Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

Endlich fand er einen grossen Kokusbaum,
der vor Alter schon auf der einen Seite ein
wenig hohl geworden war, und der ihm sehr
tauglich schien, einen kleinen Kahn abzugeben,
wenn er ihn nur umhauen und völlig aushöh-
len könte. Aber einen so nüzlichen Baum,
in der Ungewißheit, ob es ihm auch je gelin-
gen würde ein Schif daraus zu machen, aufs
Gerathewohl zu verderben? -- Er erschrak
vor dem Gedanken, und wuste lange nicht,
was er thun solte? Indeß merkt' er sich die
Stelle, wo er stand, und ging unentschlossen
nach Hause.

Auf seinem Rükwege fand er, was er zu
finden längst gewünscht hatte, ein Papageien-
nest mit flüggen Jungen. Wie groß war
seine Freude über diesen Fund! Aber indem
er hinzutrat, um die Jungen auszunehmen,
flatterten sie alle davon, bis auf einen, den
er glüklich haschte. Er begnügte sich damit,
und eilte froh zu Hause.

Diderich. Was konte denn ein Papa-
gei ihm eben helfen?

Va-
B 3

Endlich fand er einen groſſen Kokusbaum,
der vor Alter ſchon auf der einen Seite ein
wenig hohl geworden war, und der ihm ſehr
tauglich ſchien, einen kleinen Kahn abzugeben,
wenn er ihn nur umhauen und voͤllig aushoͤh-
len koͤnte. Aber einen ſo nuͤzlichen Baum,
in der Ungewißheit, ob es ihm auch je gelin-
gen wuͤrde ein Schif daraus zu machen, aufs
Gerathewohl zu verderben? — Er erſchrak
vor dem Gedanken, und wuſte lange nicht,
was er thun ſolte? Indeß merkt' er ſich die
Stelle, wo er ſtand, und ging unentſchloſſen
nach Hauſe.

Auf ſeinem Ruͤkwege fand er, was er zu
finden laͤngſt gewuͤnſcht hatte, ein Papageien-
neſt mit fluͤggen Jungen. Wie groß war
ſeine Freude uͤber dieſen Fund! Aber indem
er hinzutrat, um die Jungen auszunehmen,
flatterten ſie alle davon, bis auf einen, den
er gluͤklich haſchte. Er begnuͤgte ſich damit,
und eilte froh zu Hauſe.

Diderich. Was konte denn ein Papa-
gei ihm eben helfen?

Va-
B 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0027" n="21"/>
          <p>Endlich fand er einen gro&#x017F;&#x017F;en Kokusbaum,<lb/>
der vor Alter &#x017F;chon auf der einen Seite ein<lb/>
wenig hohl geworden war, und der ihm &#x017F;ehr<lb/>
tauglich &#x017F;chien, einen kleinen Kahn abzugeben,<lb/>
wenn er ihn nur umhauen und vo&#x0364;llig ausho&#x0364;h-<lb/>
len ko&#x0364;nte. Aber einen &#x017F;o nu&#x0364;zlichen Baum,<lb/>
in der Ungewißheit, ob es ihm auch je gelin-<lb/>
gen wu&#x0364;rde ein Schif daraus zu machen, aufs<lb/>
Gerathewohl zu verderben? &#x2014; Er er&#x017F;chrak<lb/>
vor dem Gedanken, und wu&#x017F;te lange nicht,<lb/>
was er thun &#x017F;olte? Indeß merkt' er &#x017F;ich die<lb/>
Stelle, wo er &#x017F;tand, und ging unent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
nach Hau&#x017F;e.</p><lb/>
          <p>Auf &#x017F;einem Ru&#x0364;kwege fand er, was er zu<lb/>
finden la&#x0364;ng&#x017F;t gewu&#x0364;n&#x017F;cht hatte, ein Papageien-<lb/>
ne&#x017F;t mit flu&#x0364;ggen Jungen. Wie groß war<lb/>
&#x017F;eine Freude u&#x0364;ber die&#x017F;en Fund! Aber indem<lb/>
er hinzutrat, um die Jungen auszunehmen,<lb/>
flatterten &#x017F;ie alle davon, bis auf einen, den<lb/>
er glu&#x0364;klich ha&#x017F;chte. Er begnu&#x0364;gte &#x017F;ich damit,<lb/>
und eilte froh zu Hau&#x017F;e.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Diderich.</hi> Was konte denn ein Papa-<lb/>
gei ihm eben helfen?</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">B 3</fw><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Va-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0027] Endlich fand er einen groſſen Kokusbaum, der vor Alter ſchon auf der einen Seite ein wenig hohl geworden war, und der ihm ſehr tauglich ſchien, einen kleinen Kahn abzugeben, wenn er ihn nur umhauen und voͤllig aushoͤh- len koͤnte. Aber einen ſo nuͤzlichen Baum, in der Ungewißheit, ob es ihm auch je gelin- gen wuͤrde ein Schif daraus zu machen, aufs Gerathewohl zu verderben? — Er erſchrak vor dem Gedanken, und wuſte lange nicht, was er thun ſolte? Indeß merkt' er ſich die Stelle, wo er ſtand, und ging unentſchloſſen nach Hauſe. Auf ſeinem Ruͤkwege fand er, was er zu finden laͤngſt gewuͤnſcht hatte, ein Papageien- neſt mit fluͤggen Jungen. Wie groß war ſeine Freude uͤber dieſen Fund! Aber indem er hinzutrat, um die Jungen auszunehmen, flatterten ſie alle davon, bis auf einen, den er gluͤklich haſchte. Er begnuͤgte ſich damit, und eilte froh zu Hauſe. Diderich. Was konte denn ein Papa- gei ihm eben helfen? Va- B 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/27
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/27>, abgerufen am 21.11.2024.