zusammen, damit diese durch jene in ihrer Treue bestärkt werden mögten. Unterdeß muste der Schifszimmerman in aller Eile den durchlöcher- ten Boden des einen Boots ausbessern; und da dieses geschehen war, wurden beide Böte in der größten Geschwindigkeit wieder aufs Wasser ge- bracht. Darauf ward beschlossen, daß der Schifs- kapitain das eine, der Steuerman hingegen das andere Boot kommandiren, und daß die Man- schaft unter sie vertheilt werden solte. Alle wur- den mit Gewehr und Munizion versehen, und nachdem darauf Robinson den Schifskapitain umarmt und ihm Glük zu seiner Unternehmung gewünscht hatte, ging jener unter Segel.
Nikolas. Das wundert mich doch, daß Robinson nicht mit ging!
Vater. Es war nicht Furchtsamkeit, son- dern vernünftige Ueberlegung, die ihn zurük hielt. Die Gefangenen hätten losbrechen, hät- ten in seiner Abwesenheit sich der Burg bemäch- tigen können; und dieser einzige sichere Aufent- halt, der zugleich alle Hülfsmittel zu seiner Glükseeligkeit enthielt, war ihm viel zu wich-
tig,
Y 2
zuſammen, damit dieſe durch jene in ihrer Treue beſtaͤrkt werden moͤgten. Unterdeß muſte der Schifszimmerman in aller Eile den durchloͤcher- ten Boden des einen Boots ausbeſſern; und da dieſes geſchehen war, wurden beide Boͤte in der groͤßten Geſchwindigkeit wieder aufs Waſſer ge- bracht. Darauf ward beſchloſſen, daß der Schifs- kapitain das eine, der Steuerman hingegen das andere Boot kommandiren, und daß die Man- ſchaft unter ſie vertheilt werden ſolte. Alle wur- den mit Gewehr und Munizion verſehen, und nachdem darauf Robinſon den Schifskapitain umarmt und ihm Gluͤk zu ſeiner Unternehmung gewuͤnſcht hatte, ging jener unter Segel.
Nikolas. Das wundert mich doch, daß Robinſon nicht mit ging!
Vater. Es war nicht Furchtſamkeit, ſon- dern vernuͤnftige Ueberlegung, die ihn zuruͤk hielt. Die Gefangenen haͤtten losbrechen, haͤt- ten in ſeiner Abweſenheit ſich der Burg bemaͤch- tigen koͤnnen; und dieſer einzige ſichere Aufent- halt, der zugleich alle Huͤlfsmittel zu ſeiner Gluͤkſeeligkeit enthielt, war ihm viel zu wich-
tig,
Y 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0345"n="339"/>
zuſammen, damit dieſe durch jene in ihrer Treue<lb/>
beſtaͤrkt werden moͤgten. Unterdeß muſte der<lb/>
Schifszimmerman in aller Eile den durchloͤcher-<lb/>
ten Boden des einen Boots ausbeſſern; und da<lb/>
dieſes geſchehen war, wurden beide Boͤte in der<lb/>
groͤßten Geſchwindigkeit wieder aufs Waſſer ge-<lb/>
bracht. Darauf ward beſchloſſen, daß der Schifs-<lb/>
kapitain das eine, der Steuerman hingegen das<lb/>
andere Boot kommandiren, und daß die Man-<lb/>ſchaft unter ſie vertheilt werden ſolte. Alle wur-<lb/>
den mit Gewehr und Munizion verſehen, und<lb/>
nachdem darauf <hirendition="#fr">Robinſon</hi> den Schifskapitain<lb/>
umarmt und ihm Gluͤk zu ſeiner Unternehmung<lb/>
gewuͤnſcht hatte, ging jener unter Segel.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Nikolas.</hi> Das wundert mich doch, daß<lb/><hirendition="#fr">Robinſon</hi> nicht mit ging!</p><lb/><p><hirendition="#fr">Vater.</hi> Es war nicht Furchtſamkeit, ſon-<lb/>
dern vernuͤnftige Ueberlegung, die ihn zuruͤk<lb/>
hielt. Die Gefangenen haͤtten losbrechen, haͤt-<lb/>
ten in ſeiner Abweſenheit ſich der Burg bemaͤch-<lb/>
tigen koͤnnen; und dieſer einzige ſichere Aufent-<lb/>
halt, der zugleich alle Huͤlfsmittel zu ſeiner<lb/>
Gluͤkſeeligkeit enthielt, war ihm viel zu wich-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Y 2</fw><lb/><fwplace="bottom"type="catch">tig,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[339/0345]
zuſammen, damit dieſe durch jene in ihrer Treue
beſtaͤrkt werden moͤgten. Unterdeß muſte der
Schifszimmerman in aller Eile den durchloͤcher-
ten Boden des einen Boots ausbeſſern; und da
dieſes geſchehen war, wurden beide Boͤte in der
groͤßten Geſchwindigkeit wieder aufs Waſſer ge-
bracht. Darauf ward beſchloſſen, daß der Schifs-
kapitain das eine, der Steuerman hingegen das
andere Boot kommandiren, und daß die Man-
ſchaft unter ſie vertheilt werden ſolte. Alle wur-
den mit Gewehr und Munizion verſehen, und
nachdem darauf Robinſon den Schifskapitain
umarmt und ihm Gluͤk zu ſeiner Unternehmung
gewuͤnſcht hatte, ging jener unter Segel.
Nikolas. Das wundert mich doch, daß
Robinſon nicht mit ging!
Vater. Es war nicht Furchtſamkeit, ſon-
dern vernuͤnftige Ueberlegung, die ihn zuruͤk
hielt. Die Gefangenen haͤtten losbrechen, haͤt-
ten in ſeiner Abweſenheit ſich der Burg bemaͤch-
tigen koͤnnen; und dieſer einzige ſichere Aufent-
halt, der zugleich alle Huͤlfsmittel zu ſeiner
Gluͤkſeeligkeit enthielt, war ihm viel zu wich-
tig,
Y 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/345>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.