ein Opfer ihres abscheulichen Menschenhungers werden müstest? Er konte sich nicht enthalten, diese Besorgniß seinem Freunde mitzutheilen. Aber Freitag versicherte ihn bei Allem, was heilig ist, daß er nichts zu besorgen habe; er kenne seine Landsleute zu gut und wisse daher mit völliger Gewißheit, daß sie keinem etwas zu Leide thäten, der nicht ihr Feind sei. Ro- binson war überzeugt, daß er dies nicht sagen würde, wenn's nicht so wäre. Er unterdrükte also alle ängstliche Sorgsamkeit, traute der Ehr- lichkeit seines Freundes, und beschloß, am fol- genden Morgen in Gottes Nahmen mit ihm abzufahren.
Sie hatten in dieser Absicht den Kahn, der bis dahin auf den Strand gezogen war, wieder aufs Wasser gebracht und an einer in die Erde gestrekten Stange befestiget. Den Abend brach- ten sie damit zu, Kartoffeln zu braten und an- dere Speisen zuzurichten, die sie mitnehmen wolten, um sich wenigstens auf acht Tage mit Proviant zu versorgen. Freitag zeigte bei die- ser Gelegenheit, daß er auch in der Kochkunst
so
ein Opfer ihres abſcheulichen Menſchenhungers werden muͤſteſt? Er konte ſich nicht enthalten, dieſe Beſorgniß ſeinem Freunde mitzutheilen. Aber Freitag verſicherte ihn bei Allem, was heilig iſt, daß er nichts zu beſorgen habe; er kenne ſeine Landsleute zu gut und wiſſe daher mit voͤlliger Gewißheit, daß ſie keinem etwas zu Leide thaͤten, der nicht ihr Feind ſei. Ro- binſon war uͤberzeugt, daß er dies nicht ſagen wuͤrde, wenn's nicht ſo waͤre. Er unterdruͤkte alſo alle aͤngſtliche Sorgſamkeit, traute der Ehr- lichkeit ſeines Freundes, und beſchloß, am fol- genden Morgen in Gottes Nahmen mit ihm abzufahren.
Sie hatten in dieſer Abſicht den Kahn, der bis dahin auf den Strand gezogen war, wieder aufs Waſſer gebracht und an einer in die Erde geſtrekten Stange befeſtiget. Den Abend brach- ten ſie damit zu, Kartoffeln zu braten und an- dere Speiſen zuzurichten, die ſie mitnehmen wolten, um ſich wenigſtens auf acht Tage mit Proviant zu verſorgen. Freitag zeigte bei die- ſer Gelegenheit, daß er auch in der Kochkunſt
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ein Opfer ihres abſcheulichen Menſchenhungers
werden muͤſteſt? Er konte ſich nicht enthalten,
dieſe Beſorgniß ſeinem Freunde mitzutheilen.
Aber Freitag verſicherte ihn bei Allem, was
heilig iſt, daß er nichts zu beſorgen habe; er
kenne ſeine Landsleute zu gut und wiſſe daher
mit voͤlliger Gewißheit, daß ſie keinem etwas
zu Leide thaͤten, der nicht ihr Feind ſei. Ro-
binſon war uͤberzeugt, daß er dies nicht ſagen
wuͤrde, wenn's nicht ſo waͤre. Er unterdruͤkte
alſo alle aͤngſtliche Sorgſamkeit, traute der Ehr-
lichkeit ſeines Freundes, und beſchloß, am fol-
genden Morgen in Gottes Nahmen mit ihm
abzufahren.
Sie hatten in dieſer Abſicht den Kahn, der
bis dahin auf den Strand gezogen war, wieder
aufs Waſſer gebracht und an einer in die Erde
geſtrekten Stange befeſtiget. Den Abend brach-
ten ſie damit zu, Kartoffeln zu braten und an-
dere Speiſen zuzurichten, die ſie mitnehmen
wolten, um ſich wenigſtens auf acht Tage mit
Proviant zu verſorgen. Freitag zeigte bei die-
ſer Gelegenheit, daß er auch in der Kochkunſt
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/188>, abgerufen am 24.11.2024.
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