0hne daß Freitag esgewagt hatte, seinen Herrn an die Reise nach seiner Heimath zu erinnern; ob er gleich oft, nach vollendeter Arbeit, auf den Berge lief, von wannen er nach der Gegend seiner Geburtsinsel hinse- hen konte, und dan allemahl, wie ein Träumen- der, in tiefen Gedanken da stand und das Unglük beseufzte, von seinem Vater vielleicht auf immer getrent zu sein. Robinson hingegen wolte bis dahin mit Fleiß nicht davon reden, weil er den Wunsch seines Freundes doch nicht eher erfüllen konte, bis sie mit den nöthigsten Einrichtungen, welche ihre neue Lebensart erforderte, würden fertig geworden sein.
Jezt war das Nöthigste gethan; und nun war Robinson der erste, welcher in Vorschlag brachte, daß sie wieder ein Schif bauen wolten, um Freitags Vater abzuhohlen. Die Freude des guten Burschen über diese erfreuliche Nach- richt war wieder eben so groß, als neulich und seine Dankbarkeit gegen Robinson äusserte sich gleichfals auf die nemliche Weise. Die Arbeit wurde also gleich am nächsten Morgen angefan-
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0hne daß Freitag esgewagt hatte, ſeinen Herrn an die Reiſe nach ſeiner Heimath zu erinnern; ob er gleich oft, nach vollendeter Arbeit, auf den Berge lief, von wannen er nach der Gegend ſeiner Geburtsinſel hinſe- hen konte, und dan allemahl, wie ein Traͤumen- der, in tiefen Gedanken da ſtand und das Ungluͤk beſeufzte, von ſeinem Vater vielleicht auf immer getrent zu ſein. Robinſon hingegen wolte bis dahin mit Fleiß nicht davon reden, weil er den Wunſch ſeines Freundes doch nicht eher erfuͤllen konte, bis ſie mit den noͤthigſten Einrichtungen, welche ihre neue Lebensart erforderte, wuͤrden fertig geworden ſein.
Jezt war das Noͤthigſte gethan; und nun war Robinſon der erſte, welcher in Vorſchlag brachte, daß ſie wieder ein Schif bauen wolten, um Freitags Vater abzuhohlen. Die Freude des guten Burſchen uͤber dieſe erfreuliche Nach- richt war wieder eben ſo groß, als neulich und ſeine Dankbarkeit gegen Robinſon aͤuſſerte ſich gleichfals auf die nemliche Weiſe. Die Arbeit wurde alſo gleich am naͤchſten Morgen angefan-
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0hne daß Freitag esgewagt hatte, ſeinen
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er nach der Gegend ſeiner Geburtsinſel hinſe-
hen konte, und dan allemahl, wie ein Traͤumen-
der, in tiefen Gedanken da ſtand und das Ungluͤk
beſeufzte, von ſeinem Vater vielleicht auf immer
getrent zu ſein. Robinſon hingegen wolte bis
dahin mit Fleiß nicht davon reden, weil er den
Wunſch ſeines Freundes doch nicht eher erfuͤllen
konte, bis ſie mit den noͤthigſten Einrichtungen,
welche ihre neue Lebensart erforderte, wuͤrden
fertig geworden ſein.
Jezt war das Noͤthigſte gethan; und nun
war Robinſon der erſte, welcher in Vorſchlag
brachte, daß ſie wieder ein Schif bauen wolten,
um Freitags Vater abzuhohlen. Die Freude
des guten Burſchen uͤber dieſe erfreuliche Nach-
richt war wieder eben ſo groß, als neulich und
ſeine Dankbarkeit gegen Robinſon aͤuſſerte ſich
gleichfals auf die nemliche Weiſe. Die Arbeit
wurde alſo gleich am naͤchſten Morgen angefan-
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/271>, abgerufen am 22.11.2024.
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