Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

Gotlieb. Hatt' er denn auf seiner Insel
keine Steine?

Vater. Steine in Menge; nur keine
Schleifsteine! Hast du nicht bemerkt, daß diese
von einer besondern Beschaffenheit, nemlich viel
weicher sein müssen, als die andern Steine sind?

Gotlieb. Ja!

Vater. Nun, solcher weichen Sandsteine,
hatt' er auf seiner Insel keine bemerkt; und doch
ist ein Schleifstein für Alle, welche mit schar-
fen Werkzeugen umgehen müssen, ein ungemein
nüzliches und nothwendiges Ding. Er zog ihn
also ohne Bedenken, den Goldkörnern und Dia-
manten vor, die er abermahls zurük ließ.

Ehe sie abfuhren, untersuchte Robinson den
dermahligen Zustand des Schiffes und fand, daß
das Wasser noch etwas höher eingedrungen sei,
und daß die Wellen und das Reiben an den Fel-
sen schon viele Planken an beiden Seiten des
Schiffes losgerissen hätten. Er sahe voraus,
daß der erste sich ereignende Sturm das ganze
Wrak zertrümmern würde. Um destomehr be-
schloß er zu eilen, um von dem noch übrigen

Schifs-

Gotlieb. Hatt' er denn auf ſeiner Inſel
keine Steine?

Vater. Steine in Menge; nur keine
Schleifſteine! Haſt du nicht bemerkt, daß dieſe
von einer beſondern Beſchaffenheit, nemlich viel
weicher ſein muͤſſen, als die andern Steine ſind?

Gotlieb. Ja!

Vater. Nun, ſolcher weichen Sandſteine,
hatt' er auf ſeiner Inſel keine bemerkt; und doch
iſt ein Schleifſtein fuͤr Alle, welche mit ſchar-
fen Werkzeugen umgehen muͤſſen, ein ungemein
nuͤzliches und nothwendiges Ding. Er zog ihn
alſo ohne Bedenken, den Goldkoͤrnern und Dia-
manten vor, die er abermahls zuruͤk ließ.

Ehe ſie abfuhren, unterſuchte Robinſon den
dermahligen Zuſtand des Schiffes und fand, daß
das Waſſer noch etwas hoͤher eingedrungen ſei,
und daß die Wellen und das Reiben an den Fel-
ſen ſchon viele Planken an beiden Seiten des
Schiffes losgeriſſen haͤtten. Er ſahe voraus,
daß der erſte ſich ereignende Sturm das ganze
Wrak zertruͤmmern wuͤrde. Um deſtomehr be-
ſchloß er zu eilen, um von dem noch uͤbrigen

Schifs-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0234" n="228"/>
          <p><hi rendition="#fr">Gotlieb.</hi> Hatt' er denn auf &#x017F;einer In&#x017F;el<lb/>
keine Steine?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> Steine in Menge; nur keine<lb/>
Schleif&#x017F;teine! Ha&#x017F;t du nicht bemerkt, daß die&#x017F;e<lb/>
von einer be&#x017F;ondern Be&#x017F;chaffenheit, nemlich viel<lb/>
weicher &#x017F;ein mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, als die andern Steine &#x017F;ind?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Gotlieb.</hi> Ja!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> Nun, &#x017F;olcher weichen Sand&#x017F;teine,<lb/>
hatt' er auf &#x017F;einer In&#x017F;el keine bemerkt; und doch<lb/>
i&#x017F;t ein Schleif&#x017F;tein fu&#x0364;r Alle, welche mit &#x017F;char-<lb/>
fen Werkzeugen umgehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, ein ungemein<lb/>
nu&#x0364;zliches und nothwendiges Ding. Er zog ihn<lb/>
al&#x017F;o ohne Bedenken, den Goldko&#x0364;rnern und Dia-<lb/>
manten vor, die er abermahls zuru&#x0364;k ließ.</p><lb/>
          <p>Ehe &#x017F;ie abfuhren, unter&#x017F;uchte <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> den<lb/>
dermahligen Zu&#x017F;tand des Schiffes und fand, daß<lb/>
das Wa&#x017F;&#x017F;er noch etwas ho&#x0364;her eingedrungen &#x017F;ei,<lb/>
und daß die Wellen und das Reiben an den Fel-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;chon viele Planken an beiden Seiten des<lb/>
Schiffes losgeri&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tten. Er &#x017F;ahe voraus,<lb/>
daß der er&#x017F;te &#x017F;ich ereignende Sturm das ganze<lb/>
Wrak zertru&#x0364;mmern wu&#x0364;rde. Um de&#x017F;tomehr be-<lb/>
&#x017F;chloß er zu eilen, um von dem noch u&#x0364;brigen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schifs-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[228/0234] Gotlieb. Hatt' er denn auf ſeiner Inſel keine Steine? Vater. Steine in Menge; nur keine Schleifſteine! Haſt du nicht bemerkt, daß dieſe von einer beſondern Beſchaffenheit, nemlich viel weicher ſein muͤſſen, als die andern Steine ſind? Gotlieb. Ja! Vater. Nun, ſolcher weichen Sandſteine, hatt' er auf ſeiner Inſel keine bemerkt; und doch iſt ein Schleifſtein fuͤr Alle, welche mit ſchar- fen Werkzeugen umgehen muͤſſen, ein ungemein nuͤzliches und nothwendiges Ding. Er zog ihn alſo ohne Bedenken, den Goldkoͤrnern und Dia- manten vor, die er abermahls zuruͤk ließ. Ehe ſie abfuhren, unterſuchte Robinſon den dermahligen Zuſtand des Schiffes und fand, daß das Waſſer noch etwas hoͤher eingedrungen ſei, und daß die Wellen und das Reiben an den Fel- ſen ſchon viele Planken an beiden Seiten des Schiffes losgeriſſen haͤtten. Er ſahe voraus, daß der erſte ſich ereignende Sturm das ganze Wrak zertruͤmmern wuͤrde. Um deſtomehr be- ſchloß er zu eilen, um von dem noch uͤbrigen Schifs-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/234
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/234>, abgerufen am 22.12.2024.