Nikolas. Dem Landesherrn? Warum kriegt denn der was davon ab?
Vater, Das ist nun so eine Frage -- die ich euch jezt wohl nicht gut werde beantworten können. Indeß etwas kan ich euch doch darüber sagen, was euch schon jezt begreiflich sein wird. Seht, Kinder, der König, oder der Fürst, oder wie der Landesherr sonst heissen mag, hält auf den Küsten gewisse Leute, die dahin sehen müssen, daß von einem solchen gestrandeten Schif- fe nichts geraubt, sondern alles, was gerettet werden kan, hübsch an einen sichern Ort gebracht werde. Geschähe dieses nicht, so würde der Kaufman, dem die Ladung des Schiffes gehörte, wohl selten etwas davon wieder kriegen, weil die Sachen entweder verderben, oder gestohlen werden würden. Nun kostet es aber dem Lan- desherrn sein Geld, solche Leute, die darnach sehen müssen, zu unterhalten. Es ist also bil- lig, daß dieses von denen wieder erstattet wer- de, denen diese heilsame Anordnung zu Gute komt. Deswegen hat man also festgesezt, daß der dritte Theil der geborgenen Sachen (so
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Nikolas. Dem Landesherrn? Warum kriegt denn der was davon ab?
Vater, Das iſt nun ſo eine Frage — die ich euch jezt wohl nicht gut werde beantworten koͤnnen. Indeß etwas kan ich euch doch daruͤber ſagen, was euch ſchon jezt begreiflich ſein wird. Seht, Kinder, der Koͤnig, oder der Fuͤrſt, oder wie der Landesherr ſonſt heiſſen mag, haͤlt auf den Kuͤſten gewiſſe Leute, die dahin ſehen muͤſſen, daß von einem ſolchen geſtrandeten Schif- fe nichts geraubt, ſondern alles, was gerettet werden kan, huͤbſch an einen ſichern Ort gebracht werde. Geſchaͤhe dieſes nicht, ſo wuͤrde der Kaufman, dem die Ladung des Schiffes gehoͤrte, wohl ſelten etwas davon wieder kriegen, weil die Sachen entweder verderben, oder geſtohlen werden wuͤrden. Nun koſtet es aber dem Lan- desherrn ſein Geld, ſolche Leute, die darnach ſehen muͤſſen, zu unterhalten. Es iſt alſo bil- lig, daß dieſes von denen wieder erſtattet wer- de, denen dieſe heilſame Anordnung zu Gute komt. Deswegen hat man alſo feſtgeſezt, daß der dritte Theil der geborgenen Sachen (ſo
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Nikolas. Dem Landesherrn? Warum
kriegt denn der was davon ab?
Vater, Das iſt nun ſo eine Frage — die
ich euch jezt wohl nicht gut werde beantworten
koͤnnen. Indeß etwas kan ich euch doch daruͤber
ſagen, was euch ſchon jezt begreiflich ſein wird.
Seht, Kinder, der Koͤnig, oder der Fuͤrſt,
oder wie der Landesherr ſonſt heiſſen mag, haͤlt
auf den Kuͤſten gewiſſe Leute, die dahin ſehen
muͤſſen, daß von einem ſolchen geſtrandeten Schif-
fe nichts geraubt, ſondern alles, was gerettet
werden kan, huͤbſch an einen ſichern Ort gebracht
werde. Geſchaͤhe dieſes nicht, ſo wuͤrde der
Kaufman, dem die Ladung des Schiffes gehoͤrte,
wohl ſelten etwas davon wieder kriegen, weil
die Sachen entweder verderben, oder geſtohlen
werden wuͤrden. Nun koſtet es aber dem Lan-
desherrn ſein Geld, ſolche Leute, die darnach
ſehen muͤſſen, zu unterhalten. Es iſt alſo bil-
lig, daß dieſes von denen wieder erſtattet wer-
de, denen dieſe heilſame Anordnung zu Gute
komt. Deswegen hat man alſo feſtgeſezt, daß
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/214>, abgerufen am 22.11.2024.
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