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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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er, wie er sagte, durch das Bewustsein, das
Unglük eines ehrlichen Mannes abgewandt zu
haben, überflüßig belohnt war.

Von da gingen sie wieder unter Segel, um
nach England zu schiffen. Aber auf dieser Fahrt
ereignete sich ein trauriger Unfal. Der alte
Donnerstag wurde plözlich krank; alle ange-
wandte Bemühungen, ihm zu helfen, waren
vergebens; er starb. Was Freitag dabey litte;
und wie unmäßig er den Tod eines so geliebten
Vaters bejammerte, könt ihr euch vorstellen.
Auch die beiden Lama's konten das Seefahren
nicht ertragen, und starben.

Unterdeß langte das Schif glüklich zu Ports-
mouth,
einem bekanten Hafen in England, an.
Hier hofte Robinson, die Offizierswitwe wieder
vorzufinden, der er die Diamanten zustellen
wolte. Er fand sie; aber in dem aller kläglichsten
Zustande. Da sie seit zwei Jahren von ihrem
verstorbenen Manne ganz und gar keine Unter-
stüzung mehr aus Ostindien erhalten hatte, so
war sie nach und nach mit ihren Kindern in die
allergrößte Armuth versunken. Ihre Leiber

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er, wie er ſagte, durch das Bewuſtſein, das
Ungluͤk eines ehrlichen Mannes abgewandt zu
haben, uͤberfluͤßig belohnt war.

Von da gingen ſie wieder unter Segel, um
nach England zu ſchiffen. Aber auf dieſer Fahrt
ereignete ſich ein trauriger Unfal. Der alte
Donnerſtag wurde ploͤzlich krank; alle ange-
wandte Bemuͤhungen, ihm zu helfen, waren
vergebens; er ſtarb. Was Freitag dabey litte;
und wie unmaͤßig er den Tod eines ſo geliebten
Vaters bejammerte, koͤnt ihr euch vorſtellen.
Auch die beiden Lama's konten das Seefahren
nicht ertragen, und ſtarben.

Unterdeß langte das Schif gluͤklich zu Ports-
mouth,
einem bekanten Hafen in England, an.
Hier hofte Robinſon, die Offizierswitwe wieder
vorzufinden, der er die Diamanten zuſtellen
wolte. Er fand ſie; aber in dem aller klaͤglichſten
Zuſtande. Da ſie ſeit zwei Jahren von ihrem
verſtorbenen Manne ganz und gar keine Unter-
ſtuͤzung mehr aus Oſtindien erhalten hatte, ſo
war ſie nach und nach mit ihren Kindern in die
allergroͤßte Armuth verſunken. Ihre Leiber

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[357/0363] er, wie er ſagte, durch das Bewuſtſein, das Ungluͤk eines ehrlichen Mannes abgewandt zu haben, uͤberfluͤßig belohnt war. Von da gingen ſie wieder unter Segel, um nach England zu ſchiffen. Aber auf dieſer Fahrt ereignete ſich ein trauriger Unfal. Der alte Donnerſtag wurde ploͤzlich krank; alle ange- wandte Bemuͤhungen, ihm zu helfen, waren vergebens; er ſtarb. Was Freitag dabey litte; und wie unmaͤßig er den Tod eines ſo geliebten Vaters bejammerte, koͤnt ihr euch vorſtellen. Auch die beiden Lama's konten das Seefahren nicht ertragen, und ſtarben. Unterdeß langte das Schif gluͤklich zu Ports- mouth, einem bekanten Hafen in England, an. Hier hofte Robinſon, die Offizierswitwe wieder vorzufinden, der er die Diamanten zuſtellen wolte. Er fand ſie; aber in dem aller klaͤglichſten Zuſtande. Da ſie ſeit zwei Jahren von ihrem verſtorbenen Manne ganz und gar keine Unter- ſtuͤzung mehr aus Oſtindien erhalten hatte, ſo war ſie nach und nach mit ihren Kindern in die allergroͤßte Armuth verſunken. Ihre Leiber wa- Z 3

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/363>, abgerufen am 25.11.2024.