Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

binson eine Flamme, welche baumhoch empor
loderte. Seine Augen waren darauf unver-
rükt nach dem Schiffe gerichtet, weil er alle
Augenblikke erwartete, daß ein Boot abstoßen
und zu ihnen kommen würde. Aber kein Boot
wolte sich sehen lassen.

Endlich, da das Feuer schon eine Stunde
vergeblich gebrant hatte, that Freitag den Vor-
schlag, er wolle, so weit es auch immer wäre,
hinschwimmen, und den Leuten sagen, daß sie
herkommen solten. Robinson umarmte ihn
dafür, und bat ihn, doch ja für die Erhaltung
seines Lebens dabei besorgt zu sein. Freitag
warf darauf seine Mattenkleidung ab, brach ei-
nen grünen Zweig ab, den er in den Mund
nahm, und sprang herzhaft ins Wasser. Ro-
binsons
wärmste Seegenswünsche begleiteten
ihn.

Lotte. Was wolt' er denn mit dem grü-
nen Zweige machen?

Vater. Ein grüner Zweig ist bei den Wil-
den ein Zeichen des Friedens; und wer so sich
ihnen nähert, dem pflegen sie nichts zu Leide zu

thun.
N 2

binſon eine Flamme, welche baumhoch empor
loderte. Seine Augen waren darauf unver-
ruͤkt nach dem Schiffe gerichtet, weil er alle
Augenblikke erwartete, daß ein Boot abſtoßen
und zu ihnen kommen wuͤrde. Aber kein Boot
wolte ſich ſehen laſſen.

Endlich, da das Feuer ſchon eine Stunde
vergeblich gebrant hatte, that Freitag den Vor-
ſchlag, er wolle, ſo weit es auch immer waͤre,
hinſchwimmen, und den Leuten ſagen, daß ſie
herkommen ſolten. Robinſon umarmte ihn
dafuͤr, und bat ihn, doch ja fuͤr die Erhaltung
ſeines Lebens dabei beſorgt zu ſein. Freitag
warf darauf ſeine Mattenkleidung ab, brach ei-
nen gruͤnen Zweig ab, den er in den Mund
nahm, und ſprang herzhaft ins Waſſer. Ro-
binſons
waͤrmſte Seegenswuͤnſche begleiteten
ihn.

Lotte. Was wolt' er denn mit dem gruͤ-
nen Zweige machen?

Vater. Ein gruͤner Zweig iſt bei den Wil-
den ein Zeichen des Friedens; und wer ſo ſich
ihnen naͤhert, dem pflegen ſie nichts zu Leide zu

thun.
N 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0201" n="195"/><hi rendition="#fr">bin&#x017F;on</hi> eine Flamme, welche baumhoch empor<lb/>
loderte. Seine Augen waren darauf unver-<lb/>
ru&#x0364;kt nach dem Schiffe gerichtet, weil er alle<lb/>
Augenblikke erwartete, daß ein Boot ab&#x017F;toßen<lb/>
und zu ihnen kommen wu&#x0364;rde. Aber kein Boot<lb/>
wolte &#x017F;ich &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Endlich, da das Feuer &#x017F;chon eine Stunde<lb/>
vergeblich gebrant hatte, that <hi rendition="#fr">Freitag</hi> den Vor-<lb/>
&#x017F;chlag, er wolle, &#x017F;o weit es auch immer wa&#x0364;re,<lb/>
hin&#x017F;chwimmen, und den Leuten &#x017F;agen, daß &#x017F;ie<lb/>
herkommen &#x017F;olten. <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> umarmte ihn<lb/>
dafu&#x0364;r, und bat ihn, doch ja fu&#x0364;r die Erhaltung<lb/>
&#x017F;eines Lebens dabei be&#x017F;orgt zu &#x017F;ein. <hi rendition="#fr">Freitag</hi><lb/>
warf darauf &#x017F;eine Mattenkleidung ab, brach ei-<lb/>
nen gru&#x0364;nen Zweig ab, den er in den Mund<lb/>
nahm, und &#x017F;prang herzhaft ins Wa&#x017F;&#x017F;er. <hi rendition="#fr">Ro-<lb/>
bin&#x017F;ons</hi> wa&#x0364;rm&#x017F;te Seegenswu&#x0364;n&#x017F;che begleiteten<lb/>
ihn.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Lotte.</hi> Was wolt' er denn mit dem gru&#x0364;-<lb/>
nen Zweige machen?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> Ein gru&#x0364;ner Zweig i&#x017F;t bei den Wil-<lb/>
den ein Zeichen des Friedens; und wer &#x017F;o &#x017F;ich<lb/>
ihnen na&#x0364;hert, dem pflegen &#x017F;ie nichts zu Leide zu<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 2</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">thun.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0201] binſon eine Flamme, welche baumhoch empor loderte. Seine Augen waren darauf unver- ruͤkt nach dem Schiffe gerichtet, weil er alle Augenblikke erwartete, daß ein Boot abſtoßen und zu ihnen kommen wuͤrde. Aber kein Boot wolte ſich ſehen laſſen. Endlich, da das Feuer ſchon eine Stunde vergeblich gebrant hatte, that Freitag den Vor- ſchlag, er wolle, ſo weit es auch immer waͤre, hinſchwimmen, und den Leuten ſagen, daß ſie herkommen ſolten. Robinſon umarmte ihn dafuͤr, und bat ihn, doch ja fuͤr die Erhaltung ſeines Lebens dabei beſorgt zu ſein. Freitag warf darauf ſeine Mattenkleidung ab, brach ei- nen gruͤnen Zweig ab, den er in den Mund nahm, und ſprang herzhaft ins Waſſer. Ro- binſons waͤrmſte Seegenswuͤnſche begleiteten ihn. Lotte. Was wolt' er denn mit dem gruͤ- nen Zweige machen? Vater. Ein gruͤner Zweig iſt bei den Wil- den ein Zeichen des Friedens; und wer ſo ſich ihnen naͤhert, dem pflegen ſie nichts zu Leide zu thun. N 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/201
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/201>, abgerufen am 22.11.2024.