
als ein armer Schifbruͤchiger, endlich zu <hirendition="#fr">Kux-<lb/>
haven</hi> an, ohne von ſeinem ganzen Reichthum<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Z 4</fw><lb/><fwplace="bottom"type="catch">ir-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[359/0365]
Geſicht; ſchon erſchien am fernen Horizonte
Robinſons geliebtes Vaterland, bei deſſen An-
blik ihm das Herz vor Freude zerſpringen wolte;
ſchon erreichten ſie die Muͤndung der Elbe, als
ploͤzlich ein vom heftigſten Sturme begleitetes
Gewitter ausbrach, wodurch das Schif mit un-
widerſtehlicher Gewalt gegen die Kuͤſte getrieben
wurde. Alles, was Geſchiklichkeit und Fleiß
vermoͤgen, wurde angewandt, um das Schif zu
wenden und wieder die hohe See zu erreichen;
aber umſonſt, ein gewaltiger Windſtoß vereitelte
alle ihre Bemuͤhungen, riß das Schif dahin und
warf es ſo unſanft auf eine Sandbank daß der
Boden deſſelben zertruͤmmert wurde.
Das Waſſer ſtuͤrzte in demſelben Augen-
blikke ſo unerſchoͤpflich hinein, daß an keine Ret-
tung des Schifs zu denken war, und daß die
Schifsgeſelſchaft nur noch eben ſo viel Zeit hatte,
in die Boͤte zu ſpringen, um, wo moͤglich, nur
ihr eigenes Leben davon zu tragen. So kam
Robinſon mit ſeinen Gefaͤhrten, abermahls
als ein armer Schifbruͤchiger, endlich zu Kux-
haven an, ohne von ſeinem ganzen Reichthum
ir-
Z 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/365>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.