nicht da war. Ich muß es also schon untersu- chen, um den guten Jungen von dieser kindischen Leidenschaft zu heilen."
Unterdeß kam Freitag mit der brennenden Laterne an, und versuchte noch einmahl mit Trä- nen in den Augen seinen Herrn zu bewegen, daß er sich doch nicht in eine so schrekliche Gefahr stürzen mögte, in der er gewiß umkommen wür- de. Aber Robinson kante keine Furcht, so- bald er eine Sache vernünftig überlegt hatte; und ließ sich daher in seinem Vorsaze nicht wan- kend machen. Er bat vielmehr Freitag, gu- tes Muths zu sein, nahm die brennende Laterne in die linke, eine scharf geladene Pistole in die rechte Hand und ging dem Abentheuer beherzt entgegen.
Er hatte kaum den Kopf hineingestekt, als er bei dem schwachen Laternenschein wirklich et- was entdekte, was ihm selbst schaudern machte. Aber er wolte deswegen nicht gleich die Flucht er- greifen, sondern strekte vielmehr die Hand mit der Laterne aus, um das namenlose Unthier deutlicher wahr zu nehmen. Und da sah er denn,
daß
nicht da war. Ich muß es alſo ſchon unterſu- chen, um den guten Jungen von dieſer kindiſchen Leidenſchaft zu heilen.„
Unterdeß kam Freitag mit der brennenden Laterne an, und verſuchte noch einmahl mit Traͤ- nen in den Augen ſeinen Herrn zu bewegen, daß er ſich doch nicht in eine ſo ſchrekliche Gefahr ſtuͤrzen moͤgte, in der er gewiß umkommen wuͤr- de. Aber Robinſon kante keine Furcht, ſo- bald er eine Sache vernuͤnftig uͤberlegt hatte; und ließ ſich daher in ſeinem Vorſaze nicht wan- kend machen. Er bat vielmehr Freitag, gu- tes Muths zu ſein, nahm die brennende Laterne in die linke, eine ſcharf geladene Piſtole in die rechte Hand und ging dem Abentheuer beherzt entgegen.
Er hatte kaum den Kopf hineingeſtekt, als er bei dem ſchwachen Laternenſchein wirklich et- was entdekte, was ihm ſelbſt ſchaudern machte. Aber er wolte deswegen nicht gleich die Flucht er- greifen, ſondern ſtrekte vielmehr die Hand mit der Laterne aus, um das namenloſe Unthier deutlicher wahr zu nehmen. Und da ſah er denn,
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nicht da war. Ich muß es alſo ſchon unterſu-
chen, um den guten Jungen von dieſer kindiſchen
Leidenſchaft zu heilen.„
Unterdeß kam Freitag mit der brennenden
Laterne an, und verſuchte noch einmahl mit Traͤ-
nen in den Augen ſeinen Herrn zu bewegen, daß
er ſich doch nicht in eine ſo ſchrekliche Gefahr
ſtuͤrzen moͤgte, in der er gewiß umkommen wuͤr-
de. Aber Robinſon kante keine Furcht, ſo-
bald er eine Sache vernuͤnftig uͤberlegt hatte;
und ließ ſich daher in ſeinem Vorſaze nicht wan-
kend machen. Er bat vielmehr Freitag, gu-
tes Muths zu ſein, nahm die brennende Laterne
in die linke, eine ſcharf geladene Piſtole in die
rechte Hand und ging dem Abentheuer beherzt
entgegen.
Er hatte kaum den Kopf hineingeſtekt, als
er bei dem ſchwachen Laternenſchein wirklich et-
was entdekte, was ihm ſelbſt ſchaudern machte.
Aber er wolte deswegen nicht gleich die Flucht er-
greifen, ſondern ſtrekte vielmehr die Hand mit
der Laterne aus, um das namenloſe Unthier
deutlicher wahr zu nehmen. Und da ſah er denn,
daß
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/321>, abgerufen am 24.11.2024.
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